Nahverkehr-Bilanz Wie rentabel sind S-Bahn-Strecken?

Eine Bilanz der S-Bahn-Strecken in der Region zeigt: die Baukosten liegen meist höher als geplant – aber die Zahl der Fahrgäste ist es auch.
Stuttgart - Über neue S-Bahn-Strecken wird in der Region Stuttgart oft jahrzehntelang diskutiert, und viele Kosten-Nutzen-Rechnungen werden angestellt - doch ob sich eine neue Linie nach dem Bau wirklich rentiert, das erfährt die Öffentlichkeit oft nicht mehr. Die Stuttgarter Zeitung hat deshalb den Verband Region Stuttgart gebeten, die Zahlen für die drei letzten großen S-Bahn-Projekte zusammenzustellen.
Konkret handelt es sich um die Verlängerung der S-Bahn von Rohr zum Flughafen 1993, um die Weiterführung dieser Linie bis nach Bernhausen 2001 sowie um die Verlängerung der S1 von Plochingen nach Kirchheim/Teck 2009 - mehr ist im S-Bahn-Netz seit 1993 nicht gebaut worden. Die jüngste Linie von Böblingen nach Maichingen, die seit vergangenem Jahr in Betrieb ist, blieb unberücksichtigt, weil noch kaum Zahlen vorliegen.
Das Fazit lautet: alle Projekte sind deutlich teurer geworden als errechnet, aber die Menschen haben diese Strecken deutlich besser angenommen als geplant.
Die Baukosten
Die Bilanz zeigt, dass die Teuerung bei diesen drei S-Bahn-Linien schmerzlich hoch ausfällt. Bei der S2 nach Bernhausen zahlte die öffentliche Hand zuletzt 14 Millionen Euro mehr als kalkuliert, was einem Plus von fast 20 Prozent entspricht. Die Verlängerung zum Flughafen vor 18 Jahren wurde sogar 25 Prozent teurer. Für die S-Bahn nach Kirchheim existieren noch keine Schlussrechnungen, doch Jürgen Wurmthaler vom Verband Region Stuttgart (VRS) weiß schon heute, dass es auch dort "keine Punktlandung" geben wird.
Er sieht vor allem die Inflation als Kostentreiber, denn zwischen Kalkulation und Bau seien bei diesen S-Bahn-Projekten zehn bis 15 Jahre vergangen. Daneben stellten die Baufirmen regelmäßig Nachforderungen. Im Vergleich zur Kostenexplosion bei der S60 zwischen Böblingen und Renningen erscheinen diese Zahlen sogar moderat, denn bei dieser Tangentiallinie war man von 93 Millionen Euro ausgegangen - jetzt liegt man bei 150 Millionen Euro, obwohl die Strecke erst zu einem Drittel fertig ist. "Es ist zwingend notwendig, dass wir vorab die Kosten deutlich besser kalkulieren", sagt die Regionaldirektorin Jeannette Wopperer selbstkritisch.
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