Die Fahrt mit Bussen und Bahnen in Stuttgart und den umliegenden Kreisen wird zum 1. Januar 2016 erneut teurer. Die Kritik aus der Politik führt nicht zum Umdenken bei Bahn, SSB und Busbetrieben, die über den Aufschlag entscheiden.

Stuttgart - Der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) haben am Mittwoch die Weichen für die Fahrpreiserhöhung zum 1. Januar 2016 gestellt. Fest steht, dass die Steigerung durchschnittlich 2,5 Prozent beträgt, die „geringste Anpassungsrate der letzten Jahre“, so der VVS. Wie sich der Aufschlag auf die einzelnen Tickets auswirkt, wird bis Ende des Monats entschieden.

 

Es gilt aber als sicher, dass der auf dem Tisch liegende Vorschlag gebilligt wird. Danach werden die teureren Fahrkarten, die über mehrere Zonen gelten, geringfügiger erhöht als die für kürzere Strecken (siehe Tabelle). So wird das Kurzstreckenticket, das drei Stadtbahn- und Bushaltestellen oder eine S-Bahn-Station umfasst, um zehn Cent auf 1,30 Euro teurer. Ebenfalls zehn Cent mehr kostet das Einzelticket für eine Zone (2,30 auf 2,40 Euro), dagegen bleibt das für zwei Zonen, das beispielsweise das gesamte Stadtgebiet Stuttgarts abdeckt, mit 2,80 Euro stabil. Gegen die Erhöhung beim Kurzstreckenticket hatte sich der Verband Region Stuttgart (VRS) als einer der Gesellschafter des VVS (die anderen sind die SSB, die Deutsche Bahn, die regionalen Busunternehmen, das Land, die Stadt Stuttgart und die Kreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr) ausgesprochen. Der VRS konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Die Jahrestickets für Senioren erhöhen sich um 3,6 Prozent.

Folgenlose Kritik aus der Politik

Über die durchschnittliche Tariferhöhung entscheiden die Verkehrsunternehmen im VVS alleine – das sind die Deutsche Bahn, die SSB und die regionalen Busunternehmen (darunter auch städtische Verkehrsbetriebe). Die öffentliche Hand, also die Region, die Stadt Stuttgart, die Kreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr, können dies nur ablehnen, wenn sie bereit sind, die Differenz aus der eigenen Kassen den Verkehrsunternehmen zu bezahlen. Das ist aber nicht der Fall, auch wenn es in der nichtöffentlichen Gesellschafterversammlung erneut Kritik an den Erhöhung gegeben habe – wohl vor allem aus Reihen der Regionalräte, wie Teilnehmer berichten: „Politische Vertreter haben eine geringere Erhöhung oder einen vollständigen Verzicht gefordert.“

Dem seien die Verkehrsbetriebe aber nicht gefolgt, die auf ihre gestiegenen Personal-, Sach- und Betriebskosten verwiesen hätten. Im Durchschnitt hätten sie sich 2014 um 2,5 Prozent gegenüber 2013 erhöht, also exakt jenen Wert, den nun die Tickets teurer werden. Vor allem die SSB, der in den nächsten Jahren ein Millionendefizit droht und die ursprünglich eine Erhöhung um drei Prozent ins Gespräch gebracht hatte, habe auf höhere Einnahmen gedrängt. Zuvor hatte schon der SSB-Aufsichtsratschef und Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) erklärt, es gebe keinen Spielraum für Fahrpreissenkungen. Kuhn sitzt auch dem VVS-Aufsichtsrat vor.

„Wir hätten die Tariferhöhung gerne vermieden, sind aber durch gestiegene Kosten dazu gezwungen“, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler nach der Sitzung. Man rechne mit Mehreinnahmen in Höhe von 11,4 Millionen Euro.

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