Haydée habe er denn auch an sein Krankenbett gerufen, heißt es. Als sie dort eintraf, soll er nicht mehr bei Bewusstsein gewesen sein. Aber Vladimir Klos, ehedem Erster Solist beim Stuttgarter Ballett und nun Professor an der Akademie des Tanzes Mannheim, habe ihn noch besucht, bevor er überraschend in die Klinik eingeliefert wurde, erzählt Klos’ Frau Birgit Keil, einst Erste Ballerina beim Stuttgarter Ballett und nun Leiterin des Ballett des Badischen Staatstheaters sowie der Akademie des Tanzes Mannheim. „Ricky hat von den Zeiten in Stuttgart gesprochen.“

 

Dort tanzte Cragun über dreißig Jahre. 1962 hatte ihn der Ballettchef John Cranko nach Stuttgart geholt, bereits 1965 wurde er zum Ersten Solisten ernannt. Auch Keil war häufig seine Tanzpartnerin. „Es ist, als ob ich einen Bruder verloren hätte“, beschreibt sie. „Ricky war ein wunderbarer Bühnenpartner, ich konnte mit geschlossenen Augen tanzen. Er hat zu unser aller Erfolg beigetragen.“ Für sie ist „Initialen R.B.M.E.“ denn auch das ikonografische Werk dazu: Cranko choreografierte es seinen Tanzikonen, welche von Anfang an der Erfolgstory beteiligt waren, auf den Leib: Ricky Cragun, Birgit Keil, Marcia Haydée und Egon Madsen. „Cranko hat unsere Persönlichkeiten und Fähigkeiten aufgenommen und das Wirken seines Ensembles manifestiert“, so Keil. Dass nun einer davon fehle, reiße ein tiefes Loch in das Tableau.

Ein Stück Ballettgeschichte

So sieht das auch Rainer Woihsyk, der Vorsitzende der Noverre-Gesellschaft, die alljährlich jungen Choreografen die Chance gibt, eigene Werke auf der Bühne vorzustellen. „Er war ja nicht mehr in Stuttgart, aber es gab Kontakt – jetzt geht das nicht mehr, es ist endgültig“, so Woihsyk. „Ricky hat ein Stück Ballettgeschichte geschrieben: Als Tänzer wie als Mensch hatte er eine wunderbare kooperative Art.“ Nie hätte er gegebene Dinge als gegeben hingenommen, ob Garderobiere, Kostümbilder oder Pförtner, er habe die Arbeit von jedem gewürdigt und jeden mit Respekt behandelt. Wie Keil und Anderson ist er froh, dass „Ricky“ noch vergangenes Frühjahr den fünfzigsten Geburtstag des Stuttgarter Balletts mitfeierte.

Bis dahin hatte Cragun einige persönliche wie gesundheitliche Rückschläge überstanden. Nachdem er von 1996 bis 1999 Ballettdirektor an der Deutschen Oper in Berlin gewesen war, leitete er in seiner Wahlheimat Brasilien von 2002 bis 2005 die Ballettkompanie des Teatro Municipal in Rio de Janeiro, von 2003 bis 2004 das dortige Ballett des Stadttheaters. Mit seinem Lebensgefährten Roberto de Oliveira, Ex-Hauschoreograf beim Stuttgarter Ballett, eröffnete er – siehe Zweittext – eine Kompanie samt Schule für Kinder aus den Armenvierteln, den Favelas.

„Es ist endgültig“

Haydée habe er denn auch an sein Krankenbett gerufen, heißt es. Als sie dort eintraf, soll er nicht mehr bei Bewusstsein gewesen sein. Aber Vladimir Klos, ehedem Erster Solist beim Stuttgarter Ballett und nun Professor an der Akademie des Tanzes Mannheim, habe ihn noch besucht, bevor er überraschend in die Klinik eingeliefert wurde, erzählt Klos’ Frau Birgit Keil, einst Erste Ballerina beim Stuttgarter Ballett und nun Leiterin des Ballett des Badischen Staatstheaters sowie der Akademie des Tanzes Mannheim. „Ricky hat von den Zeiten in Stuttgart gesprochen.“

Dort tanzte Cragun über dreißig Jahre. 1962 hatte ihn der Ballettchef John Cranko nach Stuttgart geholt, bereits 1965 wurde er zum Ersten Solisten ernannt. Auch Keil war häufig seine Tanzpartnerin. „Es ist, als ob ich einen Bruder verloren hätte“, beschreibt sie. „Ricky war ein wunderbarer Bühnenpartner, ich konnte mit geschlossenen Augen tanzen. Er hat zu unser aller Erfolg beigetragen.“ Für sie ist „Initialen R.B.M.E.“ denn auch das ikonografische Werk dazu: Cranko choreografierte es seinen Tanzikonen, welche von Anfang an der Erfolgstory beteiligt waren, auf den Leib: Ricky Cragun, Birgit Keil, Marcia Haydée und Egon Madsen. „Cranko hat unsere Persönlichkeiten und Fähigkeiten aufgenommen und das Wirken seines Ensembles manifestiert“, so Keil. Dass nun einer davon fehle, reiße ein tiefes Loch in das Tableau.

Ein Stück Ballettgeschichte

So sieht das auch Rainer Woihsyk, der Vorsitzende der Noverre-Gesellschaft, die alljährlich jungen Choreografen die Chance gibt, eigene Werke auf der Bühne vorzustellen. „Er war ja nicht mehr in Stuttgart, aber es gab Kontakt – jetzt geht das nicht mehr, es ist endgültig“, so Woihsyk. „Ricky hat ein Stück Ballettgeschichte geschrieben: Als Tänzer wie als Mensch hatte er eine wunderbare kooperative Art.“ Nie hätte er gegebene Dinge als gegeben hingenommen, ob Garderobiere, Kostümbilder oder Pförtner, er habe die Arbeit von jedem gewürdigt und jeden mit Respekt behandelt. Wie Keil und Anderson ist er froh, dass „Ricky“ noch vergangenes Frühjahr den fünfzigsten Geburtstag des Stuttgarter Balletts mitfeierte.

Bis dahin hatte Cragun einige persönliche wie gesundheitliche Rückschläge überstanden. Nachdem er von 1996 bis 1999 Ballettdirektor an der Deutschen Oper in Berlin gewesen war, leitete er in seiner Wahlheimat Brasilien von 2002 bis 2005 die Ballettkompanie des Teatro Municipal in Rio de Janeiro, von 2003 bis 2004 das dortige Ballett des Stadttheaters. Mit seinem Lebensgefährten Roberto de Oliveira, Ex-Hauschoreograf beim Stuttgarter Ballett, eröffnete er – siehe Zweittext – eine Kompanie samt Schule für Kinder aus den Armenvierteln, den Favelas.

So erinnert man sich an ihn nicht nur in Rio oder Stuttgart, sondern auch in Berlin. Cragun sei eine der großen starken Tänzerpersönlichkeiten der zweiten Jahrhunderthälfte in Deutschland gewesen, ein offener, großzügiger Charakter, der dem klassischen Handlungsballett als auch mit den dynamischen Innovationen in Ballett und zeitgenössischem Tanz verbunden gewesen sei, so Johannes Odenthal, der Programmbeauftragte der Akademie der Künste Berlin. „Dank seiner Souveränität als Ballettstar pflegte er eine affektive Nähe zu radikalen, kulturell und politisch engagierten Positionen im Tanz. Auch in seiner Berliner Zeit als Ballettdirektor ging er diesen Weg zwischen künstlerischem klassischem Erbe und Recherche.“