Drei von zehn landesweit neu mit dem Qualitätssiegel „Weinsüden Architektur“ versehenen Gebäude sind im Remstal. Eine Besonderheit ist das unter dem Motto „Nachverdichtung“ umgestaltete Event-Wengerthäusle des Architekturbüros a+b.
Zehn Bauwerke in Baden-Württemberg erhalten das Siegel „Weinsüden Architektur“ – darunter sind drei im Remstal: die Vinothek „Am Steingrüble“ des Weinguts Klopfer und das Wengerthäusle des Architekturbüros a + b in Weinstadt sowie die Vinothek des Weinguts Sterneisen in Remshalden. Die Auszeichnung „Weinsüden Architektur“ wird seit fünf Jahren von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) in Kooperation mit der Architektenkammer Baden-Württemberg verliehen, um Bauwerke zu würdigen, die Weintourismus und Architektur auf besondere Weise vereinen.
Zwei Vinotheken und ein besonderes Wengerthäusle
Die neuen Siegelträger, so heißt es in der Mitteilung zu den neuen Preisträgern, ergänzten die Riege der bereits ausgezeichneten Bauten in der Region. Dies sind in Weinstadt die Vinotheken der Weingüter Gold, Knauß und Idler sowie die Vinothek „Die Traube“ in Strümpfelbach, die Vinothek „Weinkorb“ des Weinguts Singer-Bader in Korb, die Bauensembles der Weinfamilie Kern in Kernen sowie der Kelterbau des Weinguts Jürgen Ellwanger in Winterbach. Zu den besonderen Orten der Weinarchitektur gehören außerdem die beiden Aussichtspunkte Luitenbächer Höhe und Remstal Kino, beide in Weinstadt.
Insgesamt tragen derzeit 40 herausragende Bauwerke in Baden-Württemberg das Siegel Weinsüden Architektur. „Diese vielen Beispiele für eine gelungene Symbiose aus Baukunst und Weinkultur zeigen eindrucksvoll, wie sehr sich der Weintourismus in den zurückliegenden Jahren professionalisiert hat“, sagt dazu der TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun. „Immer mehr Weingüter, Genossenschaften und Kommunen haben erkannt, welches Potenzial im Weintourismus steckt und wie man mit gelungener Architektur weininteressierte Gäste ansprechen kann.“ Alle ausgezeichneten Bauten finden sich unter www.weinsueden-architektur.de und im Architekturführer BW, der App der Architektenkammer Baden-Württemberg unter www.architektur-app-bw.de.
Als preiswürdiges Architekturjuwel haben im Weinsüden auch kleinere Bauwerke ihren eigenen Reiz: Das Wengerthäusle bei Strümpfelbach etwa, das nebenbei ziemlich exakt im geografischen Mittelpunkt der Region Stuttgart steht. Jenes Wengerthäusle des Architekturbüros a+b sei, so die Laudatoren zur Begründung der Auszeichnung für dieses besondere Projekt des Weinbaus, zeige, dass Architektur auch im Kleinen beeindrucken kann. „Mit einem modernen Weinregal, das die Silhouette der Fassade aufgreift, und weiteren stilvollen Installationen wurde das Areal um das Wengerthäusle neu inszeniert.“
Die nächste Diskussionsveranstaltung steigt am Donnerstag
Es dient zudem seit einigen Jahren als Treffpunkt für Events und Weinveranstaltungen mitten im Weinberg und habe sich inzwischen als ein Highlight für Architekturfans und Weinliebhaber gleichermaßen etabliert. Parallel zur Remstal-Gartenschau im Jahr 2019 fand am nun ausgezeichneten Bau mit herrlichem Blick bis Richtung Odenwald unter dem Motto „Nachverdichtung“ im Wengerthäusle erstmals eine komplette Veranstaltungsreihe statt, die sich zum Ziel gesetzt hatte – anlehnend an das Landschaftsprojekt der „Weißen Häuser“ – auch das Thema Internationale Bauausstellung Stuttgart und Region (IBA’ 27) ins Visier zu nehmen. Gäste am Wengerthäusle waren unter anderem IBA-Intendant Andreas Hofer und der gebürtige Remstaler, Ex-Grüne und OB Tübingens, Boris Palmer, der mit gut 50 Architekturinteressierten die Perspektiven für modernen und bezahlbaren Wohnungsbau im Land diskutierte.
Just zur Preisverleihung geht die „Nachverdichtung“ am Wengerthäusle in eine neue Runde. Ebenfalls mit Blick auf die anstehende Internationale Bauausstellung ist am Donnerstag, 10. Oktober, ab 17.30 Uhr dort der renommierte Architekturhistoriker und emeritierte Professor Klaus Jan Philipp zu Gast. Das Thema: Was gibt es für die IBA-2027 noch aus den Erfahrungen von Bauhaus und Stuttgarter Weißenhof zu lernen?
Ferienstraße Wein und Architektur
Wie das Wengerthäusle liegen auch die beiden anderen frisch ernannten Siegelträger, die Vinotheken der Weingüter Klopfer und Sterneisen, an einer Etappe der ebenfalls im Rahmen des Weinsüdens etablierten Ferienstraße Wein und Architektur. Die Route mit rund 65 Kilometern Länge startet an der Weinkorb Vinothek des Weinguts Singer-Bader, dessen Bau durch seine auffallende Flechtstruktur an einen Korb erinnert. Es folgt der Aussichtspunkt Luitenbächer Höhe, der einen großartige Aussicht über das Remstal bietet. Vorbei am Weingut Gold in Gundelsbach, dessen Weinkellergebäude sanft in die Landschaft eingebettet ist und eine großzügige Terrasse auf dem Kellerdach beherbergt, geht es weiter in Richtung Großheppach zur Klopferschen Vinothek am Steingrüble. Sie unterstreiche, so hier die Meinung der Siegelverleiher, durch ihre Offenheit zur Reblandschaft die Originalität der Weine „und schafft damit für alle ein Gefühl der Verbundenheit mit dem Wein, der Landschaft und dem Weingut“. Anschließend liegt das Weingut Sterneisen auf der Route, das besonders durch seine in allen Räumen des Gebäudes verbauten, natürlichen Werkstoffe besticht.
Lohnenswert ist auch ein Besuch beim Weingut Jürgen Ellwanger mit der neuen Kelter, einem Gebäude aus Ortbeton mit Holzdach. Wiederum in Weinstadt befindet sich das Remstalkino mit seinem einzigartigen Panoramablick. Eine besonders schöne Aussicht hat man auch von der Nachverdichtung am Wengerthäusle, die sich an das Remstalkino auf der Route anschließt. Die Weingüter Knauß und Idler sind weitere Stationen. Bei beiden Weingütern sind Holz und Beton wichtige Elemente des Neubaus. Nächste Zwischenstation ist das Weingut Wilhelm Kern, das mit seinem außergewöhnlichen Kellereigebäude und dem großen Innenhof punkten kann. Bevor es weiter in das Weinbaumuseum nach Stuttgart geht, lädt die Vinothek „Die Traube“ auf ein Glas Wein ein.