Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) bleibt auf Erfolgskurs. Trotz günstiger Benzin- und Dieselpreise und unpünktlicher S-Bahnen ist die Zahl der Fahrgäste im vergangenen Jahr gestiegen.

Stuttgart - Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) bleibt im Aufwind. Trotz des Rückgangs der Benzin- und Dieselpreise sowie weiterhin zu unpünktlicher S-Bahnen sind im vergangenen Jahr 366 Millionen Fahrten gezählt worden. Damit wurden neun Millionen mehr Passagiere als 2014 befördert. Die VVS-Einnahmen stiegen 2015 bei einer Tariferhöhung von 2,9 Prozent auf 499,8 Millionen Euro (Plus von 5,1 Prozent ).

 

Mit dem Fahrgastzuwachs von 2,5 Prozent sieht sich der Stuttgarter Tarifverbund bundesweit an der Spitze. Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) stiegen die Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr im Bundesschnitt lediglich um 0,5 Prozent.

Berufsverkehr als Wachstumsmotor

„Dank der guten Konjunktur hat sich vor allem der Berufsverkehr (ein Plus von 7,8 Prozent) als kräftiger Wachstumsmotor für den Nahverkehr in der Region erwiesen“, erklärte VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger am Freitag bei der Pressekonferenz zu den Jahreszahlen 2015. Inzwischen habe man mehr als eine halbe Million Stammkunden.

Bei den Senioren (3,1 Prozent)und im Ausbildungsverkehr (0,8 Prozent) hat der Verbund im vergangenen Jahr nochmals zugelegt. Immer mehr Fahrgäste in der Region seien mit Bus und Bahn unterwegs. Dabei gebe es einen klaren Trend zum Abonnement – vor allem als Jahreskarte. Hachenberger sieht dabei vor allem den Erfolg des von Unternehmen bezuschussten Firmentickets. Die Zahl der Nutzer sei im Lauf des vergangenen Jahres von 58 700 auf fast 64 000 gestiegen. „Inzwischen gewähren rund 350 Firmen ihren Beschäftigten einen Zuschuss zum Nahverkehr“, so Hachenberger. Mit dem Land sei zum Jahresanfang ein weiterer großer Arbeitgeber hinzugekommen, der den Beschäftigten einen Fahrkostenzuschuss von 20 Euro im Monat zahle.

Mehr Handytickets abgesetzt

Im Gelegenheitsverkehr stieg die Zahl der Fahrten um 0,9 Prozent. Gefragt war in diesem Segment vor allem das Tagesticket, dass um 5,7 Prozent zulegen konnte, während der Verkauf von Vierertickets um rund drei Prozent zurückging.

Im Gelegenheitsverkehr werden immer mehr Fahrscheine über die App „VVS Mobil“ als Handyticket verkauft. Der Absatz sei im vergangenen Jahr um fast 55 Prozent gestiegen, so der Verbund. „Mit einem Umsatz von 7,4 Millionen Euro ist das Handyticket inzwischen kein Nischenprodukt mehr“, erklärt der für die Tarife zuständige VVS-Geschäftsführer Horst Stammler.

Für 2016 hat sich der VVS neue tarifpolitische Ziele gesetzt. „Wir möchten dem Aufsichtsrat die Einführung eines attraktiven und verbundweiten Ausbildungsabonnements zum Preis von 59 Euro im Monat vorschlagen“, erklärt Stammler. Dieses Angebot sei vor allem für Azubis, Praktikanten, und Absolventen im Freiwilligen Sozialen Jahr gedacht.

Bis Ende 2016 sollen 260 000 VVS-Kunden als Ersatz für den Verbundpass die neue Polygo-Chipkarte erhalten. Mit dieser Mobilitätskarte könne man nicht nur Bus und Bahn benutzen, sondern auch bei Carsharing-Anbietern Fahrzeuge mieten oder Fahrräder ausleihen. Auf Wunsch gebe es auch ein Bezahlfunktion.

Nachholbedarf in puncto Pünktlichkeit sieht der VVS noch bei der S-Bahn, obwohl sich deren Werte leicht gebessert hätten. Hachenberger verwies darauf, dass es im VVS noch 40 weitere Verkehrsunternehmen gebe, die mit 1700 Bahnen und Bussen über 450 Linien bedienten. „Allen Fahrern gebührt ein Dankeschön für ihren Einsatz bei jedem Wetter und jeder Verkehrslage.“