Fast 25 Jahre ist die Forderung nach einer Direktverbindung zwischen dem Neckartal und dem Flughafen alt. Nun verspüren die unermüdlichen Befürworter plötzlich Rückenwind. Der Grund: Die Region unterstützt eine solche Linienführung.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Die Debatte um die Verlängerung der Buslinie 65 zum Flughafen nimmt wieder Fahrt auf. Es wäre falsch, zu sagen, dass es um dieses Thema je leise geworden wäre. Die Bezirksbeiräte von Birkach, Plieningen, Sillenbuch und Hedelfingen sind nie müde geworden, eine Direktverbindung zum Flughafen zu fordern. Doch nun bekommt dieser Wunsch Auftrieb. In der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses des Verbands Region Stuttgart wurde deutlich, dass die Region dieses Ansinnen ausdrücklich unterstützt.

 

Mehr als unterstützen kann die Region dies aber nicht. „Es ist ein Hinweis von uns, den wir so nicht umsetzen können“, sagt die Verbandssprecherin Dorothee Lang auf Nachfrage. „Wir sind nicht zuständig.“ Zuständig sei die Stadt Stuttgart. Der Verband habe mit der Empfehlung dem politischen Wunsch Rechnung getragen, das Nahverkehrsnetz auf den Fildern zu verbessern.

Die Argumente haben die Lokalpolitiker nie überzeugt

Die lokalpolitische Forderung nach einer direkten Verbindung zwischen Neckartal und Flughafen ist rund 25 Jahre alt. Fast ebenso alt ist der Hinweis der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), dass sich eine solche Veränderung nicht rechnet. Zum einen, weil die Linie 65 als längste Buslinie Stuttgarts dann noch verspätungsanfälliger würde. Zum anderen, weil zu wenige Fahrgäste das Angebot nutzen würden. Die Bezirksbeiräte der genannten Bezirke haben sich von diesen Argumenten nicht überzeugen lassen. Immer wieder kam das Thema auf die Tagesordnungen ihrer Sitzungen. Im Jahr 2012 hat sich die SSB schließlich erweichen lassen und eine neue Buslinie – den 79er – zwischen Plieningen und dem Flughafen eingeführt. Bis Mai 2016 verkehrten Busse mit Wasserstoffantrieb. Für die SSB ein Test in zweierlei Hinsicht: Erstens sollten die neuartigen Fahrzeuge ausprobiert werden, zweitens lieferte die Linie Zahlenmaterial zum Fahrgastaufkommen auf dieser Strecke. Und Letzteres war nach den Erhebungen der SSB ernüchternd: Statistisch gesehen stiegen gerade einmal drei Menschen in jeden Bus. Das Todesurteil für die Linie.

Dass sich die Region nun für eine Direktverbindung ausspricht, empfindet Philipp Kordowich von der Sillenbucher CDU als „Rückenwind“, wie er sagt. „Ich glaube, die Chancen, dass die Verbindung doch kommt, sind deutlich gestiegen“, sagt er. „Wiederholte Wortmeldungen in einem Bezirksbeirat sind einfacher vom Tisch zu wischen als der Wunsch der Region.“

Die SSB prüft nach eigenen Angaben verschiedene Varianten

Die Sozialdemokraten von Birkach, Plieningen, Sillenbuch und Hedelfingen haben auf die Neuigkeiten prompt mit einer gemeinsamen Pressemitteilung reagiert. „Eine umsteigefreie attraktive Busverbindung mit dem 65er von Obertürkheim bis zum Flughafen stellt ein interessantes ÖPNV-Angebot für viele Flughafenmitarbeiter und Beschäftigte in den umliegenden Arbeitsstätten dar“, ist darin zu lesen. „Jetzt muss sich die SSB bewegen.“

Dass die SSB dies tun wird, ist offenbar nicht ausgeschlossen. So jedenfalls sind die Aussagen des Sprechers Hans-Joachim Knupfer zu interpretieren. „Wir prüfen mehrere Varianten, mit und ohne Linie 65“, teilt er mit. Details will er zum derzeitigen Zeitpunkt nicht nennen. „Die Kollegen sind dran.“ Bis wann mit einem Vorschlag seitens der SSB zu rechnen ist, ist unklar. „Ich kann keinen Termin sagen.“