In Ulm wird die Vielzahl der Biber als Plage wahrgenommen. Experten begegnen den Forderungen nach einer Umsiedlung oder dem Abschuss der Tiere in der Friedrichsau.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Eine „Plage“ seien die Tiere, ihre Höhlengänge bedrohten einen Spielplatz, ihrer Fresslust seien seit 2001 bereits 128 Bäume im Wert von 200 000 Euro zum Opfer gefallen: Mit solchen Vokabeln wird in Ulm seit Monaten eine Debatte um aktuell sechs Biber am Köcheln gehalten, die im Stadtpark Friedrichsau leben. Weg mit den Nagern, egal wie, das denken und fordern viele.

 

Am Mittwoch vergangener Woche kam es nun einer Expertenanhörung, an der Biologen und Rechtsexperten teilnahmen. Es wird nach Lösungen für ein Problem gesucht, das sich so herrlich zum Aufreger eignet. Der bayerische Biberexperte Gerhard Schwab, der eingeladen war, kennt diese Treibjagdstimmung gut. Wenn in Bayern Felder überschwemmt würden, weil ein Biber einen Bach aufgestaut habe, hebe häufig das Geschrei nach Abschüssen an. „Ich kenne aber keinen einzigen Landwirt, der seine Existenz wegen eines Bibers verloren hat“, sagt Schwab.

Die Biber zu töten ist rechtlich unzulässig

In Ulm breitete ein Vertreter der Rathausverwaltung zunächst Zahlen aus. 128 Bäume haben demnach also in den vergangenen elf Jahren im Stadtpark wegen Biberverbiss gefällt werden müssen. Von den noch existierenden 1300 teilweise seltenen Bäumen hätten 300 mit so genannten Drahthosen versehen werden müssen, weitere 500 Bäume seien noch ungeschützt. Damit der Biber keine weiteren Tunnel graben könne, müssten vier Meter tiefe Gräben ausgehoben und mit Steinen und Stahl verfüllt werden. Würde das an allen Ufern des Parks mit seinen drei Auseen gemacht, koste das 900 000 Euro, so der Rathausvertreter.

Fachleute des Regierungspräsidiums Tübingen nahmen jede – womöglich heimlich vorhandene – Hoffnung auf eine Tötung der Biber. Das sei rechtlich schlichtweg unzulässig. Selbst wenn es das Naturschutzgesetz nicht gäbe, so Schwab, „dann wäre der nächste Biber gleich wieder da“.

Er rät der Stadt Ulm, endlich konsequent Baumschutzmaßnahmen anzugehen. „Wenn ich höre, dass 128 Bäume angenagt werden, dann sage ich, dass man vielleicht vorher hätte reagieren müssen.“ Die Zahl von knapp einer Million Euro für Schutzgräben hält Schwab für eine Mondzahl. Erfahrungen aus anderen süddeutschen Stadtparks mit Biberpopulationen zeigten, dass solche Baumaßnahmen für einen „Bruchteil“ des Geldes machbar seien. Am 8. Oktober wird in Ulm öffentlich weiterdebattiert.