Klaus Brodbeck erweiterte den Landwirtschaftsbetrieb in Möhringen unter anderem um Mietgärten. Aber nicht nur deshalb war er im Stadtbezirk und darüber hinaus bekannt. Foto: Robin Rudel
Völlig überraschend ist der Landwirt Klaus Brodbeck im Alter von nur 62 Jahren verstorben. Einen seiner letzten großen Wünsche konnte er sich nicht mehr erfüllen.
Mit dem Gedicht „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff beginnt die Traueranzeige für Klaus Brodbeck. Seine Familie hat es für ihn ausgesucht, er habe es immer sehr gemocht. Der Landwirt aus Stuttgart-Möhringen ist am 9. September im Alter von nur 62 Jahren verstorben – zu Hause, vollkommen unerwartet, vermutlich an einem Herzinfarkt, heißt es auf der Facebook-Seite von „Bauer Klaus“. „Wir wissen, dass viele an uns denken – bitte respektiert unseren Wunsch nach Privatsphäre und seht von Rückfragen und Beileidsbekundungen ab“, schreiben dort die Hinterbliebenen. Klaus Brodbeck hinterlässt seine Frau, drei Kinder und seine Mutter.
Nicht nur als Landwirt, sondern vor allem wegen seines ehrenamtlichen Engagements war Klaus Brodbeck weit über den Stadtbezirk hinaus bekannt und geschätzt. Viele Menschen sind an diesem Donnerstag bei der Beerdigung auf dem Friedhof in Stuttgart-Möhringen. Offizielle Reden gibt es nicht, stattdessen sprechen treue Freunde und Wegbegleiter.
Seit vielen Generationen betreibt die Familie Brodbeck Landwirtschaft in Möhringen. Klaus Brodbeck wurde am 25. März 1963 als zweiter Sohn von Ruth und Eberhard Brodbeck geboren. Seine Kindheit verbrachte er auf dem Bauernhof am Kauslerweg in Möhringen. Nach dem Abitur 1982 machte er eine Lehre auf dem elterlichen Betrieb und begann danach sein Landwirtschaftsstudium in Nürtingen.
Klaus Brodbeck entwickelte den Hof weiter zu einem Biobetrieb
Anschließend stieg Klaus Brodbeck in den Betrieb seiner Eltern ein, den er später übernahm. Als „Bauer Klaus“ fand er in Möhringen seinen eigenen Weg. Er war immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten für den Hof. Er gründete den Hofladen, und er traf die für ihn selbst schwere unternehmerische Entscheidung, das Milchvieh abzuschaffen. Seitdem stehen Pensionspferde im ehemaligen Laufstall. Den Hof entwickelte er weiter zu einem Biobetrieb mit Fokus auf dem Gemüseanbau.
Auf den Blumenfeldern der Familie Brodbeck können sich die Kunden selbst einen Strauß zusammenstellen. Unter dem Namen „Meine Ernte“ vermietet „Bauer Klaus“ fertig eingesäte Stückle an Hobbygärtner, die dort buchstäblich ackern und die Früchte ihrer Arbeit ernten. Trotz der vielen Herausforderungen liebte Klaus Brodbeck seinen Beruf. Bauer zu sein, war für ihn nie Arbeit, es war sein Leben. Die Tradition wird fortgeführt, Klaus Brodbecks Sohn ist bereits in den Betrieb eingestiegen.
Zudem engagierte sich Klaus Brodbeck ehrenamtlich. Viele Jahre lang war er beim Bauernverband, in der Tierseuchenkasse und im Gutachterausschuss der Stadt Stuttgart aktiv. Auch beim CVJM Möhringen, wo er seit seiner Konfirmation eine zweite Heimat gefunden hatte, packte er mit an und half zum Beispiel bei der Christbaumsammlung oder lud zur Felderrundfahrt ein.
Klaus Brodbeck engagierte sich unter anderem im CVJM, half bei der Christbaumsammlung und lud zur Felderrundfahrt ein. Foto: Lichtgut
Gemeinschaft und Zusammenhalt, diese Dinge waren Klaus Brodbeck zeit seines Lebens wichtig. Eines seiner Herzensprojekte war zuletzt das „Haus Salem“. Zusammen mit seiner Frau Susanne Auwärter-Brodbeck und einer Handvoll Gleichgesinnter baute er unter diesem Namen ein genossenschaftliches Wohnprojekt in Freudenstadt auf. Das Ziel: Als Gemeinschaft füreinander da sein und sich gegenseitig stützen, gemeinsam älter werden und doch genügend Privatsphäre haben.
Im Haus Salem wollte Klaus Brodbeck seinen Lebensabend verbringen. Es „ist für mich ein Sehnsuchtsort. Ich freue mich darauf, dort nach meinem anstrengenden Berufsleben anzukommen“, wird er auf der Internetseite zitiert. Doch der Lebensabend in Freudenstadt war ihm nicht vergönnt.