Mehr S-Bahnen, dichterer Takt, pünktliche Züge: Der Nahverkehr von Stuttgart Richtung Ludwigsburg soll verbessert werden. Vielleicht fährt sogar die Strohgäubahn eines Tages wieder bis Feuerbach?

Ludwigsburg - Überfüllte Züge, unpünktliche Bahnen, Ausfälle: Die S-Bahnfahrer im Kreis Ludwigsburg müssen einiges aushalten. Doch eine Verbesserung zeichnet sich ab: Der für Verkehr zuständige Regionaldirektor Jürgen Wurmthaler hat im Kreistag angekündigt, den Takt der S-Bahnen in Richtung Ludwigsburg, Bietigheim und Marbach zu erhöhen. Zur Überraschung von Landrat Rainer Haas ist auch die eigentlich politisch beerdigte Idee wieder im Spiel, die Strohgäubahn in Zukunft bis nach Feuerbach fahren zu lassen.

 

Worum geht es bei der Stohgäubahn?

Dieser Streit hat eine lange Vorgeschichte. Bis 2012 ist die Strohgäubahn über Korntal hinaus bis nach Feuerbach gefahren, um dort auf dem Gleis 1a einzulaufen. Damit dies wieder der Fall sein kann, wurden die Wagen der Strohgäubahn extra mit einer teuren Signaltechnik nachgerüstet. Denn der Regionalverband hatte die Idee, auf diese Weise die S-Bahnlinie S 6 zu entlasten. Im Herbst jedoch verkündete Jürgen Wurmthaler, daraus werde nichts: Die Bahnsteige in Feuerbach seien mit 96 Zentimetern zu hoch, die Strohgäubahn benötigt 55 Zentimeter. Der Regionalverband erklärte stattdessen, es sei effektiver, den Takt der S 6 zu verdichten.

Was ist die neue Entwicklung?

Im Verkehrsausschuss des Kreistages hörte sich das ganz anders an. „Wenn es gelingt, auf der S-Bahn mit dem neuen ETCS-Signalsystem mehr Kapazitäten zu gewinnen, will ich auf lange Sicht nicht ausschließen, dass die Strohgäubahn bis Feuerbach fahren kann“, sagte Wurmthaler. Die ETCS-Technik soll es ermöglichen, dass die Züge in kürzerem Abstand fahren. Der Landrat Rainer Haas wurde hellhörig: „Wir haben ihre Antwort zur Strohgäubahn als differenzierter wahrgenommen als in unseren Gesprächen im Herbst.“

Wieso fährt die S-Bahn häufiger?

Das hängt mit der Einführung der ETCS-Technik zusammen – an deren Kosten sich auch der Landkreis beteiligt, wie im Verkehrsausschuss deutlich wurde. Einige Kreisräte äußerten zwar Bedenken, stimmten aber dennoch zu. „Mit der ETCS-Technik können wir enorm Zeit sparen“, erklärte Jürgen Wurmthaler, „pro S-Bahn sind das 25 Sekunden.“

Das entlastet vor allem die überfüllte Stammstrecke in Stuttgart mit dem Tunnel zur Schwabstraße. Mit 58 neuen Zügen kann der Takt verdichtet werden. „Wir sehen den Bedarf, mehr Bahnen aus Stuttgart Richtung Norden fahren zu lassen“, sagte Wurmthaler. Umgekehrt sollen die S-Bahnen aus Bietigheim oder Marbach weiter als bislang verkehren: Zwei Züge pro Stunde könnten über den Hauptbahnhof bis nach Vaihingen, zwei sogar bis Böblingen durchfahren. Damit würde auch die Linie S 1 nach Herrenberg entlastet, die mit 100 000 Fahrgästen pro Tag die am meisten genutzte Verbindung in der Region ist.

Was ist bei der Linie S 6 möglich?

Doris Renninger, die Vize-Fraktionschefin der Grünen im Kreistag, brachte eine Idee ins Spiel, die vor allem im Strohgäu für Begeisterung sorgen wird. „Bislang gibt es für die S 6 keine umstiegsfreie Verbindung nach Ludwigsburg“, monierte sie, „mit einer Kehrtwende in Zuffenhausen könnte die S-Bahn direkt durchfahren.“ Damit rannten die Grünen beim Verkehrs-Regionaldirektor offene Türen ein – Wurmthaler nannte diese Verbindung „wichtig“.

Was ist mit der Schusterbahn?

Auch dies ist ein Herzensprojekt der Kommunalpolitiker im Landkreis Ludwigsburg. Bislang fahren nur vier Züge am Tag von Kornwestheim über den Stuttgarter Norden bis nach Untertürkheim. In der Vergangenheit haben die Untersuchungen des Regionalverbandes wenig Hoffnung auf einen Ausbau gemacht. Wenn aber im ganzen Netz mehr Kapazitäten geschaffen werden, gibt es auch hier eine Perspektive. Allerdings sagte Wurmthaler dazu: „Wir sollten das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.“

Was ist mit der Stadtbahn?

Die Stadtbahn, die ab 2030 zwischen Markgröningen und Pattonville fahren soll, hat auch beim Regionalverband Priorität – die Verantwortung dafür liegt aber beim Landkreis und der Stadt Ludwigsburg. Schließlich ist das geplante Niederflur-System mit niedrigen Einstiegen nicht mit der Stuttgarter Stadtbahn kompatibel. Wurmthaler betonte, dass die Stadtbahn Vorrang etwa vor anderen Projekten wie der Strohgäubahn-Verlängerung habe: „Wir müssen sicherstellen, dass wir bei der Verbindung schnell ein Knopf dran machen.“

Und der Zug nach Esslingen?

Vorerst auf Eis gelegt sind weitergehende Pläne aus dem Ludwigsburger Rathaus, Zugverbindungen bis nach Leonberg oder Esslingen zu etablieren. „Unsere Prioritäten liegen beim BRT-Schnellbus und der Stadtbahn“, so der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk (Freie Wähler). Die einst von Oberbürgermeister Werner Spec (Freie Wähler) entworfene Vision eines weit verzweigten Bahnnetzes von Ludwigsburg aus scheint man im Rathaus nicht mehr weiter zu verfolgen.