Künftig tingelt der VfB Stuttgart durch die zweite Liga. Wenn es zum Auswärtsspiel nach Hamburg geht, sollte man auf Glockengeläut und Kindergeschrei vorbereitet sein.

Hamburg - Der VfB - und mit ihm seine Auswärtsfahrer – reisen in der kommenden Saison nicht nach Hamburg. Auch nicht nach St. Pauli. Sie fahren ans Millerntor. Und ja, das ist ein Unterschied. Der spätestens dann jedem Stadionbesucher deutlich wird, wenn die Glockenschläge des AC/DC-Songs „Hells Bells“ ertönen. Wenn die Kiezkicker einlaufen, weiß auch der arglose Spaziergänger im nur einen Einwurf entfernten Park „Planten un Blomen“, was die Stunde geschlagen hat: Anpfiff, bedingungsloser, spielstandunabhängiger Rückhalt der Fans, Remmidemmi selbst im VIP-Bereich. Apropos - seit dem langjährigen Stadionumbau gibt es Business-Seats und Separées für mehr zahlende Fans. Irgendwie passt das nicht so recht zu diesem Kiezklub, der faschistischen Parolen im Stadion nie Platz einräumte, vegane Gerichte zum Bier reicht, sich mit der „Bild“-Zeitung anlegt, Flüchtlingsprojekte unterstützt und bei dem Trainer Ewald Lienen mit seiner Fan-Choreografie an der Rasenkante jeden Ultra alt aussehen lässt. Doch trotz Ansätzen von Kommerz und Konsens - der FC St. Pauli versucht, ein politisch linker, engagierter, im Stadtteil tief verwurzelter Fußballverein zu sein. Die Quietscheentchen und Lätzchen im Souvenirshop gibt es sicherlich nur mit Totenkopf, damit die Kita im Stadion adäquat ausgestattet werden kann.

 

Es ist also einiges anders am Millerntor. Sollte jedoch zeitgleich mit dem Auswärtsspiel in der Hansestadt Dom sein, werden die Schwaben sich wie zuhause fühlen. Gleich neben dem Stadion liegt das Heiligengeistfeld. Dort findet drei Mal im Jahr wochenlang quasi Wasen ohne Tracht und Bierzelte statt.

Einwohner: 1.775.227

Verein: FC St. Pauli, gegründet 1910

Spielstätte: Millerntor

Kapazität: 29.546