Schon seit einigen Jahren gibt es in Sonnenberg kein Lebensmittelgeschäft mehr, nur eine Bäckerei ist übrig geblieben. Nun wollen die Menschen im Ort die Sache vielleicht selbst in die Hand nehmen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Das Bild ist trostlos: Passanten schauen durch leere Schaufenster in den ehemaligen Friseursalon. An den Schaufenstern steht, dass dieser umgezogen sei. Daneben befand sich der Kiosk inklusive Postagentur. Er ist bereits seit Jahresbeginn geschlossen. Immerhin, die einstige Apotheke steht nicht mehr leer, dort hat vor geraumer Zeit ein Corona-Testzentrum eröffnet. Allemal besser als Leerstand, findet Klaus Neubarth, der Vorsitzende des Sonnenberg-Vereins. Doch für die Zeit nach der Pandemie wünscht er sich dort was anderes, zum Beispiel eine kleine Gastronomie. Und so war der Diskussionsabend des Vereins überschrieben mit: „Warum gibt es in Sonnenberg keine Austernbar?“ Die Antwort gab Neubarth selbst: Weil niemand die Sache in die Hand genommen habe.

 

Doch das Problem ist freilich vielschichtiger, das ist auch Klaus Neubarth nur zu bewusst. Früher bekamen die Menschen in Sonnenberg alles, was man zum Leben braucht. Mit der Zeit starben die meisten der kleinen Läden, eine Entwicklung die es vielerorts gab. Übrig sind heute nur noch die Bäckerei Schrade und die Automaten der BW-Bank. Doch gerade das Verschwinden der Läden in jüngster Zeit – das Aus für die Apotheke, den Kiosk und den Friseur im Komplex nahe der Stadtbahnhaltestelle und das Aus für den Lebensmittelladen an der mittleren Laustraße – hat die Sonnenberger aufgescheucht. Denn sie haben nicht aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen, sondern weil die Gebäude an große Immobilienfirmen verkauft wurden, die nun an beiden Standorten Neubauten planen.

Der neue Bebauungsplan ermöglicht Nachverdichtung

Grundlage dafür ist ein neuer Bebauungsplan, der es ermöglicht, höher und kompakter zu bauen. Die Menschen im Ort hielten bis zuletzt dagegen, die Mehrheit des Gemeinderats stimmte schlussendlich aber dafür, an der Laustraße eine Nachverdichtung zu ermöglichen. Die Befürchtung der Sonnenberger ist nun, dass die Mieten in den Neubauten deutlich steigen, was die Ansiedlung neuer Läden schwierig macht.

Doch an dem neuen Bebauungsplan sei nicht mehr zu rütteln, sagte Klaus Neubarth. Er will dennoch nicht aufgeben und plädierte dafür, dass die Sonnenberger versuchen, Einfluss darauf zu nehmen, was an der Laustraße entsteht – beispielsweise indem man mit den politisch Verantwortlichen redet, Druck aufbaut und mit einem möglichen Konzept auf die neuen Eigentümer zugeht.

Was für einen Laden braucht Sonnenberg?

Doch wie könnte so ein Konzept aussehen? Was braucht der Sonnenberg, was wünschen sich die Menschen im Ort? Die Vorstellungen darüber gingen auseinander. Ein Café gibt es eigentlich schon, nämlich im Generationenzentrum. Wegen der coronabedingten Besuchseinschränkungen ist es allerdings ein wenig in Vergessenheit geraten. Doch nach der Pandemie könnte es wiederbelebt werden. Auch der Wirt des afrikanischen Restaurants Harambe stand einem möglichen Cafébetrieb in seinen Räumen, zum Beispiel an einem Nachmittag in der Woche, aufgeschlossen gegenüber.

Und wie wichtig ist den Sonnenbergern ein Lebensmittelladen? In der Vergangenheit war der Einkauf vor Ort vielen zu teuer. Einige der Anwesenden äußerten Befürchtungen, dass das auch künftig so seien würde und das Geschäft darum nicht lange überleben könnte. Andere hielten dagegen. Insbesondere jüngere Menschen würden viel Wert legen auf hochwertige, regionale Lebensmittel in Bioqualität, die es im Supermarkt nicht gebe. Und Sonnenberg habe durchaus eine Klientel, die sich das auch leisten wolle.

So entstand schließlich die Idee, einen genossenschaftlichen Laden aufzubauen. Ein Modell, bei dem die genossenschaftlich Engagierten einen Rabatt auf ihren Einkauf bekommen. „Das könnte eine Chance sein, weil es eine gewisse Verbindlichkeit schafft“, sagte Klaus Neubarth. Der Sonnenberg-Verein will nun das Interesse an einem solchen Laden im Ort abfragen.