Weißes T-Shirt, rote Hosenträger, Blick zum Steinerweichen: Zum Tod des Schlagzeugers Peter Behrens, der zur Zeiten der Neuen Deutschen Welle mit der Band Trio berühmt wurde.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Das mit der Neuen Deutsche Welle hielt er für ein Missverständnis. „Trio hatte damit nichts zu tun. Trio, das war Neue Deutsche Fröhlichkeit.“ Was für ein Kommentar von einem, der ungefähr so fröhlich in die Welt schaute wie Buster Keaton auf der Flucht. Peter Behrens war der legendäre Schlagzeuger der Band Trio, die in den 1980er Jahren auf der Neuen Deutschen Welle von Hit zu Hit surfte, auch wenn Behrens Jahrzehnte später bei einem seiner letzten Gespräche mit einem Journalisten von Nena, Hubert Kah oder auch Spliff nichts mehr wissen wollte.

 

Zu seinen Markenzeichen gehörten ein weißes T-Shirt, extrabreite rote Hosenträger sowie eine sympathische Portion Größenwahn, die ihn immun machte gegen die bittere Erkenntnis, dass der Welterfolg von „Da Da Da“ oder auch „Anna – Lassmichrein Lassmichraus“ irgendwie spurlos an ihm vorbeigegangen war. Außer Spesen nichts gewesen. Als Behrens vor gut zwei Jahren in einem Stuttgarter Restaurant saß und seine Autobiografie „Der Clown mit der Trommel“ auf den Tisch legte, war er schon gezeichnet vom Leben am Rande einer würdigen Existenz. Ein schmächtiges, kalkbleiches Männchen mit Hut. Was er zu erzählen hatte? Die Chronik eines Gescheiterten.

Mehrfach war Behrens nach der Auflösung von Trio im Jahre 1986 ordentlich abgestürzt, trank stets zu viel, kokste, versuchte es auch mal mit Heroin, war notorisch pleite, trank dafür erst recht und verlor schließlich seinen Führerschein, trank trotzdem weiter und verbüßte eine mehrmonatige Haftstrafe wegen wiederholten Fahrens unter Alkoholeinfluss.

Es folgte der Entzug, dann die Ernüchterung auf Hartz-IV-Niveau und noch ein Infarkt im rechten Auge. Und trotzdem bereute Peter Behrens nichts, behauptete Selbiges zumindest mit Nachdruck. „Ich bin eben ein Rock-’n’-Roller“, sagte er mehrmals, ohne mit der Wimper zu zucken. Diese Coolness hatte bei aller Tragik etwas Tröstliches. Zuletzt lebte dieser vergessene, verlachte und leider auch unterschätzte Star der Neuen Deutschen Fröhlichkeit in einer winzigen Wohnung in Wilhelmshaven von monatlich kaum mehr als 400 Euro und verbrachte reichlich Zeit vor dem Fernseher oder in seiner Lieblingskneipe, im Kling Klang.

Dabei verkaufte sich allein „Da Da Da“, diese wunderbare Parodie auf den Schlager, phänomenale 13 Millionen Mal und kaperte sogar die Charts in Brasilien und Kanada. Die Minimalisten mit den eingängigen, dadaistischen, Punk, Pop und überhaupt alles ironisierenden Versen traten gemeinsam mit Franz Zappa und Yoko Ono auf und als erste deutsche Gruppe überhaupt bei der damals ziemlich wichtigen englischen Musiksendung „Top of the Pops“.

Auf Augenhöhe mit Frank Zappa und Yoko Ono

Behrens, 1947 im niedersächsischen Sanda geboren und bei Adoptiveltern aufgewachsen, hatte mit Trio in kürzester Zeit mehr als eine Million Mark verdient – und das Geld mindestens so schnell in schönen Krimskrams, Champagner und flüchtige Frauenbekanntschaften investiert. Am Ende blieb von der Million weniger als nichts übrig, auch weil Behrens das deutsche Steuerwesen fremd war.

Trio, das waren der Sänger Stephan Remmler, der 2014 verstorbene Gitarrist Kralle Krawinkel und dieser fröhlich-traurige Clown an der Trommel. Nun ist Peter Behrens im Alter von 68 Jahren in einem Krankenhaus in Wilhelmshaven an multiplem Organversagen gestorben.