Der gemeinsame Tarif von Heilbronn bis Tübingen könnte bald starten. Doch es gibt auch Widerstände gegen das Metropolticket.

Stuttgart - Dem seit zwei Jahren verfolgten Projekt eines Metropoltickets für den Ballungsraum Stuttgart, das den VVS in der Region Stuttgart und acht Nachbarverbünde (siehe Grafik) umfasst, droht ein veritabler Fehlstart. Zwar liegt nun ein fertiges Konzept für ein Tagesticket für Einzelpersonen zum Preis von 19 Euro und fünfköpfige Gruppen (26 Euro) sowie für einen Einzelfahrschein vor, doch dagegen gibt es in zwei Regionen massive Bedenken.

 

Der Raum Neckar-Alb rund um Tübingen lehnt das Tagesticket ab, die Region Heilbronn-Franken den Einzelfahrschein. "Wir sehen keine Vorteile in dem Tagesticket", sagte der Tübinger Landrat Joachim Walter, der sich wie zwei andere Vertreter aus Neckar-Alb gestern in der Sitzung des Koordinierungsausschusses der Metropolregion der Stimme enthielt. Die übrigen Mitglieder, allen voran die Vertreter der Region Stuttgart, begrüßten das neue Angebot und forderten vehement seine Einführung.

Erfolg nur wenn alle Regionen mitziehen

"Das ist die Nagelprobe für die Metropolregion, weil es das erste Projekt mit finanziellen Auswirkungen ist", sagte der Stuttgarter Regionalpräsident Thomas Bopp. Nur wenn alle Regionen mitzögen, gäbe es einen für die Bevölkerung sichtbaren Erfolg. "Wenn dies nicht gelingt, bleibt alles nur Lippenbekenntnisse", sagte ein sichtlich verärgerter Bopp, der das Konzept zusammen mit dem VVS-Geschäftsführer Horst Stammler konzipiert und massiv vorangetrieben hatte.

In dem Koordinierungsausschuss arbeiten 36 Abgesandte von Regionalverbänden, Kreisen und Kommunen aus den Regionen Heilbronn-Franken, Neckar-Alb, Nordschwarzwald, Ostwürttemberg und Stuttgart unter dem Vorsitz des Stuttgarter Oberbürgermeisters Wolfgang Schuster zusammen. Das Metropolticket ist das erste konkrete Projekt des Ausschusses, der in allen Fragen nur beratende und koordinierende Funktion hat.

Die Kosten werden aufgeteilt

Die Beschlüsse, vor allem mit finanziellen Auswirkungen, werden in den Kreistagen, Gemeinderäten und in der Stuttgarter Regionalversammlung gefällt. Die Kosten für das Metropolticket belasten die Verkehrsverbünde und die dahinter stehenden Kreise sowie die Region Stuttgart. Für den Einzelfahrschein, der mit einem Zuschlag von 85 Cent verkauft wird und der es ermöglicht am Start- und Zielbahnhof weitere Busse und Bahnen zu nutzen, muss die Deutsche Bahn ihr Vertriebssystem für 350.000 Euro umstellen, was sie in Rechnung stellt. Für die Tagestickets, die zwei und drei Euro günstiger als das Baden-Württemberg-Ticket der Bahn angeboten werden, erhält die Bahn einen Ausgleich, der höchstens eine Million Euro beträgt. Auch diese Kosten werden aufgeteilt.

Der VVS muss rund 618.000 Euro schultern, der Naldo in der Region Neckar-Alb etwa 260.000 Euro, die anderen Verbünde sind mit Beträgen zwischen 11.000 Euro (Calw) und 117.000 Euro (Heilbronn-Franken) dabei. Angesichts dieser Beträge befürchteten Landräte wie Joachim Walter und Johannes Fuchs (Rems-Murr-Kreis) eine Subventionierung der Bahn. Stammler schloss dies aus, zudem würde ein Fahrgastzuwachs von fünf Prozent die Ausgleichsbeträge halbieren. Sollten elf Prozent mehr Fahrgäste gewonnen werden, entstünden keine zusätzlichen Kosten.

Die Vertreter von CDU, SPD, Grünen und FDP in der Regionalversammlung, die am 13. April darüber beraten, signalisierten, dass sie dem Metropolticket und den damit verbundenen Zusatzkosten für den VVS zustimmen werden. "Wir sollten diesen großen Schritt für die Bürger nicht zerreden", mahnte der CDU-Regionalrat Joachim Pfeiffer. Auch die Grüne Ingrid Grischtschenko sprach von einem "großen Wurf". Der SPD-Regionalrat Harald Raß sagte: "Wir produzieren viel Papier und viele Gedanken, aber wenig Konkretes. Wenn das Metropolticket scheitert, bringt das den Ausschuss in Misskredit."