Die Eselfamilie, die auf dem Gelände der Eselsmühle in Leinfelden-Echterdingen lebt, hat Zuwachs bekommen. Caillou hatte keinen leichten Start. Inzwischen ist das Tierkind aber der Star.

Leinfelden-Echterdingen - Caillou hat ihre fünf Minuten. Erst hüpft das Eselbaby wild im Kreis und schlägt mit seinen kleinen Hufen um sich. Kurz darauf knabbert das vier Wochen alte Fohlen interessiert an einem Halfter, das an einem Haken hängt, entscheidet sich dann aber doch für ein paar Halme Heu. Ein normales Junges, könnte man meinen. Doch die kleine Caillou (Französisch für Kieselstein) ist ein bisschen anders als ihre acht Artgenossen, mit denen sie auf dem Gelände der Eselsmühle in Leinfelden-Echterdingen lebt. Das Eselmädchen wurde blind geboren.

 

Dass etwas nicht stimmt, hat Natalie Barthels schnell gemerkt. Kurz nach der Geburt lag das Neugeborene in der Ecke, das Muttertier Aisha abgewandt. Milch trinken ließ die Stute ihr Junges nicht, stattdessen schubste sie es immer wieder und biss sogar zu. Das Baby wiederum stand nur da und machte die ersten drei Tage lang keinen Schritt. Ein Tierarzt stellte schließlich fest: Ein Augapfel fehlt ganz, das andere Auge ist trüb und zeigt keine Reaktion auf Licht. Caillou kann nicht sehen. Der Veterinär legte Natalie Barthels und ihrem Mann Meinrad Bauer nah, das Tierchen einschläfern zu lassen, aber „wir wollten es probieren“, sagt sie.

Caillou braucht alle drei Stunden etwas zu trinken

Das heißt: Fläschchen geben. Selbst wenn das Muttertier Aisha ihren Nachwuchs mittlerweile akzeptiert hat und ihn ab und an auch saugen lässt, braucht er alle drei Stunden zuverlässig etwas zu trinken. „Die Drei-Uhr-Schicht habe ich an meinen Mann abgegeben“, sagt Natalie Barthels.

Jetzt, mit vier Wochen, ist Caillou schon wesentlich selbstständiger geworden und hat sich gut in die Gruppe eingefügt, zu der auch ihre fünf Monate alte Halbschwester Lola und der zehnjährige Halbbruder Oskar gehören. Die Kleine ist trotz ihres Handicaps sichtlich gut drauf. „Sie leidet nicht. Sie macht Bocksprünge, knabbert und orientiert sich an den anderen“, sagt Natalie Barthels. Staksenden Schrittes erkundet der kleine Esel die Welt.

Ab und an läuft die Kleine zwar gegen etwas, das scheint ihr aber nichts auszumachen. Und die Besucher des Hofs im Siebenmühlental sind sowieso ganz verliebt in das kleine flauschige Langohr. „Sie ist schon der Star.“