Der Umwelt- und Technikausschuss hat seine Entscheidung über die Nachverdichtung am Ehrlichweg vertagt. Der Mieterverein spricht sich deutlich für das Projekt aus.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - Die Nachverdichtung auf dem Fasanenhof steht auf der Kippe. Fünf Baugenossenschaften wollten im Gebiet Ehrlichweg zusätzliche Häuser erstellen. Die Unternehmen planten ursprünglich mit etwa 100 zusätzlichen Wohnungen. Doch wegen massiver Proteste aus der Bevölkerung speckte die Verwaltung die Pläne ab. Einigen Genossenschaften ist unter diesen Umständen die Lust aufs Bauen vergangenen. Dem Vernehmen nach wollen zwei der fünf Unternehmen aus dem Projekt aussteigen (unsere Zeitung berichtete).

 

Dann hätten die Bürger ihr Ziel erreicht. Eckhard Benner möchte aber nicht von „Siegern und Verlieren“ sprechen. Ihm und den anderen Bürgerredakteuren gehe es um die Sache, betont er. „Wir wollen eine gute Lösung für den Fasanenhof finden. Das schließt städtebauliche Maßnahmen nicht aus“, sagt Benner. Als Bürgerredakteur war er maßgeblich an der Bürgerempfehlung beteiligt, welche die Fasanenhofer in mehreren Planungswerkstätten erarbeitet und im November an den Baubürgermeister Peter Pätzold übergeben hatten. Die Verfasser fordern ein „umfassendes Konzept“ und eine „angemessene Weiterentwicklung“ ihres Stadtteils. Dazu haben sie 15 Grundsätze formuliert. Der Bezirksbeirat folgte dieser Bürgerempfehlung. Der Umwelt- und Technikausschuss wollte eigentlich am 29. November über das weitere Vorgehen befinden. Aber auf Antrag der Grünen wurde die Entscheidung um zwei Wochen vertagt. Die Fraktionen hatten noch Beratungsbedarf.

Politisches Gerangel ist unerwünscht

„Für uns ist es ein positives Zeichen, dass sich die Stadträte noch einmal intensiv mit unserer Bürgerempfehlung beschäftigen wollen. Wir wissen das zu schätzen“, sagt Benner und ergänzt: „Wir Bürgerredakteure stehen zur Verfügung, falls es weiteren Gesprächsbedarf gibt.“ Aktionen, um die Stadträte von der Bürgerempfehlung zu überzeugen, seien nicht geplant. „Das würde nur von den Inhalten ablenken“, sagt Benner und ergänzt: „Uns ist es wichtig, dass die Bürgerempfehlung nicht zum Gegenstand für ein parteipolitisches Gerangel wird.“

Auch Benner hat das Gerücht gehört, dass zwei der Genossenschaften aus dem Projekt aussteigen könnten. Das sei aber nur ein Gerücht, betont er. Fakt sei lediglich, dass die Unternehmen schon während der Planungswerkstätten ihre genauen Vorstellungen von einer Nachverdichtung deutlich gemacht haben.

Vom kleinen Erfolg zum großen Wurf?

„Ob die Baugenossenschaften einen Rückzieher machen, wissen wir nicht“, sagt Günther Joachimsthaler, der Vorsitzende des Bürgervereins. Dieser hatte in den vergangenen Monaten gegen das Vorhaben gekämpft. Die Mitglieder verteilten rote Karten mit der Aufschrift „Nachverdichtung nein Danke!“ und riefen dazu auf, in den Sitzungen des Bezirksbeirats und des UTA die Position der Menschen auf dem Fasanenhof deutlich zu machen.

„Mit den abgespeckten Plänen der Verwaltung könnten wir geradeso leben“, sagt Joachimsthaler. Die Verwaltung hatte zuletzt dafür plädiert, nur am Sautterweg und dort zu bauen, wo sich heute die Garagen befinden. „Lieber ist es uns aber, wenn erst mal gar nichts passiert“, sagt Joachimsthaler. Nach der Sitzung des Bezirksbeirats habe er gedacht: „Das ist zumindest ein kleiner Erfolg.“ Nun könnte es sogar darauf hinauslaufen, dass gar nichts gebaut wird. „Wenn die Nachverdichtung unter den gegeben Umständen für die Baugenossenschaften keinen Sinn mehr hat, ist uns das Recht“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins Fasanenhof.

Der Mieterverein ist für das Projekt

Der Mieterverein Stuttgart sieht das anders. „Angesichts des sich jährlich vergrößernden Wohnungsmangels kann nur mehr Neubau der Not vieler Wohnungssuchender abhelfen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Und weiter steht dort: „Mit großer Sorge betrachtet der Mieterverein, dass immer wieder dringend notwendige Neubauvorhaben an lokalen Widerständen und manchen populistischen Kommunalpolitikern scheitern.“ Der Vorsitzende Rolf Gaßmann kritisiert, dass der Bau von 100 Mietwohnungen auf dem Fasanenhof „offensichtlich zu scheitern drohe“. Es sei heute leider schon Normalität, dass die Wohnungsbesitzenden sich gegen Neubebauung in ihrem Umfeld zur Wehr setzen und in der Regel dafür ökologische Gründe anführen. „Alle beklagen den Mangel an Wohnungen, doch niemand will den Neubau in der Nähe seines Vorgartens", so Gaßmann. Um so wichtiger sei es, dass der Gemeinderat „im Sinne des Gemeinwohls an den beschlossenen Wohnbauflächen festhalte und sie auch gegenüber den betroffenen Bürgern vertrete.