Nachruf auf den TV-Schauspieler Karl-Heinz Vosgerau: Meister des exakten Spiels

Er hat die Fernsehfans viele Jahre lang begleitet: Karl-Heinz Vosgerau spielte in „Derrick“ und „Traumschiff“, aber auch in Filmen von Peter Zadek und Rainer Werner Fassbinder. Nun ist er gestorben – ein Nachruf.
Stuttgart - „Alte Schule“ – so sagt man doch, wenn Menschen Qualitäten aufweisen, die früher einmal als Standard galten, im Lauf der Zeit aber abhandengekommen sind. Beim Schauspieler Karl-Heinz Vosgerau kommt das Prädikat jedenfalls sofort in den Sinn. Vom Beginn der 1970er Jahre an bis weit in die 2000er war der gebürtige Kieler in zig TV-Produktionen zu erleben. Und mochten diese auch noch so routiniert klischeehaft daherkommen wie „Derrick“, „Schwarzwaldklinik“, „Hotel Paradies“ oder „Das Erbe der Guldenburgs“– mit seiner tiefen, sonoren Stimme, seiner Aura des Grandseigneurs und seinem exakten, leisen, auf Zwischentöne hin pointierten Stil war er stets ein Anker zwischen all den Plattitüden und Albernheiten der anderen.
In jener früheren TV-Ära, an die wir da gerade erinnern, schöpfte man bei der Besetzung noch tief aus dem Theater. Vosgerau, gebürtiger Kieler, hatte neben der Schauspielschule noch Privatunterricht bei Bernhard Minetti genossen, war engagiert auf den Theaterbühnen in Düsseldorf, Wuppertal, Hamburg, Berlin. Theaterregisseur Peter Zadek besetzte ihn in seinen Filmen; Volker Schlöndorff in der „verlorenen Ehre der Katharina Blum“; Rainer Werner Fassbinder wusste natürlich auch seine Qualitäten zu schätzen. Es gibt große Auftritte, weiter gültige Bilder in Fassbinders TV-Werken „Acht Stunden sind kein Tag“ und „Welt am Draht“. Wenn man sich an Vosgeraus Können erinnert, wird schmerzlich bewusst, wie oft das längst globale Medium solche Schauspielerqualität heute vermissen lässt. Eben die „alte Schule“. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Karl-Heinz Vosgerau am 4. Januar im Alter von 93 Jahren gestorben.
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