In Wolfbusch und Bergheim ist die Versorgungslage prekär. Die Stadt hat im Bezirksbeirat ein Konzept vorgestellt, um die Situation zu verbessern: Am Hubertusplatz soll ein „Bonus Light“ eingerichtet werden.
Weilimdorf - Ein knappes Dutzend Stadtteile in Stuttgart hat keine funktionierende Nahversorgung. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das der Stadtverwaltung im Januar vorgelegt wurde. Eines dieser Quartiere mit prekärer Versorgungssituation ist der Bereich Wolfbusch/Bergheim (die Nord-Rundschau berichtete). In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats haben Hermann-Lambert Oediger, Leiter der Stadtentwicklung im Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, sowie Stadtteilmanager Torsten von Appen das Konzept vorgestellt, mit dem Abhilfe geschaffen werden soll.
Das Gebiet Wolfbusch/Bergheim sei aufgrund seiner Einwohnerzahl und der hohen Identifikation der Einwohner mit ihrem Stadtteil ein wichtiger Handlungsraum, erklärte Oediger. Hinzu komme, dass der Abstand zu den nächsten Einkaufsgelegenheiten am Weilimdorfer Löwen-Markt oder am Ernst-Reuter-Platz in Giebel mit rund 1,5 Kilometern verhältnismäßig groß sei. Zwar hatten die Gutachter seinerzeit einen kleinen Wochenmarkt als eine Handlungsoption ins Spiel gebracht und seit einigen Monaten gibt es dort donnerstags einige Verkaufsstände. Dennoch kommt die Stadtverwaltung zu dem Schluss, dass dies keine tragfähige Lösung für die Zukunft ist: „Wenn wir in Giebel und in Weilimdorf einen Wochenmarkt haben, fehlt für den Wolfbusch das Kundenpotenzial“, sagte Oediger in der Bezirksbeiratssitzung. Auch ein rollender Supermarkt sei keine Lösung, da es in der näheren Umgebung keinen sogenannten Muttermarkt gebe, wo der Verkaufswagen mit Ware bestückt werden könnte.
Der Einrichtungszuschuss wäre ein Novum in Stuttgart
Die Verwaltung schlägt deshalb vor, in einem Ladenlokal am Hubertusplatz einen Bonusmarkt mit verringertem Sortiment anzusiedeln, einen sogenannten „Bonus Light“. Grundsätzlich habe Bonus, eine gemeinnützige GmbH, deren Schwerpunkt auf der Integration von Arbeitslosen liegt, bereits Interesse an dem Standort signalisiert, sagte Oediger. Allerdings müssten noch viele Gespräche geführt werde. So sei etwa zur Anschubfinanzierung ein Einrichtungszuschuss von der Stadt notwendig, sagte Oediger. „Das wäre ein Novum in Stuttgart. Aber in diesem Fall wären wir dazu bereit.“
Auf Nachfrage von CDU-Fraktionssprecher Marc W. Benzinger erklärte Oediger, dass die Verwaltung für den kommenden Haushalt lediglich 60 000 für die Umsetzung des Konzepts beantragt habe – nicht aber jene 70 000 Euro für den Einrichtungszuschuss. Oediger sah hier die Kommunalpolitiker in der Pflicht: „Das müssen sie als Bezirksbeiräte dem Gemeinderat deutlich machen.“ Dieter Benz (SPD) und Michael Schrade (Freie Wähler) wiesen darauf hin, dass das angedachte Gebäude am Hubertusplatz sanierungsbedürftig und zudem aktuell vermietet sei. „Der bauliche Zustand muss natürlich beachtet werden“, sagte Oediger. Die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich schlug vor diesem Hintergrund vor, den vor einigen Jahren ausgearbeiteten, aber nie verabschiedeten Bebauungsplan für das Gebiet „Seelachwald“ wieder aus der Schublade zu holen. Den Eigentümern der Immobilien am Hubertusplatz könnten so Anreize geboten werden, um größere Verkaufsflächen zu schaffen.
Dieser Idee schlossen sich die Bezirksbeiräte ebenso einhellig an wie dem Vorhaben der Stadtverwaltung: Einstimmig beschloss das Gremium seine Zustimmung zu einem Vorhaben- und Erschließungsplan für den Hubertusplatz, zu den beantragten 60 000 Euro für die Umsetzung des Konzepts sowie zu den 70 000 Euro Einrichtungszuschuss. Letzten Endes, das betonte Ulrike Zich gleich zu Beginn der Diskussion, sei aber das Einkaufsverhalten der Bürger das wesentliche Element für die Zukunft der Nahversorgung: „Von den Wünschen der Leute allein können Einzelhändler nicht leben.“