Mehr als ein halbes Jahrhundert war der australische Physikprofessor John Mainstone für einen Versuch verantwortlich, der seit 1927 läuft. In dem Experiment geht es darum, ob und wie Pech tropft. Nun ist Mainstone gestorben. Er hat nie einen Tropfen fallen sehen.

Stuttgart - In Australien ist der pensionierte Professor gestorben, der mehr als ein halbes Jahrhundert lang den langwierigsten Labortest der Welt betreut hat. John Mainstone, früher Leiter des Fachbereichs Physik in der Universität Queensland in Brisbane, hat sich 52 Jahre lang um das sogenannte Pechtropfenexperiment gekümmert. Er sei in der vergangenen Woche im Alter von 78 Jahren gestorben, teilte seine Universität am Montag mit.

 

Der Versuch war 1927 von Professor Thomas Parnell gestartet worden. Er wollte nachweisen, dass Pech sich zwar wie ein Feststoff anfühlt und bei Raumtemperatur mit einem Hammer entzwei schlagen lässt, sich aber dennoch wie eine Flüssigkeit verhält. Dazu wurde Pech erhitzt und in einen Glastrichter gefüllt. Es dauerte allerdings allein drei Jahre, bis sich das Pech, ein Derivat aus Teer, gesetzt hatte. Der Glastrichter wurde daraufhin unten geöffnet, um es dem Pech zu ermöglichen hinauszufließen. In den vergangenen 83 Jahren seien nur acht Tropfen Pech nach unten getropft, was allerdings nie jemand beobachtet habe, teilte die Universität mit. Drei Internetkameras sollen nun wenigstens den nächsten Tropfen filmen.

Mainstone hatte erst unlängst die Prophezeiung gewagt, dass der nächste Tropfen sich noch vor Jahresende lösen werde. Die Leiterin der mathematischen und physikalischen Fakultät der Universität Queensland, Halina Rubinsztein-Dunlop, erklärte, Mainstones Tod sei „besonders traurig, weil er während seiner Zeit als Betreuer des Experiments keinen einzigen Tropfen fallen sah“.