FDP-Fraktionschef Maurmaier und Bahn-Freund Knupfer sehen Chancen in neuen Linien.

Leonberg - Eine Stadtbahn von Leonberg nach Vaihingen und eine Linie nach Weissach? Das geht, sagen Dieter Maurmaier und Hans-Joachim Knupfer. Zwar nicht von heute auf morgen, aber mittel- bis langfristig. Und so haben der liberale Ratspolitiker und der autodidaktische Verkehrsexperte sich zusammen gesetzt, um Streckenführungen auszutüfteln, die die Verbindungen von und nach Leonberg deutlich verbessern könnten.

 

Der Gedanke ist nicht ganz neu. Schon zum Jahreswechsel hatte Landrat Bernhard beklagt, dass die Stuttgarter Stadtbahnlinien vor den Kreisgrenzen enden. Warum sollten etwa die U6, die jetzt in Gerlingen endet, nicht nach Leonberg weiterfahren? Und die U 13, die momentan bis Feuerbach fährt, könnte nicht nur bis Ditzingen verlängert werden, sondern gleich bis ins Leonberger Zentrum hinein.

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Die Überlegungen sind mittlerweile in konkretes Handeln gemündet. Eine Potenzialstudie soll ermitteln, ob es im gesamten Landkreis genügend Nachfrage nach neuen Bahnen gibt, auch für Linien nach Sindelfingen und Böblingen.

Dieter Maurmaier, Dozent für Verkehrswesen mit eigenem Planungsbüro, und Hans-Joachim Knupfer, Sprecher der „Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn“, gehen in ihren Plänen noch weiter. „Eine schnelle Verbindung nach Vaihingen und Büsnau ist sehr interessant“, sagt Maurmaier. „Hier gibt es viel Gewerbe mit 8000 Arbeitsplätzen, das Fraunhofer-Institut, das Max-Planck-Institut, die Medienhochschule und einen direkten Anschluss zum Flughafen. Damit wäre reichlich Potenzial für eine Direktlinie vorhanden.“

Wo ein Bus durchkommt, kann auch eine Stadtbahn fahren

Die Bahn könnte vom Leonberger Bahnhof über die Stadtmitte, Stadtpark, Ramtelstraße zum Glemseck fahren und von dort durchs Mahdental Richtung Vaihingen – entweder parallel zur Landesstraße oder am Hang oberhalb des Mahdentals. „Überall wo ein Bus gut durchkommt, kann auch eine Stadtbahn fahren.“

So könnte die S6/S60 und damit die hoch belastete Stammstrecke in Stuttgart entlastet werden. An den Stationen Leonberg und Österfeld gebe es direkten Anschluss an die S-Bahn. Die Region Leonberg und die Fildern würden deutlich zusammenrücken. „Problematisch ist sicher der Abschnitt zwischen Büsnau und Leonberg durch eine lange Führung im Wald entweder am Hang oder entlang der Landesstraßen“, räumen Maurmaier und Knupfer ein. „Derartige Trassenlagen gibt es in Stuttgart jedoch auch. Grünbrücken und Tunnelabschnitte könnten hier helfen.“

Verkehrswende erfordert ein Umdenken

Der FDP-Fraktionschef im Leonberger Gemeinderat und der Eisenbahn-Freund denken zudem in die andere Richtung: Eine Bahn könnte vom Leonberger Bahnhof über Gebersheim, Rutesheim, Perouse und Flacht zum Porsche-Entwicklungszentrum fahren und von dort direkt nach Weissach.

„Das sind natürlich alles langfristige Überlegungen“, sagen Maurmaier und Knupfer. „Wenn wir aber eine Verkehrswende wollen, müssen wir in diese Richtung denken. Selbst wenn das S-Bahnnetz in fünf Jahren mit einem modernen Zugsicherungssystem ausgerüstet wird, ist es nur 20 Prozent leistungsfähiger als heute.“ Der Bedarf an weiteren Strecken sei also hoch.

Die beiden wünschen sich, dass für ihre Vorschläge eine Machbarkeitsstudie angefertigt wird, ähnlich der, die der Kreis gerade für die Verlängerung bestehender Linien in Auftrag gegeben hat. Sollte ein Bau beschlossen werden, dürfte es rund zehn Jahre dauern, bis die ersten Züge rollen.