Eigentlich sollte am Freitagmorgen eine dreitätige Waffenruhe im Nahen Osten beginnen. Doch militante Palästinenser feuerten weiter Raketen. Israel sieht den Versuch damit als gescheitert an und will neue Angriffe fliegen.

Eigentlich sollte am Freitagmorgen eine dreitätige Waffenruhe im Nahen Osten beginnen. Doch militante Palästinenser feuerten weiter Raketen. Israel sieht den Versuch damit als gescheitert an und will neue Angriffe fliegen.

 

Tel Aviv/Gaza - Eine dreitägige humanitäre Waffenruhe im Gaza-Krieg ist nach wenigen Stunden zusammengebrochen. Israel habe den UN-Vermittler Robert Serry über das Scheitern der Feuerpause in Kenntnis gesetzt, berichteten israelische Medien am Freitagmittag. Zuvor waren im südlichen Gazastreifen heftige Kämpfe zwischen israelischen Truppen und militanten Palästinensern aufgeflammt. Israel befürchtet, dass militante Palästinenser am Freitag einen israelischen Soldaten im Gazastreifen verschleppt haben könnten. Eine Armeesprecherin bestätigte, diese Sorge bestehe. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die Waffenruhe gebrochen zu haben.

Wie Aschraf al-Kidra, der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, mitteilte, wurden bei neuen israelischen Angriffen 35 Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt. Militante aus dem Gazastreifen feuerten mindestens acht Geschosse auf Israel ab. Drei wurden von der Raketenabwehr abgefangen, die anderen landeten auf freiem Feld. Das israelische Militär erklärte, lediglich auf Angriffe der militant-islamischen Hamas reagiert zu haben. Hamas-Medien behaupteten wiederum, Israel habe die Waffenruhe gebrochen.

In den Mittagsstunden warfen israelische Flugzeuge über dem Mittelmeergebiet Flugblätter ab, in denen die Bevölkerung vor neuen israelischen Angriffen gewarnt wurde.

Die nunmehr zusammengebrochene Waffenruhe war von den Vereinten Nationen (UN) und den USA vermittelt worden. Sie trat am Freitag 7 Uhr (MESZ) in Kraft und hätte 72 Stunden dauern sollen. Sie hätte den Menschen „eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt“ bringen sollen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister John Kerry.

Zugleich hätten in Ägypten sofortige Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe beginnen sollen. Nach palästinensischen Medienberichten sagte allerdings Kairo die Gespräche unter Berufung auf die gescheiterte Feuerpause vorerst wieder ab. Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist inzwischen höher als bei der letzten Bodenoffensive Israels 2009, bei der rund 1400 Palästinenser umgekommen waren. Der palästinensische Sprecher Al-Kidra teilte am Freitagmorgen weiter mit, bislang seien etwa 8400 Palästinenser verletzt worden.

Nach palästinensischen Angaben sind es die höchsten Verluste auf der eigenen Seite seit der israelischen Eroberung des Gazastreifens im Sechs-Tage-Krieg von 1967. Nach israelischen Informationen handelt es sich bei mehreren hundert der palästinensischen Todesopfer um militante Kämpfer. Den Palästinensern zufolge sind mehr als zwei Drittel der Opfer Zivilisten.

Auf der israelischen Seite wurden im Gaza-Krieg 61 israelische Soldaten und drei Zivilisten getötet. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt. Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA berichtet über eine katastrophale Lage der Zivilbevölkerung in dem Küstengebiet. Rund 230.000 Palästinenser hätten Schutz in UN-Einrichtungen gesucht. UNRWA-Leiter Pierre Krähenbühl bestätigte, dass in drei leerstehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen gefunden worden seien. „Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrichtungen.“