Eberhard Schmalzried ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Als Pädagoge und Politiker hat er Zeichen gesetzt.

Leonberg - Er hat die Schul- und die politische Landschaft der Stadt grundlegend mit verändert. Eberhard Schmalzried, der Mahner für die Belange der Natur, der Wegbereiter einer neuen Diskussionskultur und der Menschenfreund, der sich stets für die Schwachen stark gemacht hat, ist nicht mehr. Er ist im Alter von 84 Jahren verstorben.

 

Als eines von neun Geschwistern in Beutelsbach im Remstal geboren und auf der Schwäbischen Alb aufgewachsen, ist Eberhard Schmalzried nach seinen Studium an der Pädagogischen Hochschule über Stationen in der Schweiz und in Gerlingen als Pädagoge nach Leonberg gekommen.

Als Schulleiter der Förderschule Gerlingen gab Eberhard Schmalzried Unterricht in Leonberg in der 1966 gegründeten Außenstelle der Pestalozzi-Schule für Lernbehinderte, und so hat er 1970 deren Leitung übernommen. Im gleichen Jahr wurde der Kreis Leonberg der Schulträger. Schmalzried hat es durchgesetzt, dass die Schule den Namen Karl-Georg-Haldenwang-Schule bekam. 1976 firmierte die Einrichtung in eine „Sonderschule für Geistigbehinderte“ um.

Eine Schule mitten im Leben

Als Schulleiter hat Schmalzried der Schule bis 1999 seinen Stempel aufgedrückt. Er hat es durchgesetzt, dass das neue Schulhaus in der Ostertagstraße, das 1985 für rund 20 Millionen Mark errichtet wurde, nicht am Stadtrand, sondern mitten in der Stadt gebaut wurde. Sie wurde nicht nur architektonisch ein warmes, offenes Haus – durch sein Wirken für „seine Kinder“ ist auch ein entsprechender Geist in den Räumen eingezogen. Eberhard Schmalzried ist es wichtig gewesen, den Kontakt zu den Nachbarn zu suchen, den Menschen zu begegnen. Es musste Normalität werden, dass sich Menschen mit einer Behinderung und Nichtbehinderte ohne Vorbehalte begegnen und gegenüberstehen. In seinem Wirken habe er immer „Rückgrat gezeigt“, und Gelassenheit und „ständige Gesprächsbereitschaft“ hätten seine Arbeit geprägt, wurde Eberhard Schmalzried bei seiner Verabschiedung im Sommer 1999 bescheinigt.

Das lässt sich auch auf das andere große Engagement von Eberhard Schmalzried übertragen, sein kommunalpolitisches Wirken unter einem bezeichnenden Symbol – der Mistgabel und der Bundschuhflagge. Diese bekannten Symbole mittelalterlicher Auflehnung gegen die Obrigkeit, haben sich die ersten Streiter für eine umweltverträgliche Entwicklung in Leonberg zum Markenzeichen gemacht. Zusammen mit Gleichgesinnten hat Eberhard Schmalzried 1984 die Grün-alternative Bürgerliste, kurz Gabl, aus der Taufe gehoben. Bei den Kommunalwahlen im gleichen Jahr gelang sieben ihrer Kandidaten der Sprung in den Gemeinderat.

1993 will er OB werden

Die Geburtsstunde lag in den Endsiebziger Jahren, als anfangs eine Handvoll Leute gegen die Ansiedlung von IBM am Rappenberg protestierten. Die Gruppe blieb bestehen, engagierte sich in der Friedens- und Anti-Atomkraft-Bewegung und entwickelte sich so weit fort, dass sie schließlich für den Gemeinderat kandidieren konnte. Seitdem ist sie eine feste Größe in der Kommunalpolitik und ist bei den jüngsten Kommunalwahlen mit acht Stadträten stärkste Fraktion geworden.

Getreu seinem Vorsatz, dass die Grünen Themen setzen müssten, hat Eberhard Schmalzried 1993 auch als Oberbürgermeister kandidiert, und zwar gegen den späteren Amtsinhaber Bernhard Schuler. Da war er schon Fraktionsvorsitzender bei der Gabl. Von 1984 bis 2009 gehörte er dem Gemeinderat der Stadt Leonberg an, von 1989 bis 2009 als Vorsitzender einer Fraktion, die sich durch ihre Kompetenz und beharrliches Eintreten für ihre Prinzipien den Respekt der anderen Fraktionen und der Wähler erarbeitet hat. Für seine langjährige Gemeinderatsarbeit wurde ihm die Silberne Ehrennadel des Gemeindetages verliehen und 2012 für seine Verdienste um Leonberg die Bürgermedaille der Stadt.

Eberhard Schmalzried ist auch ein „aktiver Abenteurer“ gewesen, wie ihn seine zweite Frau, Lore Gerlach, die er 2013 geheiratet hat, nennt. Seine Radtouren haben ihn nicht nur nach Südeuropa geführt, sondern auch auf den Balkan, in die Länder des ehemaligen Jugoslawiens. „Dazu haben mit die Warnungen des Auswärtigen Amtes angespornt, selbst zu sehen, wie diese Menschen mit dem fürchterlichen Krieg fertig geworden sind“, hat Eberhard Schmalzried mal gesagt.

Vielseitiges Wirken

Engagiert hat sich Schmalzried auch in der KZ-Gedenkstätteninitiative, bei den Lesungen im Pomeranzengarten, bei den Naturfreunden. Um so schwerer ist es deshalb für ihn gewesen, sich mit der hilflosen Lage abzufinden, in die ihn ein Schlaganfall gebracht hat. Doch sein Geist ist bis zum Ende wach gewesen, und so ist er bis zum letzten Atemzug der unbeugsame und willensstarke Mensch geblieben, wie ihn alle Weggefährten gekannt haben.