Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Wiesensteig - In Stuttgart wird weitergebaut und weitergestritten. Im kleinen Wiesensteig lässt sich besichtigen, dass auch das Aus eines Großprojekts keineswegs automatisch befriedend wirkt. Auch drei Monate nach dem Rückzug der Erlebnisakademie, die am Reußenstein einen Baumwipfelpfad bauen wollte, kehrt in dem Städtchen am Albaufstieg keine Ruhe ein.

 

Zwar sind die Diskussionen weitgehend verstummt, dennoch teilt sich der Ort weiterhin in Befürworter und Gegner. Einzelhändler, die sich für die eine oder andere Seite positioniert hatten, klagen über Umsatzeinbrüche, weil ihnen die Hälfte ihrer einstigen Kundschaft eisern die kalte Schulter zeigt. Bekannte und Freunde haben sich nichts mehr zu sagen. Zudem hatten Missverständnisse und Kommunikationsprobleme zwischen den einstigen Gegnern zur Folge, dass auch in den vergangenen Wochen weitergestritten wurde.

In Stuttgart wurden die wichtigsten Wegbereiter von Stuttgart 21 inzwischen durch Wahlen ausgetauscht. In Wiesensteig hat der Wortführer der siegreichen Wipfelpfad-Kritiker, Andreas Pohl, nun aufgegeben. Für die Stadt ist das eine Chance. Mit dem engagierten, aber viel zu aufbrausenden Vorsitzenden des Gewerbe- und Fremdenverkehrsvereins, der überall Verschwörungen vermutete, war kaum noch eine sachliche Arbeitsebene zu finden. Allerdings dürfte Wiesensteig auch ohne ihn auf dem Pfad zurück zur Sachlichkeit noch einige Irrwege beschreiten.