Namensstreit im Neckartal Ist der Traum vom Wernauer Sportpark geplatzt?

Ist die Zeit für den Wernauer Sportpark schon abgelaufen? Um ein Aus zu verhindern, muss bald eine Lösung her. Foto: Ines Rudel/Ines Rudel

Die Turn- und Sportverein Wernau und Wernauer Sportfreunde haben die Möglichkeit, den Weg für einen neuen Sportpark zu ebnen. Dafür müssen sie sich aber zusammenschließen. In einem Punkt sind die Fronten allerdings so sehr verhärtet, dass das Projekt zu scheitern droht.

Geht’s eigentlich noch? Das fragen sich derzeit vermutlich viele Menschen aus Wernau, aber auch aus dem Kreis Esslingen und der Region Stuttgart. Es geht um die Differenzen zwischen den beiden Sportvereinen TSV Wernau und Wernauer Sportfreunde (WSF). Durch eine Verschmelzung mit dem Handballclub (HCW) und dem Tennisclub (TCW) haben sie die Möglichkeit, den Grundstein für einen neuen, modernen Sportpark im Neckartal zu legen, ähnlich dem in Esslingen-Weil. Alle würden davon profitieren, eine Win-Win-Situation. Nur eine Frage sorgte zunächst für Uneinigkeit, und hat sich nun zu einem echten Problem hochgeschaukelt: Der Name des neuen Großvereins.

 

Wenn man so will, geht es um einen einzigen Buchstaben. Soll der neue Verein TSV oder nur SV Wernau heißen? In dieser Frage sind die Fronten zurzeit derart verhärtet, dass eine Lösung – Stand jetzt – aussichtslos scheint. Sogar eine Mediation, die vom Gemeinderat angestoßen worden war, führte nicht zum Erfolg. Die Vertreter des TSV beendeten den Prozess in der zweiten Runde, weil aus deren Sicht die WSF entgegenkommende Angebote komplett ignorierten. „Es hieß immer nur: TSV, der Name geht gar nicht“, sagt Manfred Leutz, der TSV-Vorsitzende. Seitdem gibt es in der Sache kein Vor oder Zurück mehr.

Kurzzeitig alles in trockenen Tüchern

Dabei steht so einiges auf dem Spiel. Seit 2015 arbeiten die vier Vereine bereits an dem Projekt Sportpark Neckartal. Dort sollen die bestehenden Anlagen der WSF und des TC saniert und umstrukturiert werden. Außerdem sollen ein neuer Kunstrasenplatz sowie eine Kaltsporthalle errichtet werden. Für jeden der vier Vereine würden die Trainingsbedingungen besser. Auch der Gemeinderat hat dem Kostenrahmen, der momentan rund 7,5 Millionen Euro beträgt, zugestimmt: Unter der Voraussetzung, dass die vier Clubs zu einem Großverein verschmelzen.

Den Vorteil dahinter, dass sie ihre Namen dafür aufgeben, erkannten die Beteiligten. Und so einigten sie sich Anfang 2020 darauf, dass sie sich unter dem Dach des TSV zusammenschließen, dem mit 2000 Mitgliedern größten Verein der Stadt. Kurzzeitig war also alles in trockenen Tüchern. Dann wählten die Sportfreunde einen neuen Vorstand, für den eine Übernahme inakzeptabel ist – bis heute. Das Hauptargument, das die WSF ins Feld führen: „Bliebe es bei TSV, würden die anderen drei Wernauer Sportvereine nur geschluckt und vom Erdboden verschwinden, während der TSV sich alles einverleibt“, sagt der Pressebeauftragte der Sportfreunde, Hagen Stegmüller. Die WSF sind der Meinung, dass durch den Zusammenschluss der Vereine etwas Neues entstehen sollte – mit neuem Namen. Das sei bei 99 Prozent der Fusionen in der Region der Fall, zum Beispiel als sich 1999 der TSF und der VfL Post zur SV 1845 Esslingen zusammenschlossen. „Uns leuchtet nicht ein, warum diese Gesetzmäßigkeit ausgerechnet in Wernau außer Kraft gesetzt sein sollte“, sagt Stegmüller.

TSV will sich nicht nackt machen

Beim TSV sorgt dies für Unverständnis. „Wir sind sehr verärgert, dass man so ein Projekt über den Haufen wirft“, sagt Leutz. Der TSV sei bereits viele Kompromisse eingegangen. Wenn der Zusammenschluss und damit das Projekt Sportpark zustande käme, dann würde der größte Wernauer Verein seine sportliche Heimat auf dem Kehlenberg aufgeben. Das TSV-Gelände würde an die Stadt verkauft werden und der Erlös, der auf mehr als eine Million Euro geschätzt wird, in den Sportpark fließen. Müsste der Verein zusätzlich noch seinen Namen aufgeben, wäre das zu viel, erklärt Leutz. „Wir können uns ja nicht komplett nackt machen.“ Die Stimmung im Verein sei eindeutig: Die Mitgliederversammlung würde einer Namensänderung nicht zustimmen, sagt Leutz.

Und was sagen die anderen beiden Vereine zu der verzwackten Lage, in der sich das Projekt nun befindet? TC-Vorstand Klaus Hummel teilt mit, dass die Tennisspieler nach wie vor zu der Fusion stehen. Es wäre „wirklich schade“, wenn der Sportpark nicht realisiert würde. Dass der Verein in den TSV eingegliedert wird und seinen Namen verliert, da sei der TC „leidenschaftslos“. Auch der Vorstand der Handballer, Markus Mangold, bedauert die Situation. Beim HC, der sich einst von den WSF abspaltete, seien die Meinungen in dieser Diskussion zwar sehr verschieden. Allerdings: „Wenn die beiden Vereine sich einigen, sind wir aber bei allem dabei“, fasst er die Stimmung zusammen.

Alternativen sind schon in der Planung

Dass die Entscheidung drängt, machte Wernaus Bürgermeister Armin Elbl unlängst im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Es gebe zwar kein Ultimatum, aber die Geduld im Gemeinderat schwinde merklich, hat er festgestellt. Aus seiner Sicht „muss bis zum Jahresende eine Einigung her“. Denn das für den Sportpark vorgesehene und eingeplante Geld könne die Stadt sicher auch an anderer Stelle gut gebrauchen, betonte er.

Zwar wollen die Vereine noch immer den Sportpark haben, doch langsam schwindet die Hoffnung, dass es in naher Zukunft zu einer Einigung kommt. Deshalb wird auch über mögliche Alternativen nachgedacht. Auch eine Verschmelzung der Willigen wird dabei in Betracht gezogen.

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