Alarm im Deutschen Feuerwehrverband: Der Präsident Hartmut Ziebs soll zurücktreten, fordern fünf Vizepräsidenten. Die nennen aber nicht offen ihre Gründe, was eine große Konfusion im Verband auslöst. Ist sein Eintreten gegen Rechtsnationalismus der Anlass?

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Die Feuerwehr muss einen Großbrand in den eigenen Reihen löschen. Fünf von sieben Vizepräsidenten des Deutschen Feuerwehrverbands haben ihrem Präsidenten Hartmut Ziebs „mehrheitlich das Vertrauen entzogen“, wie sie vor einer Woche kundtaten, und ihm den Rücktritt nahegelegt. Warum, das wurde nicht mitgeteilt – dies sollen nur die satzungsgemäßen Gremien erfahren. Ziebs wies das Ansinnen als unbegründet zurück. Später regte er an, eine außerordentliche Delegiertenversammlung einzuberufen, um die Vertrauensfrage zu stellen.

 

Interpretationsfähige Rücktrittsforderung

Anlass des Angriffs könnte Unzufriedenheit mit seinem Führungsstil gewesen sein. Auch kursiert der Vorwurf, Ziebs sei politisch nicht neutral, weil er die AfD offen ablehnt. „Ich äußere mich gegen rechtsnationale Tendenzen und werde das auch weiter tun, denn ich halte diese für gefährlich“, sagt er dazu. Gerade die freiwillige Feuerwehr gehöre zur Demokratiebewegung. Nun herrscht eine große Konfusion, weil alles Mögliche in die vage Rücktrittsforderung hineininterpretiert werden kann – und weil der Verband mitsamt seinen bundesweit 1,38 Millionen Mitgliedern eine Debatte über eine mögliche Nähe zu Rechten am Hals hat.

Gewerkschaft Verdi steht hinter dem Präsidenten

Ziebs erhält zunehmend Rückendeckung – auch von der Gewerkschaft, die ihm „Respekt, Solidarität und Unterstützung“ ausspricht. „Rechtsradikales Gedankengut hat im Wertekanon der Feuerwehren keinen Platz“, betont die Verdi-Fachgruppe. Der Präsident der baden-württembergischen Feuerwehren, Frank Knödler, mag auf Anfrage keine Beurteilung abgeben. Mit Verweis auf ein Vorstandstreffen des Landesverbands Ende dieser Woche und eine außerordentliche Präsidialratssitzung des Deutschen Feuerwehrverbands am 6./7. Dezember bekennt er: „Ich mache mich erst einmal sachkundig – vorher kann ich nichts sagen.“ Ihm ist aber klar, dass die aus dem Ruder gelaufene Diskussion nicht ungebremst weiterlaufen kann. Deshalb hat er intern vorgeschlagen, die Präsidialratssitzung auf nächste Woche vorzuziehen. In einem Punkt wird Knödler jedoch ganz deutlich: Rechtsextremismus sei für die 180 000 Feuerwehrleute im Land „kein Thema“: „Wir wollen damit nichts zu tun haben und haben damit auch nichts zu tun.“