30 Jahre lang war Klaus Teichmann Richter, davon zehn Jahre lang als Vorsitzender einer Schwurgerichtskammer des Landgerichts Stuttgart. Am 7. April ist er mit 80 Jahren gestorben.

Remshalden - Einige der Strafprozesse, denen Klaus Teichmann als Richter vorsaß, haben in ganz Deutschland Aufmerksamkeit erregt. So etwa 1995 der Prozess gegen eine Apothekerin, die im Verdacht stand, ihre achtjährige Nichte in Stuttgart vergiftet zu haben. Das Urteil der 1. Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts: lebenslang. Nach zwei Revisionsprozessen wurde die Frau schließlich freigesprochen. Teichmann: „Ich bin überzeugt, dass wir damals richtig geurteilt haben.“ Dieser Fall wurde später Vorlage für eine „Tatort“-Folge, geschrieben von Felix Huby.

 

Aufsehenerregende Mordprozesse

Auch der Fall Geißstraße ging durch die Medien: Am 16. März 1994 starben bei einem verheerenden Brand in der Stuttgarter Altstadt sieben Menschen. Der Brandstifter, ein 26-jähriger Mann, der bereits mehrere andere Feuer gelegt hatte, wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Oder der Fall Merkle: Vor der Zeit in der Schwurgerichtskammer saß Klaus Teichmann einer Wirtschaftsstrafkammer vor. Dort wurde dem früheren Bosch-Chef Hans Merkle 1991 wegen Steuerhinterziehung der Prozess gemacht. Merkle wurde zu einer Geldstrafe von 60 000 Mark (rund 30 000 Euro) verurteilt.

Auch Teichmanns letzter Prozess machte 2001 bundesweit Schlagzeilen: der Mord an der kleinen Alexandra aus Filderstadt. Deren Mörder hatte die Leiche des Kindes in einem bestehenden Grab versteckt. Er wurde in einem emotionalen Gerichtsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt.

Unabhängigkeit war ein Grund für den Richterberuf

2002 ging Teichmann in den Ruhestand. Jurist sei er aus innerer Überzeugung geworden, betonte der gebürtige Stuttgarter oft. Und es sei ihm von Anfang an klar gewesen, dass er als Richter arbeiten wollte und nicht als Anwalt. „Ich wollte unabhängig nur dem Gesetz unterworfen sein und keinen parteilichen Interessen dienen müssen“, sagte er anlässlich seines Abschieds im Januar 2002. Zuerst als Amtsrichter in Bad Cannstatt, dann drei Jahre bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart arbeitete Teichmann, bevor er 1977 an das Oberlandesgericht Stuttgart abgeordnet wurde und 1979 zum Vorsitzenden am Landgericht ernannt wurde.

„Sie sind die Inkarnation des Todes“

„Ich habe durchaus das Prinzip des Law and order vertreten“, sagte er weiter. Denn er war bekannt dafür, im Gerichtssaal kein Blatt vor den Mund zu nehmen und zum Teil mit schneidender Schärfe zu sprechen. „Sie sind die Inkarnation des Todes“, sagte er zu einem 79-jährigen ehemaligen SS-Schergen, der 1999 zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. 1943 hatte sich der Angeklagte an der Erschießung von 1700 Häftlingen im KZ Majdanek beteiligt.

Die zweite Berufung: der Heimatverein

Ganz anders erlebte man Klaus Teichmann als Dozent an der Berufsakademie Stuttgart, der Vorläuferin der Dualen Hochschule, oder beim Heimatverein seines Wohnortes Remshalden und natürlich in dessen Museum Hirsch im Ortsteil Buoch. Dort traf man einen freundlichen, humorvollen Menschen, der mit großem Wissen und Begeisterung neue Ausstellungen des Museums vorstellte und angeregt mit den Besuchern plauderte. Und er spielte begeistert in der Theatergruppe des Vereins mit.

Klaus Teichmann ist am 7. April im Alter von 80 Jahren gestorben. hsw/anc