Gezielte Fehlinformationen des Moderators, ein 74-jähriger Fernsehstar, der „keine Legende“ sein will, der italienische Klassiker „Herr Rossi“ auf Schwäbisch – bei der Ehrung der Animationssprecher ging’s im Renitenztheater turbulent zu.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - b man ihn eine „Legende“ nennen dürfe? Friedrich von Thun verzieht das Gesicht und sagt energisch „Nein!“. Das „Urgestein“, das der Moderator Bernd Kohlhepp bei der Verleihung des Animationssprecherpreis im Renitenztheater nachschiebt, lässt der 74-jährige Schauspieler gerade noch durchgehen.

 

Jetzt ist der immer noch nicht versteinerte Fernsehstar in dem mit modernen Animationsmitteln neu produzierten Kinderbuchklassiker „Die Häschenschule“ in den Kinos als Lehrer Eitelfritz zu hören, nicht zu sehen. Und fast scheint es, als sei er darauf gar nicht sehr stolz. Senta Berger, mit der er befreundet ist, habe ihn überredet, mitzumachen.

Facebook und Twitter sind nichts für den 74-Jährigen

Und dies hat bei ihm, nicht bei ihr, zur Nominierung des Deutschen Animationssprecherpreis geführt, der jedes Jahr beim Internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart verliehen wird. Von Thun, der nette, ältere Herr mit der markanten Stimme, fällt dadurch auf, dass er keine Selfies macht. Ob er nicht bei Facebook oder Twitter sei, fragt Kohlhepp, um sich erneut ein „Nein“ einzufangen. Aber dann könne er ihn gar nicht „adden“. Der 74-Jährige will nicht, dass man ihn „addet“. Das Wort spricht er aus, als sage er „ätzend“. Beifall in dem nicht ausverkauften Theatersaal ist ihm sicher.

Der „Trickstar für den besten Sprecher in einem Animationsfilm“ geht an eine Frau – an Alexandra Maria Lara. „Mit Bravour und vielen kleinen Nuancen begleitet sie in ,Sing’ die Schweinedame Rosita in ihrer Transformation von der Hausfrau und 25-fachen Mutter zur grandiosen Sängerin“, so die Jury. Dabei überzeichne Lara den Charakter der Sau nicht mit Grunzen und Quieken, sondern versuche, der Figur „eine große Glaubwürdigkeit zu geben“. Zudem nominiert ist Anja Kling als Mathilda in „Angry Birds“. Und alle drei sind da!

Die Fake-News des Kabarettisten Kohlhepp

Alle drei sind den Stolperfallen des frechen Schwaben Kohlhepp weitgehend entgangen – an einem Abend der Irritationen bei Animationen. Der Scherzbold am Mikro baut mit Vorliebe Fake-News in seine Moderationen ein. Der Gewinnerin erklärt er etwa, sie sei in Freiburg aufgewachsen. Doch Alexandra Maria Lara, die mit Mann Sam aus Berlin angereist ist, wo sie Sohn und Hund zurückließ, betont, niemals in ihrem Leben in Freiburg gewesen zu sein. Kohlhepp vermutet, der Eintrag bei Wikipedia sei falsch, für den ein Schreiber aus Freiburg verantwortlich zeichne.

So geht’s weiter. Manchmal sind die Fehlinfos des Moderators urkomisch, doch manchmal können einem die Gäste leid tun. Wer mit Unwahrheiten konfrontiert wird, öffnet sich nicht unbedingt für tiefergehende Gespräche. Am Ende bittet Kohlhepp den „ersten Vorsitzenden Thomas Lösch“ zur Preisübergabe auf die Bühne. Es kommt Thomas Zell, Vorsitzender des Renitenztheatervereins, und lächelt gequält.

Dodokay übersetzt den Herr Rossi ins Schwäbische

Ehrengast Bruno Bozetto, 79, der italienische Schöpfer des von den Deutschen geliebten Zeichentrick-Klassikers „Herr Rossi“ aus den 1970ern und von Dodakay auf Schwäbisch synchronisert, führt witzig vor, was seine Kunst kann. Die Unterschiede zwischen Italienern und Deutschen werden in seinem vom Publikum gefeierten Film etwa beim Thema Müll dokumentiert. Der Deutsche wirft den Abfall getrennt in verschiedene Tonnen. Als der Mülleinwurf falsch ist, kommt die Polizei, um ihn abzuführen. Der Italiener schmeißt seinen ganzen Müll einfach auf die Wiese. Es kommt die Polizei – sie wirft ihren Müll dazu.