Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking geht gegen seinen Nachbarn vor, weil das Restaurant Vinolio zu sehr nach der Pizza Vialino klinge, die Wiedeking in seinem Restaurant Tialini serviert. Die Pointe: Tialini hätte einst Vialino heißen sollen. Das wollte Konkurrent Vapiano aber nicht.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Ein wenig klingt es wie die späte Rache der beleidigten Leberwurst. Dabei ist die Pizza Vialino, die Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking in seiner Systemgastronomie Tialini verkauft, gar nicht mit Leberwurst verfeinert, sondern belegt mit Parmaschinken, Parmesan und Pinienkernen. Hinter dem Namen Vialino steckt aber ohnehin viel mehr als eine schnöde Pizza, nämlich ein unerfüllter Wunsch Wiedekings: So hätte seine Kette einst heißen sollen, ehe der Wettbewerber Vapiano seine Bedenken äußerte wegen der Verwechslungsgefahr von Vialino und Vapiano.

 

Nun nennt sich Wiedekings Pizza-Unternehmen bekanntermaßen Tialini, was ganz sicher nicht zu verwechseln ist mit dem Namen von Tialinis Nachbar Vinolio an der Lautenschlager Straße in Stuttgart. Dieser italienische Familienbetrieb der beiden Geschwister Tamara und Francesco Vizzani heißt seit 2014 Vinolio. Damals übernahmen die Geschwister Vizzani das Lokal von ihrem Vater. Der hatte das Ristorante unter dem Namen Leonardo 1999 eröffnet, zu einem Zeitpunkt also, als diese Ecke der Stadt noch kein Systemgastronomie-Paradies darstellte und Wendelin Wiedeking sich als Porsche-Chef gerade einen Namen machte als Provokateur unter Deutschlands Managern.

Die Pizza Vialino gegen das Familienunternehmen Vinolio

„Mit unserem neuen Namen wollten wir 2014 signalisieren, dass wir das Geschäft von unserem Vater übernommen haben und etwas Neues bieten wollen“, erklärt Francesco Vizzani, dessen Familie in Stuttgart auch durch das gleichnamige Eiscafé bekannt wurde. „Wir haben damals extra abklären lassen, ob es den Namen ein weiteres Mal gibt“, ergänzt seine Schwester Tamara. Ein Weinhändler im mediterranen Coburg nennt sich ebenfalls Vinolio. An eine mögliche Verwechslungsgefahr mit Tialini hätten die beiden aber nicht im Traum gedacht.

Umso überraschter war Familie Vizzani, als sie Post vom Nachbarn im Briefkasten fand. Die Tialini Gmbh ließ via Anwalt mitteilen, dass sie die Nutzung des Namens Vinolio untersage. „Der erste Brief war schlimm, es wurde ein hoher Schadensersatz gefordert“, erinnert sich die 33-jährige Tamara Vizzani. Ein Sprecher von Wiedeking bestätigt den Vorgang: „Wir haben erheblich in den Aufbau unserer Marke investiert – dazu gehört nicht nur der Name Tialini, sondern auch die Namen der von uns angebotenen Speisen.“ Neben der Pizza Vialino gibt es noch einen Salat und eine Pasta mit dem selben Namen. „Das Schützen dieser Marken ist ein ganz normaler rechtlicher Vorgang, daher haben wir das auf dem üblichen rechtlichen Wege getan“, so der Sprecher weiter.

Wiedeking laut Sprecher mit der Entwicklung von Tialini zufrieden

Das Schreiben des Anwalts sei natürlich keinesfalls der Tatsache geschuldet, dass das gastronomische Angebot von Tialini immer wieder in der Kritik steht und man von einer eigenen Krise ablenken müsse. „Wir sind mit der Entwicklung von Tialini – nicht nur in Stuttgart – sehr zufrieden“, erklärt der Sprecher von Wendelin Wiedeking. Und an den Gerüchten, dass der ehemalige Porsche-Chef Tialini abgeben möchte, weil er eben doch nicht so zufrieden ist, wie sein Sprecher behauptet, sei schon gar nichts dran. „Herr Wiedeking ist und bleibt Eigentümer von Tialini.“

In dieser Funktion kämpft Wiedeking also weiter um den Namen seiner Pizza mit Parmaschinken. Nachdem Familie Vizzani auf den ersten Tialini-Brief mit einem Schreiben ihres eigenen Anwalts reagiert hatte, in der sie sich kämpferisch gab, hatten die Vinolio-Betreiber erneut Post von Tialini im Briefkasten. „Darin drohte man uns mit dem Gang vor Gericht“, erzählt der 29-jährige Francesco Vizzani. So weit wollten es die Geschwister nicht kommen lassen. „Wir haben uns außergerichtlich geeinigt. Wir sind ein Familienbetrieb, er ist Wiedeking“, sagt Tamara Vizzani. Zum 1. Februar werden die Vizzanis ihr Vinolio umbenennen. Am neuen Namen tüfteln sie seit Monaten. Verschiedene Varianten werden derzeit vom Anwalt geprüft, der Favorit soll schließlich markenrechtlich geschützt werden. Nicht, dass sonst wieder unschöne Post im Briefkasten landet.