Die S 62 nimmt am 12. September den Betrieb auf. Im Vorfeld wurde die neue Verbindung schon mehrfach deutlich kritisiert.

Ohne Zwischenstopp von Weil der Stadt nach Leonberg: Von Montag, 12. September an, wird die neue Express-S-Bahn S 62 zwischen Weil der Stadt und Zuffenhausen fahren. Sie soll mit zusätzlichen Fahrten zu den Hauptverkehrszeiten die oft überlaufene S 6 entlasten.

 

Ausgerechnet den wichtigen Knotenpunkt Renningen lässt sie allerdings aus. Gleichzeitig ist sie der Grund, dass die Hermann-Hesse-Bahn zu den Hauptverkehrszeiten nicht bis nach Renningen fahren darf. Eine merkliche Zeitersparnis findet zudem lediglich zwischen Weil der Stadt und Leonberg statt, weil der längere Halt in Renningen fehlt. Die Fahrzeiten zwischen den einzelnen Haltestellen verändern sich trotz fehlender Zwischenstopps kaum, vereinzelt dauern sie sogar länger. Die neue Linie wurde im Vorfeld schon deutlich kritisiert.

S 62 soll die S 6 entlasten

„Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die S-Bahn-Linie S 6 besonders nachgefragt“, heißt es vom Verband Region Stuttgart, der die S-Bahn betreibt. Gerade auf dem Weg zu größeren Bahnhöfen wie Leonberg oder Ditzingen mit den Arbeitgebern Trumpf und Thales kann es schnell ganz schön eng werden. Um die Mitfahrt auf dieser Strecke also trotzdem attraktiv zu halten, haben der Verband Region Stuttgart und die S-Bahn Stuttgart die neue Express-S-Bahn eingeführt.

Die S 62 fährt ab dem 12. September immer von Montag bis Freitag zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 15.30 und 19 Uhr. Folgende Bahnhöfe werden angefahren: Weil der Stadt (zur Minute 29 und 59), Leonberg (Minute 8 und 38), Ditzingen (Minute 1 und 31 sowie 15 und 45), Weilimdorf (Minute 19 und 49 sowie 29 und 59), Korntal (Minute 23 und 53 sowie 26 und 56) und Zuffenhausen (Minute 23 und 53). In jede Richtung fahren auf der Strecke dann 13 Züge mehr.

Fehlender Halt in Renningen

Während die ausgedehnten Fahrzeiten vor allem die Calwer auf die Palme brachten, löste das Auslassen des Bahnhofs Renningen allseits für Kopfschütteln aus. Denn Renningen bildet mit dem Übergang zur S 60 nach Böblingen einen wichtigen Knotenpunkt, der nicht nur für die Fahrgäste der Hesse-Bahn von Bedeutung ist, sondern ebenso für viele andere Reisende der S 6. Und auch das Auslassen der wichtigen Station Porsche und Zuffenhausen statt Feuerbach als Endstation riefen Unverständnis hervor.

Nun ist es nicht so, dass diese Haltestellen in der Planung vergessen wurden. Zwischenstopps in Renningen und bei Porsche waren durchaus ein Wunsch des VRS. Jedoch sind diese aus strukturellen Gründen schlicht nicht möglich. Zwischen zwei S-Bahnen muss aus Sicherheitsgründen immer ein zeitlicher Mindestabstand gewahrt bleiben. Da die S-Bahn-Takte auf der Strecke Stuttgart-Weil der Stadt bereits sehr eng sind, waren an den genannten Bahnhöfen keine Stopps möglich.

Weitere Haltestellen sollen ab 2025 möglich sein

Der VRS setzt seine Hoffnung dabei auf Stuttgart 21. Voraussichtlich ab dem Jahr 2025, wenn die Bauarbeiten an Gleis 130 im Bahnhof in Feuerbach beendet sind, wird die S 62 bis dorthin verlängert. Dann kann die Linie vermutlich auch um weitere Zwischenhalte ergänzt werden.

Vor allem die Calwer haben bis dahin das Nachsehen. Denn in der Vereinbarung zur Hermann-Hesse-Bahn wird zugesagt, dass die Hesse-Bahn nur bis Renningen fahren darf, wenn die Express-S-Bahn nicht fährt. Ansonsten muss sie in Weil der Stadt enden. Der Calwer Landrat Helmut Riegger (CDU), Vorsitzender des Zweckverbands Hermann-Hesse-Bahn, machte seinerzeit seinem Ärger Luft, dass die Express-S-Bahn ein Zeitfenster von sechseinhalb Stunden belegt und auch noch die wichtigsten Fahrzeiten, wodurch die Fahrt mit der Hesse-Bahn für Reisende Richtung Böblingen unattraktiv sei. Denn diese müssten erst in Weil der Stadt und dann noch mal in Renningen umsteigen.

Renninger Gemeinderat plante Resolution

Zuletzt erregte der Gemeinderat Renningen noch einmal Aufsehen, als dessen Mitglieder – ohne vorherigen Gemeinderatsbeschluss – eine Resolution an den Böblinger Kreistag, den Verband Region Stuttgart und das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg veröffentlichten. Darin forderten sie erneut eine Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile der Express-S-Bahn und eines Metropolexpresses von Calw nach Stuttgart.

Vor allem die Bürgeraktion „Unsere Schwarzwaldbahn“ macht sich seit Jahren für die Einführung einer solchen Schnellverbindung stark. Die Aussage des VRS ist hier aber eindeutig: Ein Metropolexpress wäre um Welten teurer und aufwendiger, als die vorgesehene Elektrifizierung der Bahnstrecke bis nach Calw. Auf diese Weise soll langfristig die Hesse-Bahn durch eine verlängerte S-Bahn-Linie ersetzt werden.