Der Gemeinderat akzeptiert den vorgeschlagenen Kompromiss – wenn auch nicht einstimmig.

Verkehr - Wenig überraschend hat der Gemeinderat Renningen am Montag beschlossen, die Klage der Stadt gegen die Hermann-Hesse-Bahn zurückzuziehen. Der Anlass für diese Entscheidung war die jüngste Übereinkunft aller Beteiligten, was den Betrieb der Hesse-Bahn und der S-Bahn zwischen Weil der Stadt und Renningen angeht. Einstimmig fiel der Beschluss allerdings nicht. Fünf Ratsleute – aus unterschiedlichen Fraktionen – entscheiden sich letztlich gegen die Rücknahme der Klage. Der Reaktivierung der Schwarzwaldbahn steht damit erst einmal nichts mehr im Wege.

 

100 Prozent glücklich ist mit dem eingegangenen Kompromiss kaum jemand. Das betonen die Renninger Ratsleute mehr als nur einmal. Aber das haben Kompromisse nun mal so an sich, erinnert Monika Breitweg (Grüne). Für Renningen bedeutet die Übereinkunft nämlich, dass die lauten Dieselzüge der Hesse-Bahn sehr wohl zwischen Weil der Stadt und Renningen pendeln werden – was die Stadt eigentlich mit allen Mitteln verhindern wollte. Im Gegenzug wurde allerdings zugesichert, dass die Hesse-Bahn nur dann auf der Strecke verkehrt, wenn die eng getaktete Express-S-Bahn nicht dort unterwegs ist. Sobald die Express-S-Bahn ihren Betrieb aufnimmt, wird die Hesse-Bahn also nur noch in den Randzeiten zwischen Weil der Stadt und Renningen fahren. Darüber hinaus sollen die Planungen für eine S 6 bis Calw weiter vorangebracht werden.

„Nicht einfach aus der Hand geben“

Im Kampf gegen die Dieselzüge möchten sich manche noch nicht geschlagen geben. „Ich kann dem heute nicht zustimmen“, sagt zum Beispiel Wolfgang Steudle von der CDU. „Ich sehe es nicht als positiv, wenn 2021 Dieselzüge an Schnallenäcker vorbeifahren und wenn hier ein paar Millionen Euro ausgegeben werden, wenn in ein paar Jahren die S-Bahn die Hesse-Bahn ablöst.“ Resi Berger-Bäuerle (Frauen für Renningen) und Jürgen Lauffer (Freie Wähler) teilen die Bedenken. Die Klage sei ein großes Pfand, das man nicht einfach aus der Hand geben sollte, warnt Lauffer.

Andere sehen das Ergebnis der Gespräche weit positiver. „Ich denke, man hat hier einen guten Kompromiss gefunden“, findet Jan Hambach, Fraktionsvorsitzender der SPD. Die Hartnäckigkeit Renningens habe sich am Ende ausgezahlt. Auf der Klage zu bestehen, würde Renningen letztlich nur als Verhinderer dastehen lassen. Auch Marcus Schautt, Fraktionschef der Freien Wähler, sieht mit dem Kompromiss die Gefahr gebannt, dass Malmsheim durch einen Konflikt von Hesse-Bahn und S-Bahn auf dem eingleisigen Streckenabschnitt irgendwann abgehängt werden könnte.

Die Grünen gehen noch einen Schritt weiter: „Am Ende wird doch alles gut“, findet Fraktionschef Jochen Breutner-Menschick. Hinter diesem Eckpunkte-papier, das die Verantwortlichen ausgearbeitet haben, stecke viel mehr als ein bloßer Kompromiss. Auf dieser Basis könne es nun endlich weitergehen.

Gleichwohl sorgt der weiterhin geplante Umbau des Renninger Bahnhofs durch die Bank für Kopfschütteln. Denn wenn die Hesse-Bahn bereits nach kurzer Zeit nur noch in den Randzeiten bis Renningen fährt und früher oder später ganz von der S 6 abgelöst werden könnte, werde sich der Betreiber fragen müssen, ob der Ausbau des Bahnhofs überhaupt sinnvoll ist, findet Marcus Schautt. Auch Thomas Mauch (SPD) wundert sich, dass eine Hesse-Bahn nur bis Weil der Stadt nicht förderfähig sein soll, dafür aber ein 2,5 Millionen Euro teurer Umbau, der kaum und in einigen Jahren vielleicht gar nicht mehr benötigt wird. „Aber darüber haben wir hier nicht zu entscheiden“, so Schautt.

Vage Formulierungen

Mauch stört sich zudem an einer sehr vagen Formulierung in dem Eckpunktepapier. Darin steht, dass die Express-S-Bahn Vorrang vor der Hesse-Bahn erhält. Eigentlich ist vorgesehen, dass beide Züge nie gleichzeitig die Strecke zwischen Weil der Stadt und Renningen befahren. „Wieso steht dann da nicht einfach: Die Hesse-Bahn endet zu diesen Zeiten in Weil der Stadt?“ Die bestehende Formulierung schließe einen gleichzeitigen Verkehr auf der Strecke dagegen nicht aus. „Das ist natürlich eine böswillige Auslegung, die ich keinem unterstellen will“, ergänzt Mauch augenzwinkernd. Er wünsche sich jedoch eine eindeutigere Formulierung.

Der Text in dem Papier ist so allerdings gesetzt, daran lasse sich jetzt nichts mehr ändern, ohne gleich ein ganz großes Fass aufzumachen, warnt der Bürgermeister Wolfgang Faißt (Freie Wähler). Ihm sei jedoch ebendies, nämlich dass ein gleichzeitiger Betrieb ausgeschlossen ist, zugesichert worden. Bei dem engen Takt lasse die Strecke einen parallelen Betrieb beider Züge ohnehin nicht zu, ergänzt der Erste Beigeordnete, Peter Müller. „Es käme also auf das Gleiche heraus.“