Antenne 1 setzt seit der Neupositionierung Anfang Februar noch mehr auf Regionales. Wie könnt ihr als „Reigschmeckte“ die regionale Identität der Hörer stärken?
T. G.: Wenn du etwas neu erlebst, dann bist du ja viel aufgeschlossener. Das ist wie bei kleinen Kindern oder wenn man in Urlaub fährt.
N. G.: Gerade weil wir nicht aus der Region kommen, können wir den hier geborenen und verwurzelten Menschen vor Augen führen, wie schön es hier ist, welche Wertigkeit hier steckt. Im Alltag sieht man viele bemerkenswerte Dinge gar nicht mehr. Wir wollen die Menschen wieder neugierig machen, was es über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen gibt.
Und wie genau sieht der Blick über den Tellerrand in eurer Morgensendung aus?
N. G.: Mit der „Hier-für-euch-Tour“ sind wir unterwegs, tauchen in Orte ein und schauen, was dort los ist. Ich selbst war vergangenen Sonntag in Gerlingen beim Fasnetsumzug dabei und bin im Hexen-Häs mitgelaufen. Da haben mich Hörer an die Hand genommen und mir erklärt, welche Traditionen dahinterstecken, worauf ich achten muss, wenn ich als Hexe unterwegs bin. Auch Olympia ist ein Thema, das wir regional runterbrechen. Wir telefonieren mit Eltern von Sportlern aus Baden-Württemberg. Damit nehmen wir einen anderen Blickwinkel ein. Wir interviewen nicht nur die Sportler selbst, sondern zeigen, wie die Familien zuhause mitbangen.
T. G.: Die heißen Themen in der großen weiten Welt entstehen ja oft direkt vor unserer Tür. Wir fragen einfach, was hat das mit uns und unseren Hörern zu tun? Das ist das Filtersystem bei Antenne 1.
N. G.: Man kommt so ja auch auf die kuriosesten Dinge. Kürzlich war der „Hast du gepupst“-Tag. Und dann haben wir festgestellt, dass ein Stuttgarter diesen Tag erfunden hat. Wir haben mit ihm ein Interview geführt. Dabei kam heraus, dass er diesen und weitere lustige Gedenktage aus bloßer Langeweile auf dem Weg zur Arbeit erfunden und ins Internet geschrieben hat. Und damit verändert er die Welt, darüber wird beispielsweise auch in amerikanischen Radiosendern berichtet.
Wirkt der Fokus aufs Regionale nicht auch schnell provinziell?
N. G.: Regionale Verankerung spielt für alle Medien eine wichtige Rolle, egal ob Radio, Fernsehen oder Zeitung. Durch die Globalisierung ist alles so groß und weit geworden. Deshalb gibt es auch eine Sehnsucht nach Heimat, nach Verbundenheit.
T. G.: Genau daran knüpfen wir an. Wir wollen beim Hörer dieses Gefühl wecken, das man kennt, wenn man vom Urlaub nach Hause kommt. Dieses ‚Die weite Welt ist ja ganz toll, aber zuhause ist es doch am schönsten.’ Das ist unser Credo. Das muss nicht zwingend heißen, dass wir nun zum Provinzsender werden – im Gegenteil, wir sehen uns mit dieser Kombination aus Regionalität und Weltoffenheit als Tor zur Welt.