Der Architekt und Schöpfer des Stettener Theaters unter den Kuppeln hatte eine Vorliebe für runde Wohnformen. Kürzlich ist er mit 89 Jahren gestorben.
Das Wohnen und Leben in Häusern mit rechten Winkeln und Kanten war nicht das Ding des Architekten Michael Balz. Architekturschulen wie der Bauhaus-Bewegung konnte er entsprechend wenig abgewinnen: „Weißenhof find’ ich doof“ – diesen Spruch hat er gerne gepflegt in Anspielung auf die Stuttgarter Weißenhof-Siedlung. Balz bevorzugte runde Wohnformen. Und hat damit einen eigenen Weißenhof geschaffen, freilich viel bescheidener, als das die Bauhäusler in den 1920er Jahren auf dem Killesberg taten: Von Balz ist das Theater unter den Kuppeln in Stetten auf den Fildern und daneben sein Wohnhaus. Kurz vor Weihnachten ist Balz mit 89 Jahren friedlich eingeschlafen, so das Theater in einer Mitteilung. Jetzt war die Bestattung.
Das Theater in unmittelbarer Nachbarschaft
Wie es ist, sich in runden Raumformen zu bewegen, das erfahren jährlich tausende von Besuchern des Theaters unter den Kuppeln. Aber auch das Wohnhaus selbst war stets offen für Gäste, die sich da mal umschauen wollten. Das ist oder war ein Leben in und mit der Kunst, das er mit seiner Frau Evamarie pflegte. Und das Theater gleich daneben mit seinen sehr verschiedenen Produktionen das Jahr über war das zweite Standbein.
„Wenn man die Lebensgewohnheiten des Menschen choreografisch betrachtet, zeigt sich eindeutig, dass nur runde und gekurvte Formen der gebauten Umhüllung diesen Urbedürfnissen gerecht werden können“, lautete das Credo von Michael Balz: „Niemand ändert beim Gehen die Richtung rechtwinklig. Keine Bewegung der menschlichen Glieder ist von Natur aus linear; die Anatomie begünstigt zwei- und dreidimensionale Bewegungskurven“.
Ein Haus unter Denkmalschutz
Ufo oder U-Boot-Kommandozentrale – auch diese Stichworte fallen, wenn es um das ungewöhnliche Wohngebäude aus dem Jahre 1979 geht, das inzwischen unter Denkmalschutz steht. Balz legte dabei stets Wert darauf, dass dieses extravagante Äußere nicht einhergeht mit extravaganten Kosten. Zumal es in einer Zeit gebaut worden ist, als nackte Betonmauern das Maß der Dinge waren. Nun, viel Beton ist auch hier gut sichtbar verbaut worden. Und doch wirkt er hier völlig anders. Und dass damit nachhaltig gebaut werden kann, beweisen beide Gebäude bis zum heutigen Tag. Studiert hat Balz dies zunächst bei dem Architekten Frei Otto, später bei dem Schweizer Ingenieur und Statikexperten Heinz Isler.
Auch für das Theater hat sich Balz gerne eingesetzt: Zunächst 1975 als Kassenprüfer, dann als Bühnenbildner. Außerdem unterstützte Balz gerne das kommunalpolitische Wirken seiner Frau Evamarie, die von 1989 bis 1996 für die FDP im Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen war. Sie ist im vergangenen August mit 80 Jahren verstorben.