Die Phase der Projektentwicklung ist vorbei – jetzt sucht die Stadt Korntal-Münchingen einen Investor für das neue Quartier „Stadtmitte Korntal“. Die Gemeinderatsfraktion der Grünen zeigt sich jedoch skeptisch.

Korntal-Münchingen - Das Projekt Stadtmitte Korntal ist einen entscheidenden Schritt weiter. Die Kommune hat das Projekt in den vergangenen beiden Jahren entwickelt und dabei mehrmals die Bürger aufgefordert, Stellung zu den Plänen zu beziehen. Nun sind die Planungen abgeschlossen. Am Dienstag hat der Gemeinderat von Korntal-Münchingen nun beschlossen, das Bauprojekt auszuschreiben.

 

Die Stadt sucht jetzt einen Investor, der nach ihren Vorgaben das neue Quartier auf dem Parkplatzgelände baut. Es soll zum einen Platz für den Lebensmittelmarkt Edeka als Ankermieter bieten. Der Supermarkt ist noch an der Johannes-Daur-Straße, doch dieser Standort wird zu klein. Zudem sollen weitere Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleiter sowie ein Gastronomiebetrieb und Wohnungen in der Immobilie Platz finden. Auch der Polizeiposten Korntal hat Interesse, dort einzuziehen.

Im Juni soll der Siegervorschlag gekürt werden

Vom 11. Februar an können sich Bauträger aus ganz Europa sowie Investoren in Zusammenarbeit mit Bauträgern bewerben. Am 15. März wählt ein Auswahlgremium bestehend aus Vertretern der Kommune, der Fraktionen und einem Architekten die fünf Angebote für die Endrunde aus. Bis zum 27. Juni soll das Gremium den Sieger küren und der Gemeinderat darüber abstimmen.

„Wir haben 2011 begonnen, uns mit diesem schwierigen Thema zu befassen“, resümierte Bürgermeister Joachim Wolf. Schwierig sei das Projekt, weil dafür die Goerdelerstraße verlegt werden müsse. Schwierig sei es auch, weil es für die Stadt, so Wolf, „nicht rentierlich“ sei. Mit anderen Worten: auch wenn die Stadt Geld verdient, indem sie Grundstücke an den künftigen Investor verkauft – die Erschließungskosten für das neue Quartier muss sie selbst tragen. Und diese Kosten werden höher als der Gewinn aus den Grundstücksverkäufen sein. Fördergelder aus Städtebauprogrammen sind bereits in der Rechnung drin. Doch an einer unterm Strich wohl „roten Null für die Stadt“, so Wolf weiter, werde das nichts ändern. Der Bürgermeister betonte jedoch erneut die Bedeutung des Vorhabens. Es sei wichtig, jetzt die Stadtmitte attraktiv zu gestalten.

CDU, FDP und SPD loben die Projektentwicklung

Hans-Joachim Scharpf von der CDU lobte die Grundlage des Projektentwurfs als „hervorragend“. Er hoffe, dass sich die Investoren nicht von den strikten Vorgaben der Stadt abschrecken ließen. Auch Otto Koblinger von den Freien Wählern äußerte sich grundsätzlich positiv zu dem Bauprojekt. Die Freien Wähler hätten aber in der Ausschreibung gerne noch mehr Wert auf die Technik gelegt. „Nun müssen wir abwarten, ob es am Ende die rote Null geben wird.“ Viola Noack, die Vorsitzende der FDP, freut sich darüber, dass es „jetzt endlich losgeht. Hah, da passiert ja nichts – dieser Eindruck war zuletzt in der Öffentlichkeit entstanden“, sagte sie. Egon Beck, der Vorsitzende der SPD, sprach von einem „guten Ergebnis“ und einer umfassenden Planungsphase. „Wir müssen einfach auch Vertrauen haben und uns davon frei machen, dass der Investor unser Feind ist.“

Grüne zeigen sich skeptisch

Anderer Meinung sind die Grünen. Deren Vorsitzende Eva Mannhardt sprach von einer „undurchsichtigen Vorbereitung“. „Wir haben nicht das Vertrauen gewonnen, dass aus dem Projekt etwas wird.“ Die Grünen kritisieren, dass der Kaufpreis mit einer Gewichtung von 55 Prozent nun das wichtigste Kriterium in der Ausschreibung sei. „Wir hätten gerne mehr Gewicht auf andere Aspekte gelegt, etwa darauf, dass die neue Stadtmitte energetisch vorbildlich dasteht.“ Mannhardt erinnerte daran, dass auch das an der Projektentwicklung beteiligte Planungsbüro den Kaufpreis zunächst nur mit 40 Prozent gewichtet hatte.