Just in dem Jahr, in dem erste Fahrverbote gelten und womöglich weitere drohen, steht der öffentliche Nahverkehr im Großraum Stuttgart vor einem gravierenden Umbruch. Er bringt auch viele Unsicherheiten mit sich.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Fritz Kuhn ist unverdächtig, einen Personenkult zugunsten Dritter zu betreiben. Wenn sich der Grüne auf dem Chefposten im Stuttgarter Rathaus aufschwingt, sprachliche Girlanden zu flechten, ist also Aufmerksamkeit angebracht. „Wolfgang Arnold ist die personifizierte SSB und absolute Autorität in allen Mobilitätsfragen“, sagte der Stuttgarter Oberbürgermeister an die Adresse des scheidenden Chefs der Stuttgarter Straßenbahnen Mitte Dezember. Dieses Bekenntnis dürfte zum einen Kuhns ehrlicher Erkenntnis entsprungen sein, dass Arnold wie kaum ein SSB-Chef vor ihm das Stadtbahnsystem, das heute in der Stadt die Hauptlast des Nahverkehrs trägt, weiter entwickelt hat. Zum anderen dürfte dem SSB-Aufsichtsratsvorsitzenden Kuhn schwanen, dass er 2019 einen vom Schlage Arnolds gut an seiner Seite gebrauchen könnte. Denn just in dem Jahr, in dem erste Fahrverbote in Stuttgart in Kraft treten und der öffentliche Nahverkehr weiter an Bedeutung für die Mobilität der Menschen in einer ohnehin schon staugeplagten Stadt und Region gewinnt, stehen dem mitunter fragilen System von Bus und Bahnen zahlreiche Veränderungen ins Haus. Kuhns Ziel, den herkömmlich motorisierten Verkehr im Talkessel um 20 Prozent zu reduzieren, kommt da noch oben drauf. Wenn die derart nicht mehr Willkommenen nicht gleich einen großen Bogen um die Stadt machen, dürfte es in Bussen und Bahnen künftig deutlich voller werden.