Die Stadträte haben die Nachverdichtung am Ehrlichweg in Stuttgart-Fasanenhof beschlossen. Die Menschen dort müssen sich damit abfinden. Nun fordern sie, dass das Gute am Entwurf, zum Beispiel die Kita und der Quartiersplatz, auch wirklich umgesetzt wird.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - Es ist die entscheidende Frage gewesen. „Was nehmen sie aus dieser Veranstaltung jetzt mit?“, fragte einer der Zuhörer. Eine eindeutige Antwort bekam er nicht. Nur so viel: „Ganz sicher nehmen wir was mit. Die Zahl der Menschen, die heute Abend gekommen ist, ist ja eindrucksvoll. Und so was geht nicht spurlos an einem vorbei.“ So antwortete der Architekt Wolfgang Schwarz. Um die 150 Bürger waren am Mittwochabend in das Kinder- und Jugendhaus gekommen, um noch einmal über die geplante Nachverdichtung rund um den Ehrlichweg zu sprechen. Fünf Baugenossenschaften wollen dort auf ihren eigenen Grundstücken zusätzliche Häuser bauen. Die Mehrheit der Menschen auf dem Fasanenhof und auch der Bürgerverein ist dagegen.

 

Dennoch hat der Umwelt- und Technikausschuss vor Kurzem beschlossen, das Bebauungsplanverfahren einzuleiten. „Die Stadträte haben sich die Sache nicht einfach gemacht“, sagte die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis. Ein Raunen ging durch die Menge, die Mehrheit der Anwesenden sah es wohl anders. Weis nahmen den Faden dennoch wieder auf: „Es ist ein Abwägen. Stuttgart braucht mehr Wohnungen. Gleichzeitig gilt es, die Errungenschaften der Sozialen Stadt zu erhalten. Wichtig ist, dass die Nachverdichtung verträglich ist.

Die Jury hatte eine zusätzliche Nachverdichtung empfohlen

Die Stadt schrieb einen Wettbewerb aus. Nach Ansicht des Bürgervereins war der Siegerentwurf des Büros Schwarz-Jacobi ein guter Kompromiss zwischen den Interessen der Genossenschaften und denen der Bürger. Auch der Bezirksbeirat hatte diesen befürwortet. Der Entwurf beinhaltete im Wesentlichen sechs würfelartige Gebäude am Ehrlichweg und sechs Gebäude am Bergiusweg. Im Ideenteil sind eine Kindertagesstätte und zwei L-förmige Gebäude auf dem Grundstück geplant, wo aktuell die Flüchtlingsunterkunft steht. Auch auf den derzeit privaten Grundstücken am Bergiusweg könnten langfristig gesehen Wohnhäuser entstehen. Doch in den Empfehlungen des Preisgerichts stand auch, dass die Architekten das Nachverdichtungspotenzial besser nutzen sollen, explizit auf den Grundstücken der Postbau und der Friedenau am Bergiusweg.

Im Ergebnis steht im überarbeiteten Entwurf am Ende der Kurt-Schumacher-Straße ein weiteres fünfstöckiges Gebäude. Darüber hinaus gibt es Veränderungen in den geplanten Gebäudestrukturen am Bergiusweg und am Sautterweg. Damit ist die Zahl der Wohnungen im Realisierungsteil gegenüber dem ursprünglichen Entwurf von 90 auf knapp 130 gestiegen. Rechnet man den Ideenteil hinzu, könnten am Bergiusweg noch einmal 24 Wohnungen gebaut werden. Der Technikausschuss hat für diesen überarbeiteten Wettbewerbsentwurf gestimmt.

Genossenschaften versprechen Mieten unter dem Mietspiegel

Das ist dem Bürgerverein zu viel. Und dieser Meinung war auch die Mehrheit der Menschen bei der Infoveranstaltung am Mittwochabend. Olaf Geier sagte: „Der Kern des Konzepts sind der Kindergarten und der Quartiersplatz am Ende des Ehrlichwegs. Doch das steht im Ideenteil, von dem man nicht weiß, wann er realisiert werden kann. Ohne diesen Ideenteil fällt aber das ganze Konzept in sich zusammen wie ein Kartenhaus“, so der stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins. Der CDU-Bezirksbeirat Herbert Olbrich ergänzte, das auf dem Fasanenhof in den vergangenen Jahrzehnten schon massiv nachverdichtet worden sei, zuletzt am Europaplatz. Der Stadtteil habe seinen Beitrag zum Wohnungsbau bereits geleistet. Eine andere Zuhörerin fragte, ob denn auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen werde.

Da ergriff ein Vertreter der Genossenschaften das Wort: „Wir haben einen sozialen Auftrag. Unsere Mieten liegen etwa zehn Prozent unter dem Mietspiegel.“ Die Genossenschaft mache keinen Gewinn. „Ist es Ihnen lieber, wenn ein Immobilienhai auf diesen Grundstücken baut?“, fragte er in die Runde und fügte noch hinzu, dass viele Familien in Stuttgart auf der Suche nach einer Wohnung seien. „Denen sagen sie dann: Bei uns wird aber nicht gebaut.“