Rund 500 Millionen Euro würde es kosten, die S-Bahn-Trassen ins Neckartal zu verlängern. Mehrere Trassen sind im Gespräch. Den Lokalpolitikern reicht das aber nicht. Sie wollen noch mehr.
Leinfelden-Echterdingen - Vor knapp einem halben Jahr hat die Region eine Untersuchung über mögliche S-Bahn-Verbindungen von der Filderebene ins Neckartal veröffentlicht. Die Ingenieure vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart (VWI) bewerten dabei drei Nordtrassen, die von Neuhausen nach Wendlingen führen. Außerdem eine Südvariante, die südlich des Flughafens von der bestehenden Trasse abzweigt, jeweils einen Halt im Süden Bernhausens sowie in Sielmingen bedient, außerdem am Ortsrand von Harthausen und Wolfschlugen stoppt und schließlich in zwei Tunnels nach Nürtingen führt. Die Kosten würden je nach Variante zwischen 442 Millionen Euro und 557 Millionen Euro liegen. Eine Trassenempfehlung geben die VWI-Ingenieure nicht ab.
Die Untersuchung wurde bei der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses von Leinfelden-Echterdingen vorgestellt, auch wenn die Kommune von möglichen neuen Trassen nicht betroffen wäre, aber natürlich von neuen S-Bahnlinien profitieren würde. Und die anschließende Diskussion zeigte, wie tief der Frust bei den Stadträten angesichts der Verkehrspolitik in der Region Stuttgart sitzt.
Schienenverbindung nach Reutlingen und Tübingen gegen den Stau
„Alle Lösungen sind enttäuschend“, sagte SPD-Fraktionschef Erich Klauser. Es ergebe keinen Sinn, Haltestellen auf den Feldern zu planen. Karl Kizele (Freie Wähler), selbst Landwirt, monierte, dass die Südtrasse Ackerflächen und schützenswerte Gebiete durchschneiden würde. „Die Untersuchung ist genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgt“, sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende Ilona Koch. Man müsse das Augenmerk nun nicht nur auf den Fern-, sondern auch auf den Nahverkehr richten.
Eine Alternative für die Filder sei nach Ansicht von Jürgen Kemmner (L.E. Bürger) und auch für Klauser die Stadtbahn U 5, die über Leinfelden und Echterdingen hinaus nach Plattenhardt und Bonlanden geführt würde. „Wir müssen aber über das Ganze nachdenken, ein Ringschluss ist zu wenig“, so Klauser.
Walter Vohl (Freie Wähler) lenkte den Blick in eine ganz andere – und schon seit Jahrzehnten diskutierte – Richtung. „Es müssen Alternativen zur B 27 geschaffen werden, das würde den ganzen Fildern helfen.“ Das sieht auch Wolfgang Haug so. „Wir brauchen eine Schienenverbindung nach Reutlingen und Tübingen, nur das wird uns entlasten“, forderte der FDP-Stadtrat.
Hans Huber, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, hält die Überlegung zum Ringschluss grundsätzlich für gut. „Aber ich glaube nie und nimmer daran, dass das mit S 21 zu schaffen ist.“ Die Versäumnisse von Jahren seien kaum wieder gutzumachen. Und Frank Mailänder (Grüne) befürchtet ganz allgemein, dass S 21 den Nahverkehr kaputt machen würde.
Filderstadt spricht sich für Ringschluss aus
Die Stadträte beschlossen schließlich einstimmig, dass sowohl Gäubahn als auch Betriebskonzept für den Filder-Abschnitt von S 21 so gestaltet werden, dass eine S-Bahn-Verbindung von Böblingen via Flughafen hinunter ins Neckartal ohne Beeinträchtigung der Filder-S-Bahn möglich bleibt. Und Baubürgermeisterin Eva Noller wurde als Aufgabe mitgegeben, sich um die Verbindungen in Richtung Süden zu kümmern.
Auch in der Nachbarstadt hat man eine Meinung zu dem Thema. „In die vom Landkreis Esslingen und den Neckartalkommunen beauftragte Untersuchung waren die Filderkommunen nicht eingebunden“, sagte Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub. Gleichwohl begrüße man das Gutachten, obwohl es in der Kommune noch nicht offiziell behandelt wurde. Der Rathauschef spricht sich klar für den schienengebundenen Ringschluss ins Neckartal aus, sieht den Flächenverbrauch bei der Südvariante aber kritisch, zumal die Trasse Filderstädter Gemarkung durchschneiden würde.
Traub macht sich ebenso wie die Stadträte aus L.-E. für eine Schienenverbindung in Richtung Reutlingen und Tübingen stark. „Das ist ein Ziel, das wir in der Fortschreibung des Regionalverkehrsplans deutlich fordern“, so der Filderstädter Oberbürgermeister.