Die USA verabschieden sich durch die unberechenbare Politik ihres Präsidenten Donald Trump als ernst zu nehmender Akteur im Nahen Osten. Ein Kommentar von Thomas Seibert.

Istanbul - Donald Trump hat es wieder einmal geschafft. Mit ein paar Zeilen auf Twitter hat er den Nato-Verbündeten Türkei gegen sich aufgebracht, die Verhandlungsposition seiner eigenen Unterhändler im Nahen Osten untergraben und die Position Russlands in Syrien gestärkt. Statt eine stringente US-Politik in der Region auszuarbeiten und umzusetzen, sind Außenminister Michael Pompeo und andere Trump-Helfer mit einer schier endlosen Schadensbegrenzung beschäftigt. Während sie an der einen politischen Baustelle noch die von ihrem Chef verursachten Irritationen ausbügeln, richtet Trump anderswo schon den nächsten Schaden an.

 

Mit Trumps jüngstem Tweet treiben die USA den Verbündeten Türkei weiter in die Arme Russlands. Zwar verfolgen Türken und Russen in Syrien unterschiedliche Interessen. Doch die türkische Regierung hat zuletzt bei der Vereinbarung zur Rebellenprovinz Idlib im vergangenen Jahr die Erfahrung gemacht, dass auf das Wort Wladimir Putins Verlass ist. Dasselbe kann man von der US-Regierung nicht behaupten. Die bisherige Ordnungsmacht Amerika verabschiedet sich als ernst zu nehmender Akteur aus der Region. Sie gibt ihre Rolle zugunsten einer Serie von halb garen Spontiaktionen auf, in der jede Entscheidung nur ein Verfallsdatum bis zum nächsten Tweet des Präsidenten hat.