Rund 84 Millionen Euro kostet der Bau der vier Kilometer langen S-Bahnstrecke von Bernhausen nach Neuhausen. Der Zeitplan ist schon jetzt sehr ambitioniert.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Bisher ist Bernhausen auf den Fildern die Endstation der S-Bahn-Linie 2 – das soll sich in den nächsten Jahren ändern: Bei einem Treffen Ende Januar haben der Verband Region Stuttgart (VRS), der Landkreis Esslingen, die Kommunen Filderstadt und Neuhausen sowie die SSB gemeinsam den Startschuss für die Verlängerung der S-Bahn-Strecke gegeben. Nach Möglichkeit ab Ende 2019 sollen die Züge im Halbstundentakt bis Neuhausen auf den Fildern weiterfahren; eine Haltestelle ist auch in Sielmingen vorgesehen. Nach korrigierten Berechnungen soll der Bau der zweigleisigen, exakt 3,9 Kilometer langen Strecke 83,5 Millionen Euro kosten. Bisher war von 78,2 Millionen Euro die Rede.

 

Für ein Novum in der Stuttgarter S-Bahn-Geschichte sorgt die SSB: Erstmals soll nicht die Deutsche Bahn die Bauherrin sein, sondern der Stuttgarter Verkehrsbetrieb. Zum einen erhofft man sich so niedrigere Kosten, weil die SSB zeitgleich die U 6 zum Flughafen baut. Zum anderen hat der Regionalverband bei den letzten S-Bahn-Projekten keine allzu guten Erfahrungen mit der Bahn gemacht – sowohl bei der S 60 nach Renningen als auch bei der S 4 von Marbach nach Backnang hatte es Verzögerungen und teils Mehrkosten gegeben.

Der Zeitplan, das räumt der Regionalverband selbst ein, ist allerdings extrem ehrgeizig. Nach den Erfahrungen früherer Projekte könnte die Linie eigentlich nicht vor 2021 vollendet werden, sagte VRS-Direktor Jürgen Wurmthaler am Mittwoch in der Sitzung des Verkehrsausschusses. Durch ineinandergreifende Terminpläne will man das Unmögliche aber möglich machen.

Enorme technische Schwierigkeiten

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 spielt im Übrigen eine große Rolle bei dieser Verlängerung. Denn die S-Bahn nach Neuhausen sei nur dann wirtschaftlich, wenn der Filderbahnhof am Flughafen gebaut werde und so weitere Fahrgäste angezogen würden, sagte Wurmthaler – die 7000 täglichen Fahrgäste, die den Berechnungen zugrunde gelegt wurden, seien sonst nicht realistisch. Selbst mit Stuttgart 21 hat das Projekt nur einen Kosten-Nutzen-Faktor von 1,1. Sinkt der Wert unter 1,0 ab, darf der Bund das Projekt nicht mehr fördern.

Ein wichtiger Grund für diese Verlängerung war schon immer gewesen, dass die S-Bahn später einmal ins Neckartal nach Wendlingen verlängert werden könnte und so eine weitere Tangentiale entstünde. Dieses Argument gilt aber heute nur noch bedingt. Denn der Verband weist nun auf enorme technische Schwierigkeiten hin. Erstens müsste Neuhausen untertunnelt werden, zweitens sei die Anbindung der S-Bahn-Strecke an die Neubaustrecke bei Denkendorf „bautechnisch sehr anspruchsvoll und aufwendig“. Die Region setzt deshalb auf den „Filderbahnhof plus“ unter der Flughafenstraße: Dadurch ergäbe sich automatisch eine neue Ost-West-Verbindung aus dem Raum Böblingen ins Neckartal bis Nürtingen und Reutlingen – der Fahrgast müsste am Flughafen nur einmal umsteigen. Voraussetzung sei aber der bisher nicht beabsichtigte Bau der sogenannten großen Wendlinger Kurve.

Nicht nur Regionalrat Mark Breitenbücher (Grüne) warnte vor großen finanziellen Risiken, falls die Linie nicht bis 2019 fertig würde – es drohen Bundesmittel auszufallen. Die Grünen pochen auf eine Verlängerung der S-Bahn ins Neckartal, unabhängig von Stuttgart 21. Thomas Leipnitz (SPD) und Rainer Ganske (CDU) nutzten umgekehrt die Gelegenheit, auf die Notwendigkeit von Stuttgart 21 für diese S-Bahn hinzuweisen. Ganske sieht es übrigens nicht als Misstrauensvotum an die Bahn, dass die SSB bauen soll – die Synergieeffekte stünden im Vordergrund.