Musiktheater im Paketpostamt: Hans op de Beeck hat Béla Bartóks Einakter „Herzog Blaubarts Burg“ in der Halle inszeniert, die einmal Interimsspielstätte werden sollte. Bei der Premiere am Freitagabend wirkte aber die Musik eindeutig am stärksten.

Stuttgart - Im Zentrum des Abends steht: die Musik. Das Bühnenbild, das der Künstler und Regisseur Hans op de Beeck für Béla Bartóks „Blaubart“-Einakter gebaut hat, zeigt keine Burg, sondern einen langen, dunklen Steg, auf dem die beiden Sänger flanieren und singend Fantasieräume öffnen. Schöne Momente gibt es vor allem dort, wo die Szene mit Klängen korrespondiert - wie etwa beim gleißenden C-Dur, das acht Blechbläser mitten im Raum beim Öffnen der fünften verschlossenen Tür intonieren. Unter der Leitung von Titus Engel spielt das Stuttgarter Staatsorchester nicht nur mit großer Präzision, sondern mit viel Liebe zum Detail bei der Gestaltung von Klangfarben und dynamischen Nuancen. Sogar das Leise klingt in diesem Saal gut. Claudia Mahnke gibt eine Judith von darstellerischem Format und stimmlicher Tiefenschärfe, Falk Struckmann singt einen introvertiert-intensiven Blaubart. Das Drumherum des Abends – Führer, die das Publikum zu den Sitzen geleiten und zuvor noch eine gewollt lockere Einführung zum Stück geben – hätte man sich allerdings schenken können. (ben)