Getrieben war Oscar Niemeyer zeit seines Lebens nicht nur von der Suche nach Schönheit, sondern auch vom Kampf um Gerechtigkeit und dem idealistischen Streben nach einer besseren Welt. „Das Leben ist wichtiger als Architektur“, sagte der überzeugte Marxist. Eines Tages werde „die Welt gerechter sein und das Leben auf eine höhere Ebene stellen, es wird dann nicht mehr von Regierungen und herrschenden Klassen begrenzt sein“. Die Architektur könne der Welt jedoch „einen humaneren Sinn“ geben.

 

Nach der Machtergreifung des Militärs in Brasilien erhielt er als Mitglied der Kommunistischen Partei 1964 Berufsverbot, wurde mehrfach verhaftet und ging schließlich freiwillig ins Exil nach Europa. In dieser Zeit realisierte er unter anderem ein Gebäude für die KP Frankreichs in Paris (1967 –1972), das Verlagsgebäude Mondadori in Mailand (1968) sowie ein Kulturzentrum in Le Havre (1972).

Erst 1982 kehrte er endgültig in sein Heimatland zurück, wo er sogleich das Bauen wieder aufnahm. Bis 1984 entstanden unter anderem ein Indianer-Museum in Brasilia, Denkmäler für den früheren Präsidenten Kubitschek sowie Folteropfer lateinamerikanischer Diktaturen und das „Sambódromo“ für den Karneval in Rio. 1996 wurde das an ein Ufo erinnernde Museum für zeitgenössische Kunst in Niterói eröffnet, 2002 ein weiteres Museum in Curitiba, 2004 und 2005 entstanden nach seinen Plänen eine Konzerthalle und ein Auditorium in São Paulo.

Walter Gropius krittelte an Niemeyers Architektur herum

Das Werkverzeichnis des Architekten umfasst mehr als sechshundert Bauten, darunter auch zahllose Schulen. In Deutschland konnte er nur ein Projekt verwirklichen: ein Wohnhaus für die Internationale Bauausstellung IBA 1957 im Berliner Hansaviertel. Ein 2005 geplantes Erlebnisbad in Potsdam blieb dagegen unrealisiert.

1953 fand die internationale Kunstbiennale in São Paulo erstmals in Niemeyers Biennale-Pavillon statt. Danach erhielt er den wichtigsten Auftrag seines Lebens: Er wurde zum Chefarchitekten der neugegründeten Hauptstadt Brasilia berufen. Die Absicht, den Regierungssitz von der Küste ins Landesinnere zu verlegen, hatte damals schon lang bestanden. Der 1956 neugewählte Präsident Juscelino Kubitschek setzte das Projekt innerhalb kürzester Zeit um. Costa gewann den städtebaulichen Wettbewerb, Niemeyer entwarf alle öffentlichen Gebäude, wieder arbeiteten beide im Team zusammen.

Es entstand eine Hauptstadt vom Reißbrett, auf einer Hochebene mitten im Nichts. Die Stadtgestalt basiert auf der Grundrissform eines Flugzeugs mit einer linearen und einer gekrümmten Achse. Markantester Punkt ist der Platz der drei Gewalten, auf dem der Nationalkongress mit kuppelförmigem Senatssaal, schalenförmigem Abgeordnetensaal und zwei schlanken Verwaltungshochhäusern steht.

„Das Leben ist wichtiger als Architektur“

Getrieben war Oscar Niemeyer zeit seines Lebens nicht nur von der Suche nach Schönheit, sondern auch vom Kampf um Gerechtigkeit und dem idealistischen Streben nach einer besseren Welt. „Das Leben ist wichtiger als Architektur“, sagte der überzeugte Marxist. Eines Tages werde „die Welt gerechter sein und das Leben auf eine höhere Ebene stellen, es wird dann nicht mehr von Regierungen und herrschenden Klassen begrenzt sein“. Die Architektur könne der Welt jedoch „einen humaneren Sinn“ geben.

Nach der Machtergreifung des Militärs in Brasilien erhielt er als Mitglied der Kommunistischen Partei 1964 Berufsverbot, wurde mehrfach verhaftet und ging schließlich freiwillig ins Exil nach Europa. In dieser Zeit realisierte er unter anderem ein Gebäude für die KP Frankreichs in Paris (1967 –1972), das Verlagsgebäude Mondadori in Mailand (1968) sowie ein Kulturzentrum in Le Havre (1972).

Erst 1982 kehrte er endgültig in sein Heimatland zurück, wo er sogleich das Bauen wieder aufnahm. Bis 1984 entstanden unter anderem ein Indianer-Museum in Brasilia, Denkmäler für den früheren Präsidenten Kubitschek sowie Folteropfer lateinamerikanischer Diktaturen und das „Sambódromo“ für den Karneval in Rio. 1996 wurde das an ein Ufo erinnernde Museum für zeitgenössische Kunst in Niterói eröffnet, 2002 ein weiteres Museum in Curitiba, 2004 und 2005 entstanden nach seinen Plänen eine Konzerthalle und ein Auditorium in São Paulo.

Walter Gropius krittelte an Niemeyers Architektur herum

Das Werkverzeichnis des Architekten umfasst mehr als sechshundert Bauten, darunter auch zahllose Schulen. In Deutschland konnte er nur ein Projekt verwirklichen: ein Wohnhaus für die Internationale Bauausstellung IBA 1957 im Berliner Hansaviertel. Ein 2005 geplantes Erlebnisbad in Potsdam blieb dagegen unrealisiert.

Mit dem Pritzker-Preis, den er sich 1988 mit Gordon Bunshaft teilte, und dem Praemium Imperiale im Jahr 2003 erhielt Niemeyer neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen die beiden angesehensten und höchstdotierten Architekturpreise der Welt. Aber er war keineswegs immer unumstritten. Es gab immer Kritiker, die sein Werk als formalistisch und unfunktional bezeichneten.

Sein Kollege Walter Gropius gefiel Niemeyers eigenes Wohnhaus zwar, er fand aber nicht gut, dass man es nicht in Serie bauen konnte. Ein Hohn für Niemeyer, der an nichts weniger dachte, als die Serientauglichkeit seiner Architektur – ihm ging es um Sinnlichkeit, um die Einmaligkeit jedes Ortes und jeder räumlichen Erfahrung. Sein Hauptantrieb beim Bauen sei es, Dinge „anders“ zu machen, hat der Brasilianer gesagt. „Ich will, dass die Leute stehen bleiben und überrascht sind, was sie sehen.“

Am 5. Dezember ist Oscar Niemeyer mit 104 Jahren in seiner Geburtsstadt Rio de Janeiro gestorben. Er erlag einer Infektion der Atemwege, wie eine Sprecherin des Krankenhauses Samaritano mitteilte. Die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Rousseff schrieb in einem Beileidsbrief: „Brasilien hat heute ein Genie verloren. Niemeyer war ein Revolutionär, der Mentor einer neuen Architektur, schön, logisch und, wie er selbst sagte, erfinderisch.“