Wenn das Stadtbahnnetz wegen der Stuttgart-21-Arbeiten an der Haltestelle Staatsgalerie umgekrempelt wird, gelten Kurzstreckentickets auch auf längeren Fahrten. Das haben die Stuttgarter Straßenbahnen nun erklärt.
Stuttgart - Wenn vom 17. Mai kommenden Jahres an Teile des Stadtbahnnetzes wegen der Stuttgart-21-Bauarbeiten an der Haltestelle Staatsgalerie umgekrempelt werden, zeigen sich die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) kulant. Wer wegen der Umleitungen sein Fahrziel nicht wie gewohnt mit einem Kurzstreckenticket erreicht, muss gleichwohl nicht tiefer in die Tasche greifen. „Die Fahrgäste können weiter das Kurzstreckenticket nutzen“, sagte Stefanie Haaks, die im Vorstand des Verkehrsunternehmens für den kaufmännischen Bereich zuständig ist. Das habe man auch schon bei anderen baustellenbedingten Beeinträchtigungen so gehalten.
Die Aufwendungen für das Entgegenkommen dürften das Ergebnis der Nahverkehrstochter kaum beeinträchtigen. Nach den von Haaks vorgelegten Zahlen wird sich das von der Stadt auszugleichende Defizit in diesem Jahr auf rund 17 Millionen Euro summieren, im kommenden Jahr könnte gar ein Minus von fast 23 Millionen Euro stehen. Damit bleiben die SSB aberr unter der Defizitobergrenze von 25 Millionen Euro – das soll nach Haaks’ Mittelfristplanung auch bis ins Jahr 2019 so bleiben.
SSB vor einer Zeitenwende
Vorstandssprecher Wolfgang Arnold sieht das Unternehmen vor einer Zeitenwende stehen. Wurde in der Vergangenheit stark in den Ausbau des Stadtbahnnetzes investiert, rückt nach seinen Worten von 2020 an die Instandhaltung und Ertüchtigung des dann 270 Kilometer langen Schienennetzes in den Fokus. Dass es dafür aber anders als für den Neubau keine Zuschüsse gibt, bereitet Arnold Sorgen.
In trockenen Tüchern ist hingegen der Ausbau der Linie U 12, die 2016 und 2017 abschnittsweise auf ihren endgültigen Verlauf von Dürrlewang nach Remseck (Kreis Ludwigsburg) verlegt wird. Als letztes größeres Ausbauvorhaben steht dann die Anbindung des Flughafens und der Landesmesse an. Die Pläne für diese Netzerweiterung werden am 8. Dezember öffentlich in der Filderhalle in Leinfelden diskutiert. 2019 sollen die ersten Züge über die neue Strecke rollen.
Das Unternehmen schafft nächstes Jahr neue Stellen
Weitaus größer ist der Planungsbedarf bei allen Maßnahmen, die die SSB im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 zu bewältigen haben. Das hat Auswirkungen auf die Personalplanung. Die SSB schaffen im kommenden Jahr neue Stellen, kündigt die fürs Personal zuständige Vorstandsfrau Sabine Groner-Weber an. Die Kosten dafür bekommen die SSB erstattet. Das ist in den sogenannten Kreuzungsvereinbarungen mit der Deutschen Bahn geregelt.
Nach Abschluss des S-21-Projekts stehen die Planer aber nicht wieder auf der Straße. „Wir können ihnen eine Perspektive über diese Phase hinaus geben“, sagte Groner-Weber. Diese Planungsarbeiten, eine Ausweitung des Angebots wie auch die verstärkten Aktivitäten in der Instandhaltung sorgen dafür, dass 3080 Angestellte Ende 2016 bei den SSB beschäftigt sind.