Die Calwer Firma Rexer bedient seit Anfang Juli zehn Linien in der Stadt – und tut sich dabei nach wie vor schwer.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der öffentliche Nahverkehr in Esslingen kommt nicht aus den Schlagzeilen. Seit dem 1. Juli kutschieren Busse des Calwer Unternehmens Rexer rund ein Drittel der Busfahrgäste durch Esslingen – und seither laufen viele Bürger gegen das neue Angebot Sturm. Rexer hatte bei der europaweiten Ausschreibung des Esslinger Linienbündels das günstigste Angebot unterbreitet und zugesichert, alle von der Stadt Esslingen formulierten Vorgaben zu erfüllen.

 

Dabei gibt es offensichtlich erhebliche Probleme. Die Busse seien oft verspätet, die Busfahrer sprächen schlecht oder gar kein Deutsch, seien unfreundlich, würden sich teilweise im Esslinger Liniennetz nicht auskennen und gelegentlich an Bushaltestellen vorbeifahren, obwohl dort Fahrgäste ein- oder aussteigen wollten – so heißt es in zahllosen Leserbriefen in der lokalen Presse.

Stellungnahme erst nach dem klärenden Gespräch

Eine Sprecherin von Rexer erklärte am Montag, man werde sich diese Woche noch einmal mit dem Auftraggeber, dem Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen, treffen, um über die Probleme und deren Bewältigung zu reden. Eine Stellungnahme zu den schwerwiegenden Vorwürfen werde man erst nach dieser Runde abgeben.

Derweil hat das Thema die Esslinger Kommunalpolitik erreicht. Mittlerweile haben sowohl die CDU als auch die Freien Wähler und die Grünen Anfragen an das Esslinger Rathaus gerichtet. Die Freien Wähler fordern vom für den ÖPNV zuständigen Finanzbürgermeister Ingo Rust den Nachweis, inwieweit Rexer die vertraglichen Leistungen erfülle. Auch wollen sie alle 14 Tage wissen, ob die Rexer-Busse pünktlich fahren. Sollte Rexer nicht bereit sein, die Leistungen zu verbessern, müsse die Stadt „alle möglichen Schritte ergreifen, die bei Leistungsverzug der Firma Rexer möglich sind“.

Die CDU und die Grünen äußern sich ähnlich. Der CDU-Chef Jörn Lingnau etwa bemängelt die zahlreichen Leerfahrten der Busse, die dadurch bedingt seien, dass Rexer, anders als zugesagt, keinen Betriebshof in Esslingen gefunden habe.

Grüne fordern schnelle Lösung

Die Grünen wiederum fordern schnelle Lösungen: „Gerade mit Blick auf die Luftreinhalte-Problematik und den Klimaschutz muss ein zuverlässiger Busverkehr oberste Priorität haben“, sagt die Fraktionschefin Carmen Tittel. Und Andreas Koch (SPD) hält es für „ausgesprochen ärgerlich, dass der neue Anbieter zulasten der Fahrgäste nach dem Prinzip Learning by Doing verfährt und seine Fahrer offensichtlich nur ungenügend auf die Linienführung sowie andere Herausforderungen vorbereitet hat“. Hier müsse schnellstens nachgebessert werden. Rexer habe vertraglich zugesicherte Leistungen umgehend zu erbringen. Darin seien sich alle Fraktionen im Esslinger Gemeinderat einig. Allerdings, auch das gibt Koch zu bedenken: Die Vergabe an die Firma Rexer sei aus Wettbewerbsgründen geboten gewesen. Der Gemeinderat habe keine andere Wahl gehabt und habe auch nicht, wie es sich viele Esslinger sich gewünscht hätten, alles beim Alten lassen können.

Weiteres Öl ins Feuer gießt ein Vorfall, der allerdings nichts mit Rexer zu tun hat. Die Polizei ermittelt gegen einen noch unbekannten Linienbusfahrer wegen fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht. Der Fahrer soll am Sonntag gegen 18.45 Uhr an der Haltestelle Weilstraße in der Pliensauvorstadt beim Aussteigen der Fahrgäste plötzlich die Schiebetüren geschlossen haben. Ein siebenjähriges Mädchen geriet mit dem Kopf in die Bustür und wurde eingeklemmt. Obwohl das Kind dadurch leichte Verletzungen erlitt, soll der Fahrer des Linienbusses seine Fahrt fortgesetzt haben, ohne sich um das Mädchen zu kümmern.