Direkt vor dem Haupteingang der Wilhelma hat die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ihre neue Haltestelle in Betrieb genommen. Mehr als 70 Prozent der jährlich rund zwei Millionen Zoobesucher reisen mit dem öffentlichen Verkehrsmittel an.

Stuttgart - Vor dem Haupteingang der Wilhelma sind am Donnerstag die letzten Spuren der Stadtbahn-Baustelle mit Rollrasen überdeckt worden. Seit vier Uhr morgens wird die neue Haltestelle von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) regulär genutzt. Um 11 Uhr haben SSB-Vorstandssprecher Wolfgang Arnold, Wilhelma-Chef Thomas Kölpin und Wolfgang Schanz, der Leiter des Stuttgarter Tiefbauamts, die Verkehrsstation eingeweiht. Kölpin und die Tiefpflegerin Ramona Schiele brachten als Glücksbringer ein Kune-Kune-Schwein mit. Die Rasse aus Neuseeland ist seit einem Jahr im Zoo und so pflegeleicht, dass sie im Schaubauernhof gestreichelt werden kann.

 

Tunnelbau zwang zu neuem Halt

Die neue Haltestelle für die Wilhelma ist nötig, weil die rund 100 Meter entfernte bisherige Haltestelle den beiden Röhren des Rosenstein-Straßentunnel im Weg steht. Sie wird abgerissen, die Gleise werden dort temporär um zwei Meter angehoben, so dass die Tunnel darunter entstehen können. Die Verlegung der Haltestelle hat die Stadt gezahlt. In die neue Station flossen eine Million Euro. Die Architektur kommt nicht von der Stange, sondern ist, weil der Eingang des Zoos unter Denkmalschutz steht, quasi ein Maßanzug. Den Wilhelma-Eingang im maurischen Stil samt Terrakotta-Außenmauern entwarf (wie das Wilhelma-Theater) Hofbaumeister Karl Ludwig von Zanth. Das war 1843.

Zum neuen Stadtbahnhalt gehören zwei gewölbte Glasüberdachungen auf grauen Stahlstützen, deren Träger wie Äste auskragen. Statt schreiendem Orange sind die SSB-Ticketautomaten in vornehmem Grau gehalten, die Möblierung ist mit nur acht Sitzen aus Drahtgeflecht sparsam, denn der Blick auf den Eingang muss unverstellt bleiben. Dazwischen stehen zwei Palmen in unterirdischen Töpfen. Im Winter hievt der zoologisch-botanische Garten die Schattenspender ins Gewächshaus.

70 Prozent kommen mit Stadtbahn

Die zwangsweise Verlegung des Halts sei ein „Glücksfall“, sagte SSB-Chef Arnold, denn eigentlich habe man ihn schon 1990, als die Hochbahnsteige eingebaut wurden, vor die Wilhelma rücken wollen. Das hätten die Denkmalschützer aber nicht gern gesehen. Von den zwei Millionen Besuchern reist der größte Teil, Arnold schätzt mehr als 70 Prozent, mit der Stadtbahn an.

Der Bau der Haltestelle dauerte zehn Monate. 2020, wenn der 750 Meter lange Rosensteintunnel fertig ist, sollen die schon verlegte Bundesstraße 10 am Zoo-Eingang und beim Theater sowie die Pragstraße Fahrspuren verlieren. Dann werde es rund um die Wilhelma ruhiger werden, sagte Wolfgang Schanz. Thomas Kölpin hörte das gerne. „Das wird auch unseren Tieren zugutekommen“, sagte er. Die Regenperiode hat die Besucherzahlen im ersten Halbjahr etwas gedrückt, im August erwartet der Zoodirektor rund 180 000 Gäste, die Tageskarten lösen.

Elefantenhaus kommt später

Kölpin hat in den Mauern der Wilhelma selbst große Ausbaupläne. Am Donnerstag rückte er allerdings bisherige Zeitvorstellungen zurecht. Die neue Elefanten-Anlage werde erst nach der Eröffnung des Rosenstein-Tunnels, also „nach 2020 kommen und 2023 oder 2024 fertig sein“, sagte er. Das Vorhaben werde voraussichtlich die größte Investition des Zoos werden. Zahlen nannte er nicht. Das 2013 eröffnete Haus für die Menschenaffen hatte 22 Millionen Euro gekostet. Die Anlage für die Elefanten soll eine Fläche von 1,5 Hektar haben und für eine Herde von 14 Tieren ausgelegt sein. Zurzeit hält die Wilhelma zwei. Kölpin appellierte bei der Haltestelleneröffnung an die Stadt, eines der Neubauprojekte finanziell zu unterstützen, auch wenn die Wilhelma ein Landesbetrieb sei.