Die neuen Buslinien sind auf den Fildern und in Waldenbuch nicht nur auf Gegenliebe gestoßen. Ein Berliner Politiker schaut in letzter Zeit genauer hin und sortiert die Klagen auf einer Strichliste. Warum macht er das?

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Seit gut einem Monat verkehren neue Busse auf den Fildern und im Schönbuch. Zum 1. Dezember hat sich einiges verändert auf den Routen – grundsätzlich zum Vorteil für Fahrgäste. Denn das Angebot ist größer als vor dem Wechsel. Allerdings würden nicht alle Busnutzer den Daumen heben, denn der Beginn verlief holprig – und holpert noch. Das jedenfalls sagt Matthias Gastel, Filderstädter und Bundestagsabgeordneter für die Grünen.

 

Dieser Tage ist Gastel so etwas wie der Oberbeobachter, was den umgekrempelten Busverkehr auf den Fildern betrifft. Mitte Dezember, also zwei Wochen nach den Neuerungen, hat er auf Facebook eine Umfrage gestartet. Er hat sich erkundigt, wie zufrieden die Fahrgäste sind. Kommentare gab es reichlich. „Ich habe diese sorgsam gelesen und ausgewertet“, ließ er damals die Diskutierenden wissen.

Warum kümmert sich ein Berliner Politiker derart um örtliche Busse?

Doch warum kümmert sich ein Berliner Politiker eigentlich so intensiv um regionale Busverbindungen? „Verkehr ist mein Thema“, sagt er. Er sei damals, als die S-Bahn nach Filderstadt verlängert und das Bussystem umgestellt worden sei, nah dran gewesen. Dass sich da jetzt etwas ändert, interessiere ihn deshalb genauer. Da es sich bei dem neuen Linien-Betreiber, der Friedrich-Müller-Omnibus (FMO), um eine Bahn-Tochter handelt, spreche er das Thema auch in Berliner Kreisen immer wieder an. „Ich bin gut vernetzt“, sagt der bahnpolitische Sprecher seiner Fraktion. Er wolle auf diese Weise mithelfen, dass die Anfangsschwierigkeiten genau das bleiben: Anfangsschwierigkeiten. „Manche Leuten suchen ja Argumente, Bus und Bahn nicht zu nutzen“, sagt er. Deshalb seien verärgerte Buspassagiere die schlechteste Werbung für den öffentlichen Nahverkehr.

Strichliste für die Klagen der Fahrgäste

Die Busfahrgäste klagten im Dezember, über unpünktliche Busse, über Busse, die gar nicht kämen, über Fahrer, die sich verfranzten. Gastel hat alles per Strichliste ausgewertet. Klares Sorgenkind: die Linie 815 nach Waldenbuch. So unumstritten es ist, dass die neue Verbindung zwischen Filder und Waldenbuch ein Gewinn ist, so schlecht sind die ersten Erfahrungen. Die Linie, die von Ruit nach Waldenbuch pendelt, ist sehr lang und daher öfter spät dran.

Ein anderer Punkt, bei dem Gastel hartnäckig bleiben will, ist die Ampelsteuerung. Busse, die damit ausgerüstet sind, haben meist rasch Grün. Obschon FMO ihm in einem ausführlichen E-Mail-Wechsel unter anderem mitgeteilt hat, die Fahrzeuge seien mit der Technik ausgestattet, zieht Gastel dies in Zweifel. Zu oft habe er selbst in einem Bus gesessen, der an einer roten Ampel ausharren musste, erzählt er. Aber er hatte auch Busfahrten mit grüner Welle.

Die Buslinie nach Waldenbuch ist im Fokus

Der Betreiber möchte die anfänglichen Irritationen nicht zu hoch hängen. „Wir bitten um Verständnis, wenn es zum Start einer neuen Buslinie noch nicht überall wie geplant läuft“, sagt eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung. „Hierfür möchten wir uns bei allen Fahrgästen entschuldigen.“ Man müsse bedenken, dass sich die Busse die Straßen mit anderen Verkehrsmitteln teilen „und das Verkehrsnetz die Leitungsgrenze erreicht“.

Was waren aus Bahn-Sicht die größten Komplikationen der ersten Zeit? Die Sprecherin nennt drei: „Die Verfügbarkeit der Echtzeitdaten für Fahrgäste, die Funktion der Lichtsignalanlagensteuerung, und für die Fahrgäste ist es das Gewöhnen an das neue, in großen Teilen veränderte Angebot.“ Angesprochen auf die kritisierte Linie 815 nach Waldenbuch sagt sie, man arbeite insgesamt an Anpassungen. „Auf die Linie 815 wird hierbei besonderes Augenmerk gelegt werden.“