Franz Böhm will mit seinem aktuellen Filmprojekt Preise abräumen. Dafür scheut er keine Mühen. Er ist nicht nur ein sehr ehrgeiziger, sondern mit 16 Jahren auch ein sehr junger Filmemacher.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart/Gerlingen - Sein Alter hält Franz Böhm lieber geheim. „Sonst würde ich vermutlich von vielen nicht ernstgenommen werden“, sagt der 16-jährige Filmemacher aus Gerlingen. Mit der richtigen Angabe seines Alters hätte er so manchen Schauspieler, die an seinem aktuellen Projekt „Harmonie der anderen“ interessiert war, etwas abgeschreckt. Den Film will er für den Jugendfilmpreis einreichen, der im Dezember im Rahmen der Filmschau Baden-Württemberg verliehen wird und wo er einer der jüngsten Teilnehmer sein dürfte.

 

Doch was motiviert einen Teenager in so jungem Alter, richtige Filmprojekte mit Drehbüchern, Kamerateams, richtigen Filmsets und allem drum und dran zu stemmen? „Ich kann mir ein Leben ohne den Film nicht mehr vorstellen, weil das mittlerweile einfach so viel Raum einnimmt und mir wahnsinnig wichtig ist“, sagt Böhm. Mit kleinen Youtube-Clips hat er angefangen, mit 15 Jahren drehte er bereits seinen ersten Kurzfilm.

In der Schule tut Franz Böhm nur das Nötigste

In der Schule, dem Gymnasium Königin-Olga-Stift am Feuersee, ist er nicht der Fleißigste, Bestnoten sind ihm nicht so wichtig. Der Film geht da vor. Mit Werbefilmaufträgen, zum Beispiel für seinen Tennisverein, finanziert er sich die Herzensprojekte. Die Prioritäten sind klar bei Böhm: Er will Regisseur werden – alles andere ist zweitrangig.

Sein Vorbild: Quentin Tarantino. Auch wenn der ehemalige Film-Nerd, der vor seiner Hollywoodkarriere in einer Videothek in Manhatten Beach arbeitete, sich das meiste seines Könnens autodidaktisch aneignete, strebt Böhm nach der Schule eine fundierte Ausbildung an. „Ich will an der Filmakademie in Ludwigsburg studieren. Aber vorher noch einige Erfahrungen sammeln“, sagt er.

Das läuft in der jungen Filmemachergenaration vermutlich etwas anders, als man zunächst annehmen möchte – Praktika sind längst nicht alles. Sehr viel findet über soziale Netzwerke Stadt. Böhm ist in diversen Facebookgruppen, in der Filmschaffende zu Projekten finden. „Schauspieler zu finden ist dort überhaupt kein Problem“, sagt Böhm.

Aus einem Bankraub wird ein Ladendiebstahl

Vielleicht liegt es nicht nur an den sozialen Netzwerken, sondern auch an dem Stoff seines Drehbuchs. Der aufgrund des Budgets von 2000 Euro etwas abgespeckt werden musste. „Aus einem geplanten Bankraub wurde so zum Beispiel ein Ladendiebstahl am Kiosk gegenüber meiner Schule“, lacht Böhm.

Dennoch stehen für den Streifen „Harmonie der anderen“ Schauspieler wie Peter Kotthaus vor der Kamera, der beispielsweise auch im Kinofilm „Das Tagebuch der Anne Frank“ aus dem Jahr 2016 als Nebendarsteller zu sehen war. Offenbar hat Kotthaus weniger die Action, als mehr der Plot interessiert: In Böhms Film geht es um einen Schnöseljungen, der zwei jugendliche Obdachlose kennenlernt, um die Kluft zwischen Arm und Reich.

Die kennt Böhm aus eigener Lebenserfahrung. Sein Vater war einst Geschäftsführer bei Feinkost Böhm, der Familie ging damals sehr gut, „wir waren privilegiert“, sagt der Jungregisseur heute. Als er 11 Jahre alt war, verunglückte der Vater tragisch bei einem Motorradunfall. Die Mutter brachte den Sohn und sich in den nächsten Jahren mit einem Job als Verkäuferin durch, die Familie musste den Gürtel enger schnallen.

Um den Verlust zu verarbeiten, fing Böhm das Filmemachen an – mit seinem besten Freund Vincent Langosch, der auch heute noch an den Filmprojekten mitwirkt. „Mir hat das während der Pubertät halt gegeben“, sagt Böhm. Beide haben rebellische Phasen durchgemacht. Und tun es vielleicht immer noch ein bisschen, legt so mancher Drehtag nahe.

Denn mit Drehgenehmigungen lief es nicht immer ganz rund. Böhm ärgert sich so oder so über das Ordnungsamt, das seiner Meinung nach viel zu lange braucht, um Drehgenehmigungen auszustellen. „Die Stadt will doch junge, kreative Leute fördern“, sagt er.

Aufhalten lässt sich Böhm davon jedoch nicht. „Es gibt genug Filme, die ganz ohne Drehgenehmigungen gemacht wurden“, sagt er. Irgendwie scheint ihm die Idee sogar zu gefallen.