Ömer Beyaz, Alou Kuol, Antonis Aidonis Warum drei Talente des VfB Stuttgart in der Sackgasse stecken

Ömer Beyaz versucht sich im Training des VfB Stuttgart zu empfehlen. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Ömer Beyaz ist im Sommer 2021 mit großen Ambitionen zum VfB Stuttgart gewechselt. Doch für den Mittelfeldspieler läuft es alles andere als optimal – wie auch für andere Jungprofis.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Für Ömer Beyaz läuft die Saison alles andere als nach Wunsch. 19 Jahre ist der Fußballprofi des VfB Stuttgart alt, und am wichtigsten für seine sportliche Entwicklung wäre es zu spielen. Doch das Mittelfeldtalent bringt es erst auf 69 Einsatzminuten in den Pflichtpartien dieser Spielzeit – verteilt auf vier Einwechslungen. Allesamt im Trikot des 1. FC Magdeburg. Denn zum Zweitligisten wurde Beyaz zunächst ausgeliehen. Mit dem klaren Plan, Spielpraxis zu sammeln und stärker zum VfB zurückzukehren.

 

Mittlerweile ist der türkische Juniorennationalspieler wieder in Stuttgart. Die Leihe wurde im vergangenen Dezember vorzeitig beendet, da keine Seite zufrieden war. In der Wintervorbereitung sollte Beyaz seine Chance beim VfB suchen und möglichst den neuen Coach Bruno Labbadia von seinen Fähigkeiten überzeugen.

Das sagt Trainer Bruno Labbadia

Doch nun sind nicht nur die anstrengenden Wochen vor dem Re-Start der Bundesliga vorbei, sondern ebenso hat das Transferfenster in den wichtigsten europäischen Ligen geschlossen – und Beyaz spielt erst einmal keine Rolle. Weder beim VfB noch sonst wo.

Unzufriedenheit herrscht deshalb im Lager des Spielers, denn Beyaz steckt in einer Sackgasse. Er muss die nächsten Monate schauen, wie er vorankommt. „Er arbeitet hart, aber es reicht eben noch nicht für ihn“, sagt Labbadia. Der Sportdirektor Fabian Wohlgemuth führt aus: „Ömer Beyaz, der nach unser aller Einschätzung ein talentierter Spieler ist, hat sich auch menschlich sehr angenehm in unserer Gruppe bewegt. Wir wollen in der kommenden Zeit sehr intensiv mit ihm arbeiten – und dies unter den für seine weitere Entwicklung besten Rahmenbedingungen.“

Im Moment gilt beim VfB die volle Konzentration jedoch dem Abstiegskampf, und für Beyaz ist selbst bei Trainingsspielen nicht immer Platz in den Teams. Die Frage, die sich daraus ableitet, lautet schlicht: Wie geht es weiter? Bis 2025 läuft der Vertrag des Talents, wobei Labbadia sich den Nachwuchskräften gerne widmet. Mit Beyaz hat er das Gespräch gesucht, und er bedauert, dass dieser aufgrund seines Status als Nicht-EU-Ausländer nicht beim VfB II auflaufen kann.

Jede Spielminute würde der stockenden Entwicklung und dem schwindenden Selbstvertrauen sicher guttun. Die Idee des Beraters Mehmet Eser ist es deshalb, Beyaz während der Länderspielpause im März eventuell bei einem anderen Club ins Probetraining zu schicken. Dort soll er für sich werben, um im Sommer wieder ins Spiel zu kommen. Wie er es 2021 getan hat, als er mit 17 Jahren vom Bosporus an den Neckar wechselte. Begehrt war die Nachwuchshoffnung von Fenerbahce Istanbul und entschied sich für den VfB.

Warum ist Alou Kuol nicht gewechselt?

Unbekümmert und technisch stark trat der Linksfuß in der Vorbereitung unter dem ehemaligen Trainer Pellegrino Matarazzo auf. Trotz des guten Starts gelang der Durchbruch bisher aber nicht. Wie auch Alou Kuol und Antonis Aidonis nicht. Der Angreifer und der Abwehrspieler gehören ebenfalls zum 29-köpfigen VfB-Kader. Ihre Perspektiven sind jedoch überschaubar.

Wider Erwarten hat sich Kuol dennoch herangekämpft. Er wusste Labbadia mit seinem Fleiß und seinem Einsatz zu gefallen. „Alou Kuol hatte die Möglichkeit, in dieser Wintertransferperiode zu wechseln. Bruno Labbadia traut dem Spieler in unserem mannschaftlichen Umfeld einen weiteren Entwicklungsschritt und einen wichtigen Beitrag für das Erreichen unseres Saisonziels zu“, sagt Wohlgemuth. Also blieb er – und in Leipzig schickte der Chefcoach den Australier beim 1:2 dann für vier Minuten auf das Feld, beim Pokalsieg in Paderborn saß der 21-Jährige auf der Bank. Ansonsten stürmte er vor allem in der Regionalliga, erzielte bei zwölf Einsätzen aber kein Tor. Im Jahr zuvor traf er in 18 Spielen siebenmal.

Gedacht war vieles anders. Eine halbe Saison lang (Januar bis Juni 2022) zählte Kuol zum SV Sandhausen. Doch beim Zweitligisten behauptete sich die Leihgabe nicht. Ein passender Club ließ sich anschließend nicht finden, und seither versucht es der Angreifer weiter beim VfB. Kuols Vertrag endet wie im Fall Beyaz 2025. Eine lange Zeit – und durch die Winterverpflichtungen Gil Dias und Genki Haraguchi sind ihre Aussichten nicht besser geworden. Zukunft offen.

Wie es dagegen mit Aidonis beim VfB weitergeht, scheint klar. Das Eigengewächs wird den Verein verlassen, nachdem sein Arbeitsverhältnis zum 30. Juni ausläuft. Aus diesem Grund kommt auch kein Leihgeschäft mit dem 21-Jährigen mehr infrage. Das ist bei dieser Vertragslaufzeit nicht erlaubt. Zuvor waren die Erfahrungen des Abwehrspielers während seiner Leihe zum damaligen Zweitligisten Dynamo Dresden (Saison 2021/22) ohnehin nicht die besten.

Ein neuer Arbeitgeber tat sich danach nicht auf. Der Deutschgrieche stand jedoch zehnmal in der Regionalliga seinen Mann – und wenn es im Bundesligateam eng wurde, rückte er in den Spieltagskader auf. Viermal gab es diese gefühlte Beförderung. „Antonis Aidonis hat für sich klar festgestellt, dass er über Einsätze in der zweiten Mannschaft zu Spielpraxis kommen kann. Wir unterstützen ihn auf diesem Weg und werden seine Entwicklung natürlich genau im Auge behalten“, sagt Wohlgemuth. Vorerst muss sich Aidonis jedoch hinten anstellen, da die verletzten Defensivkräfte zurückkehren.

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