Lusttrunken und orgiastisch: das ist Stuttgarts neue „Salome“. Bei der Uraufführung am Freitagabend im Opernhaus präsentierte Demis Volpi ein plakatives Spektakel, das tänzerisch enttäuschte.

Stuttgart - Lusttrunken, orgiastisch und bluttriefend: das ist Stuttgarts neue „Salome“. Bei der Uraufführung am Freitagabend im Opernhaus präsentierte Demis Volpi ein plakatives Spektakel, das tänzerisch enttäuschte. Seine Salome entpuppt sich als libidogesteuerte Kindfrau, die ihre sexuelle Lust am abgeschlagenen Haupt des Jochanaan stillt. Die Erste Solistin Elisa Badenes gibt sich mutig, mit Verve in diese Rolle hinein – dafür gebührt ihr Respekt. Das Objekt ihrer Begierde, getanzt von David Moore, verbannt der Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts ins Gestänge des Bühnenunterbodens, wo das tänzerische Potenzial des Ersten Solisten über weite Strecken des neunzigminütigen Einakters brachliegt.

 

Das gilt ebenso für Roman Novitzky als Lustknilch Herodes im Rollstuhl; der Rest des Ensembles wird zur Statisterie für das Sex-Gelage der Upper-Class-Society, in die der Argentinier die spätantike Hofgesellschaft aus Oscar Wildes Vorlage transferiert, degradiert. Ein tänzerischer Lichtblick, wörtlich genommen: Alicia Amatriain als Mondgestalt. Einen Triumph feiern James Tuggle mit seinem glänzend aufspielenden Staatsorchester Stuttgart sowie der musikalische Star-Gast, der E-Violinist Tracy Silverman. Eine ausführliche Besprechung folgt in unserer Montagsausgabe.