Fasnet in der Corona-Pandemie Diese närrischen Begriffe sind trotzdem wichtig

Ausnahmesituation für Narrenzünfte: Wegen der Corona-Pandemie kann die schwäbisch-alemannische Fasnet in diesem Jahr nicht wie gewohnt ablaufen. Aber ist Fasnet eigentlich das gleiche wie Karneval? Was ist ein Häs und was eine Larve? Zeit, die wichtigsten Begriffe zu klären.
Stuttgart - Narrensprünge und Fasnetsbälle fallen wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr aus. Für zig schwäbisch-alemannische Narrenzünfte entfällt das An- und Umhäsen, der Narrenbecher bleibt im Schrank, die Guggenmusik stumm und der Schmotzige Doschdig ist ein – für Pandemiebedingungen – ganz gewöhnlicher Donnerstag. Für alle, die nur die Hälfte verstanden haben, schafft dieses Glossar Abhilfe – um für die Zeit nach dem Ausnahmezustand gewappnet zu sein.
Fasnet oder Fasching?
Eins vorweg: Es heißt Fasnet. Nicht Fasching und schon gar nicht Karneval. Da sind die Anhänger der schwäbisch-alemannischen Fasnet empfindlich. Anders als der Karneval beginnt die Fasnetszeit nicht am 11. November, sondern am Dreikönigstag. Von diesem Zeitpunkt an sind südwestdeutsche Narren in ihrem traditionellen Häs auf Straßenumzügen unterwegs. Die wirklich heiße Fasnetszeit startet aber erst am Gombigen Doschdeg und endet am Aschermittwoch.
Die Zunft und ihr Meister
Als Zünfte oder auch Narrenzünfte werden im schwäbisch-alemannischen Gebiet die Fasnetsvereine bezeichnet. Die Zünfte sind in der Regel aus alten – wahren oder erfunden – Erzählungen entstanden. So gibt es Hexen, Teufel, Narrenfiguren, Tier- und andere Sagengestalten. Wie in jedem Verein gibt es auch in der Narrenzunft eine Vorstandschaft, an deren Spitze der sogenannte Zunftmeister steht.
Das Häs
Jedes Jahr eine neue Verkleidung zur Fasnet? Für die Narrenzünfte steht das nicht zur Debatte. Schließlich tragen sie von Woche zu Woche, von Jahr zu Jahr dasselbe. Häs heißt das Narrengewand, das in der Regel aus einer Maske und mehreren Kleidungsstücken besteht. Hästräger sind die Menschen, die darin stecken. Viele Narren tragen zusätzlich einen Schellengürtel, einen Besen oder andere Utensilien mit sich. Erst damit ist das Häs vollständig.
Die Larve
Die traditionelle Holzmaske der Hästräger wird auch als Larve bezeichnet. Manche Larven sind freundlich, andere gruselig. Manche haben Falten, andere Warzen und wieder andere sind makellos mit rosa Pausbäckchen. Doch egal wie die Larve aussieht, Hästräger sollten gut darauf aufpassen. Denn die Holzmaske ist in der Regel handgeschnitzt und teuer.
Der Narrensprung
Mit hüpfenden Narren hat der Begriff nur bedingt etwas zu tun. Als Narrensprung wird ganz allgemein der Straßenumzug bezeichnet, bei dem sich die Zünfte in festgelegter Reihenfolge den Zuschauern präsentieren. Dass während des Umzugs tatsächlich viele Narren die Straße entlang springen und mit ihren Glocken so für tösenden Lärm sorgen, ist Zufall. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Fasnetshochburg Rottweil und hat sich von dort aus verbreitet.
Vom Anhäsen und Umhäsen
Wer ein Häs anzieht, sollte sich Mühe geben. Denn: Wer sich falsch „anhäst“, zahlt. Das Verb ist eine Kombination aus den Begriffen Häs und anziehen. Der Duden kennt den Begriff nicht, Hästräger schon. Weil Narren in der Regel nach dem Zwiebelprinzip angezogen sind, müssen sie sich beim Betreten von Gaststätten oder Zelten auch mal „umhäsen“. Sprich: Häs ausziehen, untere Schichten auch, Häs wieder an.
Das Ulmer Schorle
Unter Narren ist Ulmer Schorle ein beliebtes Getränk. Weinliebhaber und -kenner schlagen bei der Vorstellung dagegen die Hände über dem Kopf zusammen. Ulmer Schorle ist eine Mischung aus Weißwein, Rotwein, Mineralwasser und Zitronenlimonade und wird aus einem Halbekrug getrunken.
Der Narrenruf
Jede Zunft hat ihren eigenen. Manchmal ist es der Name der Zunft, manchmal geht es um charakteristische Merkmale der Hästräger. Mit dem Narrenruf, der immer aus zwei Teilen besteht, begrüßen die Hästräger das Publikum am Straßenrand. Die Narren beginnen mit dem ersten Teil, die Zuschauer ergänzen im besten Fall den zweiten. Wer stumm bleibt, muss mit einer „Bestrafung“ in Form von Konfetti im Nacken oder schwarzer Schuhcreme im Gesicht rechnen. Aufmerksame Zuschauer werden mit Bonbons belohnt. Der Narrenruf ist in der Regel im Programmheft zum Straßenumzug zu finden.
Der Schmotzige Doschdig
Manchmal heißt er Schmotziger Doschdig, manchmal Schmutziger Dunschdig, anderswo spricht man vom Gombigen oder Glombingen Doschdig. Damit ist der Donnerstag vor Aschermittwoch gemeint, an dem die Hochsaison der schwäbisch-alemannische Fasnet beginnt. Der alemannische Begriff Schmotz steht nicht für Dreck, sondern für Fett. Gombig und glombig kommt dagegen vom schwäbischen Gumpen, was springen oder hüpfen bedeutet.
Die Guggenmusik
Ob Brauchtumsabend oder Straßenumzug – Guggenmusiker sind bei jeder Fasnetsveranstaltung dabei. Charakteristisch für diese Art der Blasmusik ist ihr schräger Klang. Die Musiker sind meist verkleidet, zum Einsatz kommen die unterschiedlichsten Blechblasinstrumente. Was die Auswahl der Stücke angeht, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Gespielt wird alles – von „Auf der Vogelwiese“ bis „Zombie“.
Unsere Empfehlung für Sie

Mönchengladbach Polizei löst Party auf - Gastgeber springt aus dem Fenster
Der Gastgeber einer Party in Mönchengladbach ist wohl aus Angst von der Polizei aus einem Fenster sechs Meter in die Tiefe gesprungen und hat sich schwer verletzt.

Coronapandemie US-Forscher: Bereits mehr als drei Millionen Corona-Tote weltweit
Eine Million zusätzliche Tote weltweit in einem Vierteljahr: Das Ausmaß des Leids durch das Coronavirus ist schwer vorstellbar. Hinter jedem einzelnen Toten stehen Schicksalsschläge und trauernde Angehörige. Und die Pandemie breitet sich weiter rasant aus.

Wie halten wir die Pandemie aus Gesellschaft im Abschiedsmodus
Kommen wir uns in Coronazeiten als Mitmenschen abhanden? Würdige Abschiede von Sterbenden sind oft nicht möglich. Nicht nur der Bundespräsident ist alarmiert. Können wir dagegenhalten?

Deutschland Sterbefälle im März deutlich unter dem Schnitt der Vorjahre
Diesen März sind laut einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamts deutlich weniger Menschen gestorben als in den Vorjahren – und das trotz der Coronapandemie. Die Hintergründe.

Organspenden in der Coronakrise Zahl der Spender trotz Pandemie kaum gesunken
2020 spendeten 913 Menschen nach dem Tod 2.941 Organe. Das geht aus dem Jahresbericht der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) hervor. Das sind 19 Spender und 54 Organe weniger als im Jahr zuvor.

Coronavirus auf Mallorca „Exzellente“ Lage auf Mallorca - Partys bleiben vorerst tabu
Mehr als zwei Dutzend Besucher aus Deutschland sind auf Mallorca im „Corona-Hotel“. Die Gesundheitslage bleibt auf der Insel aber entspannt. Vor allem deshalb, weil man dort derzeit kaum Party machen darf.