Die Mannschaft der TSG Hoffenheim befindet sich nach mehreren positiven Befunden nahezu komplett in Quarantäne – was zu der Frage führt, ob das Spiel gegen den VfB Stuttgart nächste Woche stattfinden kann.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart/Sinsheim - Jeden Nachmittag beschleicht die Spieler der TSG Hoffenheim gerade ein seltsames Gefühl. Sie setzen sich in ihre Autos und fahren nach Zuzenhausen, wo das Trainingszentrum des Fußball-Bundesligisten liegt. Denn die Schützlinge von Trainer Sebastian Hoeneß steuern keineswegs die gepflegten Rasenplätze an, um ihrer Arbeit nachzugehen. Ziel ist ein Zelt an der Geschäftsstelle. Dort heißt es: Scheibe runter, Stäbchen rein – Corona-Tests stehen an und danach geht es wieder ab nach Hause.

 

Ein Arzt wartet auf die Hoffenheimer, die aktuell besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind. Acht Personen wurden innerhalb weniger Tage positiv auf Covid-19 getestet, darunter sechs Spieler. Kevin Vogt war am Mittwochabend bislang der letzte Fall, der öffentlich gemacht wurde. Zuvor hatten Sebastian Rudy und Ishak Belfodil die Nachricht erhalten, dass sie infiziert seien.

Andrej Kramaric muss nicht in häusliche Isolation

Mittlerweile befindet sich nahezu die komplette Mannschaft in Quarantäne. Freiwillig, wie es heißt. Aber auch in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg. Zumal am Dienstag die Nationalspieler Munas Dabbur (Israel) und Robert Skov (Dänemark) bei ihren jeweiligen Nationalmannschaften ebenfalls positiv getestet wurden. Der Stürmer Jacob Bruun Larsen durfte da schon nicht mehr die eigenen vier Wände verlassen, weil das Virus auch den ehemaligen Stuttgarter erwischt hat.

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Ob die Spieler Symptome zeigen, ist nicht bekannt. Und auf die Schlagzeilen vom Corona-Chaos im Kraichgau hätten die Hoffenheimer gerne verzichtet. „Wir können uns die Häufung nicht erklären“, sagt der Sportdirektor Alexander Rosen, „wir halten uns seit Monaten gewissenhaft an das Hygienekonzept.“ Über Monate lief es, wie es sollte. Mit der Länderspielpause im Oktober begann jedoch die Misere. Der Kroate Andrej Kramaric und der Ghanaer Kasim Adams kehrten mit Corona-Infektionen zurück. Nun erfasst sie die Ironie des Schicksals: Kramaric und Adams sind diejenigen aus dem TSG-Kader, die gerade nicht in häuslicher Isolation stecken.

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Dennoch will Rosen „kühlen Kopf bewahren“. Zumal am Beispiel Hoffenheim klar wird, dass auch der deutsche Profifußball nicht gegen das Virus immun ist. Mit der Situation in Nordbaden taucht die bange Frage auf: Wie lange sich der Bundesliga-Spielbetrieb während der Pandemie wie geplant aufrechterhalten lässt? Unmittelbar betroffen wäre zunächst der VfB Stuttgart – der kommende Gegner der TSG nach der Länderspielpause am Samstag, dem 21. November.

Welche Rolle spielt die Begegnung mit Slovan Liberec?

Mit Interesse verfolgen sie an der Mercedesstraße das Geschehen 60 Kilometer weiter, aber eben auch mit Sorge. Von einer Spielverlegung ist man jedoch noch ein gutes Stück entfernt. Zum einen, weil die Corona-Lage sich täglich verändert und mit ihr die Bestimmungen und Reaktionen der Behörden. Zum anderen, weil die Deutsche Fußball-Liga festgelegt hat, dass gespielt werden muss, solange 15 Akteure einschließlich Torwart einsatzfähig sind (international sind es 13 Spieler).

Schließlich geht es um viel Geld, und noch bleibt bis nächsten Donnerstag Zeit für ausreichend negative Befunde. Gerade mit Blick auf die Hoffenheimer zeigt sich jedoch, dass der Spielplan eng ist, da sie auch in der Europa League vertreten sind. Bis Weihnachten absolviert das Team nur noch englische Wochen. Zuletzt war die Hoeneß-Elf international gegen Slovan Liberec angetreten. 5:0 gewann man, doch nun wird spekuliert, ob die Begegnung mit den Tschechen in die Notlage geführt hat. Denn Liberec fehlten vergangene Woche 15 Spieler wegen positiver Corona-Befunde. Keiner weiß es, weshalb die Hoffenheimer ihre Spieler täglich weiter an der Geschäftsstelle vorfahren und testen lassen.