Bahn und Verband Region Stuttgart haben am Montag den neuen Verkehrsvertrag über den S-Bahn-Betrieb gefeiert. Trotz des S-Bahn-Desasters der letzten Wochen überwog angenehme Feierstimmung.

Stuttgart - Die beiden Hauptdarsteller glänzen frisch poliert in der Plochinger S-Bahn-Werkstatt, in der die Deutsche Bahn am frühen Montagabend ihre geladenen Gäste zum Festakt begrüßt. Hinten eine Bahn der alten Generation, frisch modernisiert. Vorne einer der neuen, aber reparationsbedürftigen Züge, der von einer Diesellok geschoben wurde. Gefeiert werden soll der neue Verkehrsvertrag, den der Verband Region Stuttgart mit der Bahn-Tochter DB Regio geschlossen hat – und von dem sich die Verantwortlichen eine Vielzahl von Verbesserungen für den S-Bahn-Betrieb erhoffen.

 

Eigens für das Stuttgarter Netz entwickelt, macht der neue ET 430 dabei aber vor allem eines: erhebliche Schwierigkeiten. Statt mit 87 der modernen S-Bahnen können Bahn und Region Stuttgart wie berichtet nur mit drei Versuchszügen in die neue Ära starten, weil die Türen und die ausfahrbaren Schiebetritte klemmen. Wie lange es dauert, bis die Technik nachjustiert ist und die neuen Bahnen einsatzbereit sind, sei noch nicht absehbar, erklärte Hans-Albrecht Krause, Leiter der S-Bahn Stuttgart, in einer kleinen Talkrunde.

Verärgerter Verkehrsdirektor

Angesichts entnervter Pendler, wütender Fahrgäste und massiver Verspätungen in den vergangenen Wochen schwingt bei Jürgen Wurmthaler daher selbst in der Feierstunde, zu der auch Bahnvorstand Ulrich Homburg gekommen ist, eine gehörige Portion Verdruss mit. „Wir ärgern uns sehr über den holprigen Start“, betont der Verkehrsdirektor vom Verband Region Stuttgart, der sich in den vergangenen Tagen nicht nur mit Klagen über Türprobleme beschäftigen musste. Es seien zuletzt etliche Dinge zusammengekommen: „Die S-Bahn ist in schlechter Qualität gefahren.“

Trotzdem überwiegt beim Verband die Zuversicht, dass mit dem neuen Vertrag in absehbarer Zeit deutliche und spürbare Verbesserungen verbunden sind. So unerfreulich die Verzögerung bei den Zügen der neuen und überholungsbedürftigen Generation ET 430 auf der einen Seite sei, so Jürgen Wurmthaler, so erfreulich sei es andererseits, dass nun mit seinem Gegenüber der erste modernisierte 423er vorgestellt werden konnte. Mit der Bahn als Partner sei man grundsätzlich gut aufgestellt, betont er. Allerdings müsse sie jetzt auch beweisen, „dass sie es kann“.

Grüne: Geplante Tariferhöhungen noch mal überdenken

Etwa 30 Millionen Euro wird die Bahn laut Verkehrsvertrag in die Modernisierung der alten S-Bahn-Züge stecken, auf fast 500 Millionen Euro beläuft sich das Investitionsvolumen für die neuen Fahrzeuge der Baureihe 430. Gleichzeitig soll sich auch in den Bereichen Sicherheit, Komfort und Information etwas tun. So sind die durchgängig begehbaren Züge mit 16 Videokameras ausgestattet, außerdem wird die Zahl an Streifen in den Bahnen verdoppelt. Und auf den Monitoren sollen künftig nicht mehr die Fahrplandaten angezeigt werden, sondern die aktuellen Abfahrtszeiten inklusive möglicher Verspätung.

Einen positiven Effekt verspricht sich der Verband auch, weil er nun weniger Zuschüsse pro gefahrenem Zugkilometer bezahlen muss (6,14 statt 6,37 Euro). Dadurch sei der Spielraum für zusätzliche S-Bahnzüge wieder größer, so Verkehrsdirektor Wurmthaler. Rein rechnerisch seien bis zu 25 Prozent an zusätzlichen Bestellungen möglich. Im Verkehrsausschuss des Verbands soll bereits am Mittwoch wieder über eine spürbare Angebotsverbesserung bei der S-Bahn diskutiert werden, den Antrag dazu hatte die CDU-Fraktion gestellt.

Gleichzeitig hat nach den jüngsten Ereignissen auch die Grünen-Fraktion das Thema S-Bahn auf die Tagesordnung gesetzt und in einem weiteren Antrag gefordert, „dass der Verband als Aufgabenträger der S-Bahn so schnell wie möglich die relevanten Partner zu einem Spitzengespräch einlädt, bei dem konkrete Schritte zur Verbesserung“ beim S-Bahn-Betrieb beschlossen werden. Bis die Situation nicht besser geworden sei, müssten geplante Tariferhöhungen nochmals überdacht werden.