Mit massiven Angriffen rund um die Stadt Rafah hat Israel auf die Verschleppung eines israelischen Soldaten reagiert. Die Hamas teilten am Samstagmorgen mit, der Soldat sei vermutlich während eines israelischen Bombardements getötet worden.

Mit massiven Angriffen rund um die Stadt Rafah hat Israel auf die Verschleppung eines israelischen Soldaten reagiert. Die Hamas teilten am Samstagmorgen mit, der Soldat sei vermutlich während eines israelischen Bombardements getötet worden.

 

Gaza/Tel Aviv - Nach der Entführung eines israelischen Soldaten setzt Israel die Suche nach dem Verschleppten fort. Eine Militärsprecherin sagte, Israel habe in der Nacht zum Samstag rund 50 Ziele im Gazastreifen angegriffen.

Die meisten Angriffe seien um die Stadt Rafah erfolgt. Dort hatten militante Islamisten den israelischen Soldaten am Freitagmorgen entführt. Bei den Angriffen wurden in der Nacht 50 Palästinenser getötet, teilte Aschraf al-Kidra, der Sprecher des örtlichen Gesundheitsministeriums, mit.

Unklar bleibt das Schicksal des vermissten 23 Jahre alten Leutnants. Politiker und Kommandeure der im Gazastreifen herrschen Hamas machten dazu unterschiedliche Angaben. Die bewaffneten Milizen der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, teilten am Samstagmorgen mit, sie hätten den Kontakt zu ihren Kämpfern verloren und der Soldat sei vermutlich während eines israelischen Bombardements getötet worden.

Nach Angaben des israelischen Militärs arbeitete die Einheit des vermissten Hadar Goldin an der Zerstörung eines sogenannten "Terror-Tunnels", als militante Palästinenser sie angriffen. Zwei Soldaten seien getötet worden.

Der israelischen Armee zufolge ereignete sich der Angriff anderthalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die Vereinten Nationen (UN) und die USA zwischen Israel und militanten Palästinensern vermittelt hatten. Israel erklärte daraufhin die Waffenruhe für gescheitert und verstärkte seine Angriffe.

Ein ranghohes Hamas-Mitglied widersprach dieser Darstellung. Die Entführung sei vor Beginn der Waffenruhe passiert, sagte Mussa Abu Marsuk, der Vize-Auslandschef der radikal-islamischen Hamas, der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.

Welche der bewaffneten islamistischen Gruppen für die Entführung verantwortlich ist, ist ebenfalls ungeklärt. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, bestritt in der Nacht auf Samstag, den Soldaten entführt zu haben. "Wir wissen nichts über einen vermissten Soldaten, seinen Verbleib oder die Umstände seines Verschwindens", hieß es in einer Mitteilung, die an Journalisten versandt wurde.

Nach einer Meldung der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan hatten die Al-Kassam-Brigaden zuvor noch bestätigt, Goldin gefangen genommen zu haben.

"Wir haben den Kontakt zu den an dem Überfall beteiligten Kämpfern verloren, und wir vermuten, dass sie alle bei dem Bombardement getötet wurden", hieß es in der späteren Mitteilung der Islamisten-Miliz. Dabei sei wohl auch der Soldat ums Leben gekommen.

Netanjahu kündigt am Freitag harte Reaktion an

Zuletzt war 2006 der Soldat Gilad Schalit von einem Kommando unter Leitung der Hamas von israelischem Boden aus durch einen Tunnel in den Gazastreifen verschleppt worden. Er kam erst mehr als fünf Jahre später frei - im Tausch gegen mehr als 1000 palästinensische Häftlinge. Israel hat inzwischen eine Reihe dieser Freigelassenen wieder festgenommen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Freitag eine harte Reaktion angekündigt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich nach dem Scheitern der Waffenruhe "schockiert und zutiefst enttäuscht über die Entwicklung". Er befürchtete "ernste Folgen für die Menschen in Gaza, in Israel und darüber hinaus". Die USA forderten die bedingungslose Freilassung des Soldaten.

Die Palästinensische Autonomiebehörde gibt ihr Ringen um eine Feuerpause nicht auf. Trotz der neuen Auseinandersetzungen kündigte ihr Chefunterhändler Saeb Erekat an, am Samstag eine Delegation zu Verhandlungen über die Beruhigung der Lage in die ägyptische Hauptstadt Kairo zu entsenden. Im US-Sender CNN rief Erekat US-Außenminister John Kerry auf, die Israelis zu überzeugen, auch eine Delegation zu entsenden. In Kairo solle auch der Fall des verschwundenen Soldaten zur Sprache kommen.

Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bis zum Samstagmorgen auf 1650 gestiegen. Rund 8900 Menschen wurden demnach verletzt.

Auf israelischer Seite wurden im Gaza-Krieg mindestens 63 Soldaten und drei Zivilisten getötet. Militante aus dem Gazastreifen feuerten am Samstag erneut Raketen auf Israel ab. Zwei Geschosse wurden am Samstagmorgen über Tel Aviv, eines über der südlichen Stadt Beerscheva abgefangen. Militante Palästinenser feuerten nach Angaben der israelischen Armee seit Beginn der Militäroffensive mehr als 3000 Raketen auf Israel ab.